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Hilfe - Rettung vor dem Selbstmord

Thema: Selbstmord, Einsamkeit, Verzweiflung

Inhalt:

Es geht um ein Mädchen, welches mit dem Leben Schluss machen will. Im allerletzten Augenblick kommt eine Freundin zu Besuch. So wurde der geplante Selbstmord im allerletzten Augenblick verhindert und es entwickelte sich eine gute Freundschaft.

Anwendung:

Es ist gut, wenn man gute Freunde hat, die ein Gespür für die inneren Nöte haben. Es ist gut, wenn man jemanden hat, an den man sich anlehnen kann und welcher einem zeigt, wie schön das Leben doch sein kann.

Traurig ist jedoch oft, dass selbst die vermeintlich guten Freunde sich von Dir abwenden, wenn Du plötzlich so komisch wirst und es Dir offensichtlich schlecht geht. Ein Gespür entwickeln ist sehr sehr wichtig und manche Signale richtig verstehen lernen.

Kurzgeschichte

Ich hielt die Luft an und sah noch ein einziges Mal das Bild von meiner Familie an. Dann setzte ich das Messer an. Ich hatte mich genau erkundigt, wo man ansetzen musste, damit man am schnellsten starb. Ich musste nur endlich zudrücken, dann wäre es vorbei.

Vorbei das Leben mit den geschiedenen Eltern, die sich einen Dreck um mich scherten.
Vorbei das Leben mit der blöden Schule, die es mir nicht sehr leicht machte.
Vorbei das Leben mit den ganzen Reichenkindern, die mir immer wieder zu verstehen gaben, dass ich nichts wert war.
Und vor allem, vorbei das Leben mit ihr, die mich ignorierte und noch nicht einmal merkte, wie verknallt ich in sie war.
Dann wäre die ganze Hölle endlich vorbei. Ich nahm meine ganze Kraft zusammen und wollte diesem Elend ein Ende bereiten.

Da klingelte es an der Tür. Ich hielt inne. Mein Vater war nicht zu Hause, also öffnete niemand. Na ja, dachte ich, es kommt jetzt auch nicht mehr darauf an. Ich würde noch ein paar Minuten warten können. Ich stand langsam auf und ging zur Tür. Ich öffnete sie und sah Mara. Eigentlich hätte ich wissen müssen, dass nur sie es sein konnte. Sie kreuzte immer dann auf, wenn ich sie am wenigsten gebrauchen konnte. Sie sah mich an und ihr Lächeln erlosch. „Was ist los?", fragte sie besorgt.
Ich schüttelte den Kopf und bemühte mich fröhlich zu klingen: „Nichts ist los, alles klar!"
„Bist Du ganz sicher?", bohrte sie nach.
„Ja, mir geht es gut."
„Darf ich reinkommen?"
„Äh", Mist, schoss es mir durch den Kopf, dann sieht sie das Messer und das kann sie ja nun wirklich nicht missverstehen!
„Moment, ich muss nur noch ganz kurz aufräumen!", sagte ich hektisch.
„Das macht doch nix, bei mir sieht es auch immer schlimm aus!"
„Ja, aber bei mir kommst Du noch nicht mal zur Tür rein!"
„Okay, dann mach mal!"

Ich lief schnell vor ihr die Tür rein und schnappte mir das Messer. Dann versteckte ich es unter meinem Kissen.
Gerade rechtzeitig, denn da kam auch schon Mara die Tür rein.
„So schlimm sieht es jetzt auch nicht aus!"
„Äh, ja, ich hab ja auch das Schlimmste gerade weg!"

Sie sah mich zweifelnd an, aber dann setzte sie sich aufs Bett direkt neben das Kissen. Ich hielt die Luft an, als sie es ein wenig zur Seite schob. Aber das Messer blieb versteckt.
„Und was hast Du so die letzten Tage gemacht?", fragte Mara mich.
„Nichts Besonderes!"
„Sehr spannend!"
Ich nickte. Oh Mann, warum musste Mara gerade jetzt auftauchen? Ich hatte gerade wirklich keinen Bock auf Smalltalk. Ich wollte mich gerade umbringen und sie fragte mich, was ich die letzten Tage so gemacht habe. Wie konnte man über so belanglose Dinge reden, wenn man gerade diesem Leben ein Ende