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Glück – Glückscoach – Glückslehrer – GlücksJugendleiter(innen)

Glück was ist das genau? Kann ich Glück erlernen und Glück weitergeben?

Kein anderes Gefühl besitzt eine solche Bandbreite im Erleben, wie das Glück. Es ist oft gegeben, wenn sich beispielsweise zwei Menschen finden, es ist aber auch das unwillkürliche Empfinden von Soldaten, wenn die gegnerische Kugel den Soldaten direkt daneben getötet hat und nicht sie selbst traf. Wissenschaftlich betrachtet ist Glück sogar ein Zustand unter Drogeneinfluss, wozu es nicht einmal einen Drogendealer braucht. Der Körper produziert je nach Situation 6 verschiedene Hormone, die Glücksgefühle vermitteln. Die bekanntesten körpereigenen Glückshormone sind die Endorphine, nichts anderes als Opioide. Jedes dieser 6 Glückshormone würde den Körper bei einer dauerhaften Ausschüttung schädigen, es kommt zur Überdosierung. Glück kann und darf deshalb kein endlos anhaltender Zustand sein. Das wirkliche Glück ist vielmehr eine Mischung aus Gesundheit, Zufriedenheit und Bildung. Zwischendurch erlebte Glückshöhepunkte sind dabei die Sahnehauben obendrauf.

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Glück - jeder empfindet etwas anderes, was glücklich macht | ©: Gino Crescoli from Pixabay

Allerdings ist heute der überwiegende Teil der Bevölkerung in Sachen Glück eher unterversorgt. Die Gesamtsituation gibt es kaum her, wirklich glücklich zu sein. Eine überstandene, aber nicht ausgestandene Pandemie, Krieg am Rande Europas, Klimaerwärmung und eine in weiten Teilen kaputt gesparte öffentliche Infrastruktur. Kinder und Jugendliche sind davon in besonderem Maße betroffen und dies schon lange vor Corona.

Glück ist ein (seltenes) Schulfach

Unser Bildungssystem ist auf Leistung getrimmt und besitzt für Individualität kaum Spielraum. Um jedoch Leistung erbringen zu können, sollte ein entsprechend förderndes Umfeld bestehen, was in den letzten Jahrzehnten immer weniger der Fall war. Dafür besteht die Möglichkeit, Glück zu erlernen. Auf die Idee, Kindern beizubringen, glücklich zu sein, kam zum Beispiel der Therapeut und Pädagoge Ernst Fritz-Schubert. Er führte im Jahr 2007 in Heidelberg an der Willy-Hellpach-Schule das Schulfach Glück ein. Leider hat sich die Idee, Glück an Schulen zu vermitteln, bis heute nicht sehr weit verbreitet. Aktuell, Stand 2023, wird Glück als Unterrichtsfach an etwa 200 Schulen angeboten, und zwar in Deutschland, Italien, Österreich und der Schweiz zusammengenommen.

Glück als eigenständiges Fach erscheint vermutlich sowohl der Bundesinnenministerkonferenz als auch den Schulleitungen als zu abstrakt. Zudem lässt sich das Erlernen von Glück nur schwer oder eigentlich überhaupt nicht benoten. Das aber ist nach wie vor das Grundprinzip des deutschen Schulwesens.

In der Erwachsenenbildung ist Glückscoaching der Renner

Während Kinder und Jugendliche wohl noch die nächsten Jahre vergeblich darauf warten, das Glück als Unterrichtsfach an ihre Schulen kommt, wimmelt es im Internet an Angeboten, nicht nur selbst das Glücklichsein zu erlernen, sondern auch gleich noch zum „zertifizierten“ oder sogar „diplomierten“ Glückscoach oder Glückstrainer ausgebildet zu werden. Es gibt jedoch keine staatlichen oder staatlich beauftragte Stellen, die eine solche Zertifizierung durchführen bzw. ein Diplom verleihen.

Die Angebote für das Glückscoaching müssen deshalb keineswegs nur Scharlatanerie sein, denn dass sich Glücklichsein erlernen lässt, ist wissenschaftlich untermauert.

Studien und Untersuchungen zum Glück

Es überrascht kaum, dass bei Untersuchungen zum Glücklichsein Geld eine wichtige Rolle einnimmt. So führten Wissenschaftler in den USA in den Jahren 2008 und 2023 Studien durch, in denen jeweils 450.000 Angaben von US-Bürgern ausgewertet wurden bezüglich deren Gesamtzufriedenheit und ihrem Einkommen. In der ersten Studie 2008 ergab sich ein jährliches Einkommen von 75.000 US-Dollar als die Stufe, an der Einkommen und Glück korrelieren. In der 2. Studie in 2023, an beiden war der Nobelpreisträger der Wirtschaftswissenschaften, Daniel Kahnemann, beteiligt, lag diese Stufe dann schon bei über 200.000 US-Dollar. Natürlich erzeugt Geld zumindest Zufriedenheit und Sicherheit, doch glücklich macht es nicht. Es ist bezeichnend, dass die Studien in den USA durchgeführt wurden. In nur wenigen anderen Ländern steht die Höhe des Einkommens als Erfolgsfaktor so sehr im Mittelpunkt des menschlichen Strebens wie in den Vereinigten Staaten.

Gleichermaßen aus den USA kommt eine Langzeitstudie der Harvard Universität, aber mit einem völlig anderen Ansatz. Die Wissenschaftler begleiten seit 1938 rund 2000 Menschen sowie deren Nachfahren bezüglich ihres Vorwärtskommens im Leben und halten es in Daten fest, inzwischen in der dritten Generation. Die Forscher zeigten auf, dass auf lange Sicht materielle Güter nicht zu Glück oder Zufriedenheit führen. Nach über 80 Jahren steht für sie fest, dass es gute soziale Beziehungen sind, die Menschen glücklich machen. Dazu zählt jede Art von Beziehung, ob nun Freunde, Familie oder sogar flüchtige Zufallsbekanntschaften. Es gehört aber auch dazu, diese Beziehungen selbst aktiv herzustellen und die Forscher schreiben, dass sich das problemlos erlernen lässt.

Ist das Streben nach Glück wirklich erstrebenswert?

Bleiben wir noch kurz in den USA, in deren Verfassung das Streben nach Glück als Menschenrecht verankert ist. Auch hierzu hat die Forschung eine Meinung. Wird das Glück wie ein Preis betrachtet, der gewonnen werden kann, führt dies eher zum Unglücklichsein.

Glücksempfinden verändert sich im Laufe des Lebens

Vor Freude und Glück in die Luft springen  Bild: 2731641
Vor Freude und Glück in die Luft springen | ©: Tasy Hong from Pixabay

Laut Professor Tobias Esch, der seit 20 Jahren an der Universität Witten/Herdecke das Belohnungssystem des menschlichen Gehirns erforscht, wechselt das Glücksempfinden je nach Alter. Von intensiven, aber kurzen Glücksmomenten in der Jugend zu eher wenigen Glücksmomenten im mittleren Alter bis zur langanhaltenden Zufriedenheit im Alter, selbst wenn dies von Krankheiten begleitet ist.

Was können Jugendleiter tun, um Kindern und Jugendlichen Glück zu vermitteln?

Vieles von dem, was letztlich Glück ausmacht, hört sich gerade für Jugendliche eher altbacken an. Fragt man die Kinder und Jugendliche, was Glück ist, wird man vermutlich viele unterschiedliche, durchaus interessante Antworten erhalten. Anhand der Antworten kann man nachhaken und versuchen herauszufinden, warum dies oder jenes Glücks- oder Zufriedenheitsgefühle auslösen.

1. Jugendleiter sollten selbst glücklich oder zufrieden sein

Eigene Unzufriedenheit überträgt sich auf die Kinder und Jugendlichen in der Gruppe. Das lässt sich nur schwer überspielen. Das wird sicher von einigen als doch zu viel verlangt erscheinen, aber Glück zu vermitteln ist kein herkömmliches Schulfach, das sich methodisch nach Lehrplan abarbeiten lässt. Glück zu vermitteln, ist vielmehr Aktion und Reaktion. Letztlich profitieren auch Jugendleiter selbst davon, sich mit dem (eigenen) Glück auseinanderzusetzen.

2. Kindern und Jugendlichen beibringen, Freunde zu finden

Glück - wer Freunde hat
Glück - wer Freunde hat
© www.praxis-jugendarbeit.de

Wie in der Studie oben sich herausgestellt hat sind soziale Beziehungen und Freundschaften eigentlich der zentrale Punkt um Glücklichsein zu erleben. Der Mensch ist ein soziales Wesen. Wer gemobbt wird, wer sich „ausgestoßen und abgelehnt“ fühlt ist am Verzweifeln und kann eigentlich damit nicht glücklich sein. Doch wie finde ich Freunde?

In einer Jugendgruppe zu sein, ist für Kinder und Jugendliche natürlich schon einmal ein Anfang. Irgendwie ist eine Jugendgruppe aber auch eher eine Zufallsgemeinschaft, ähnlich wie Menschen in einem Linienbus. Tatsächlich aktiv neue Freunde zu finden, hat wenig mit Zufall zu tun, aber viel mit eigenem Verhalten. Die größte Hürde ist immer, den ersten Schritt zu tun. Das kann mit Rollenspielen in der Gruppe gelernt werden. Auf eine fremde Person zugehen und einfach mal „Hallo“ zu sagen. An dieser Stelle könnten Jugendleiter sogar Feldversuche durchführen, indem die Gruppe rausgeht und dies tatsächlich mit fremden Personen versucht. In der Gruppe ist dies für die einzelnen Kinder wesentlich einfacher als im Alleingang. Natürlich sollte die Gruppe auch darauf vorbereitet werden, dass es Abfuhren geben kann, dies aber kein Grund ist, aufzugeben.

Ein weiterer wichtiger Faktor beim Finden neuer Freunde ist die Körpersprache. Statt verschränkter Arme und einem finsteren oder gleichgültigem Gesicht ein einfaches Lächeln aufzusetzen, wirkt Wunder.

Die Wahrheit funktioniert immer am besten

„Hallo, ich habe Dich hier gesehen und wollte Dich kennenlernen“. So einfach kann ein Kennenlernsatz beginnen. Keine irgendwie erfundenen Vorwände, sondern einfach die Wahrheit. Die meisten so angesprochenen Menschen sind erst einmal überrascht und damit das Gespräch nicht gleich wieder einschläft, sollte hinter diesen Einstiegssatz noch etwas mehr kommen, etwa: „ Ich heiße XYZ und wohne gleich hier um die Ecke“. Dann kann eine Frage folgen, beispielsweise: „Was machst Du so“. Kommt es zum Gespräch, wird irgendwann der Punkt erreicht, wo beide wieder auseinandergehen. Falsch wäre dann zu sagen: „Vielleicht treffen wir uns ja mal wieder“. Besser ist eine konkrete Frage, wie: „Treffe ich Dich hier wieder?“ oder „Bist Du morgen auch hier?“. Freundschaften müssen, wenn sie dazu dienen sollen, glücklich zu sein, gepflegt werden.

3. Kindern und Jugendlichen beibringen, dankbar zu sein

Viele junge Menschen in Deutschland nehmen ihr Leben in einer gut strukturierten und durchorganisierten Umgebung als selbstverständlich an. Diese Annahme der Selbstverständlichkeit erzeugt jedoch weder Glück noch Zufriedenheit. Das Aufzeigen, dass es dem größeren Teil der Menschheit auf der Erde nicht so gut geht, führt zu Dankbarkeit, hier zu leben und damit auch zu Glücksgefühlen. Ebenso ist es wichtig, in der direkten Umgebung das Wort „Danke“ dann anzuwenden, wenn es angebracht ist. Auch das hilft mit, mehr Zufriedenheit zu erzeugen.

4. Bewegung macht glücklich

Couchpotatoes hören es nicht gerne, aber Bewegung macht tatsächlich glücklich. Die Jugendgruppe muss nun nicht zu „Jugend trainiert für Olympia“ umfirmiert werden. Vielmehr sollten Übungen in die Gruppensitzungen fest mit eingeplant werden. Im Idealfall wird sogar zu Musik ausgiebig getanzt, wobei der Tanzstil völlig egal ist. Tanzen zu Musik ist ein hervorragender Stimulus für das Glücklichsein.

5. Negative Einflüsse ausschalten

Den Kindern und Jugendlichen verständlich machen, dass zu langer Handy- und Fernsehkonsum Stress erzeugen und langfristig die Gesundheit beeinträchtigen. Vielleicht ließe sich das während der Gruppensitzungen durch optische und motorische Tests verdeutlichen. Es gibt einfach durchzuführende Motorik-Tests und vielleicht ließe sich eine Tafel mit immer kleiner werdenden Buchstaben organisieren, um die Beeinträchtigungen aufzuzeigen.

Der zweite Punkt, Freunde finden, hat in dieser Aufzählung für Gruppenleiter nicht umsonst so viel Raum bekommen. Die weiter oben beschriebene Langzeitstudie der Harvard Universität über drei Generationen stellt eine glaubhafte Basis dar, im Leben glücklich zu sein oder zu werden. Gerade für Kinder und Jugendliche ist es von besonderer Bedeutung, ein persönliches Netzwerk an Freunden aufzubauen und dieses Netzwerk aktiv zu pflegen, um später nicht zu vereinsamen. Es ist ein sehr wichtiger Lernprozess.

Konfuzius, ein chinesischer Philosoph, der vor rund 2.500 Jahren lebte, sagte einmal: „Wer ständig glücklich sein möchte, muss sich oft verändern“. Besser kann der Weg zum Glück kaum beschrieben werden.

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Zusammenfassung und Fazit:

Wem das alles nun ein wenig zu abstrakt ist, der kann sich ja mal selbst überlegen, wann bin ich glücklich? Hast Du das herausgefunden, dann kannst Du dies auch anderen mitteilen. Ja man muss selbst sich mit dem Glück auseinandersetzen um über Glück mit der Gruppe sprechen zu können.

Ich denke, Glück, Glücklichsein ist ein sehr philosophisches Thema, aber hat auch sehr viel mit Psychologie zu tun. Denn der eine empfindet etwas als Glück, der andere eher weniger, oder gar als Pech. Es ist viel eher die Frage der persönlichen Haltung, abhängig von Gefühlen, Emotionen, der individuellen Persönlichkeitsentwicklung und Mentalität. Jung und Alt, haben sicherlich unterschiedliche Meinungen, was Glück bedeutet. Und deine ganz persönliche Vorgeschichte beeinflussen die Sichtweise auf Glück, Unglück, Freude, Angst, Sicherheit, Unsicherheit, positive oder negative Einstellung zum Leben, zu den Mitmenschen, letztendlich die Zufriedenheit mit sich selbst und seinem sozialen Umfeld. Daher ist es nicht so einfach zu einem für alle gleichermaßen gültigen „Glücksbegriff“ zu gelangen.

Nimm Dir mal 10 Minuten Zeit und überlege. Wenn ein Mensch glücklich ist, dann ist er unbelasteter, macht sich nicht selbst ständig runter und jammert allen und jedem sein Leid. Glückliche Menschen gestalten ihr Leben, nehmen alles gelassener und können sich dadurch auch weniger ablenken lassen. Dadurch gewinnen diese an Kreativität, sind offener und zielstrebiger. Viele sehen alles viel zu schwarz, als dass man auch mal die guten Momente im Leben einfängt – ja diese versucht überhaupt zu erkennen. Glücklichsein hat etwas mit einer positiven Einstellung zu tun.

Die Auseinandersetzung mit dem Thema kann doch dazu führen eine bessere Sicht auf sich, auf die Umwelt, auf die Mitmenschen zu entwickeln.

Ein Lob, eine Umarmung, ein Lachen, wissen geliebt zu werden, ja überhaupt soziale Beziehungen tragen sehr viel zum Glücklichsein bei. Mit Geld – wie oben in den Studien festgestellt – wird man nicht wirklich glücklich. Man meint es, ist aber nicht so.

Juni 2023

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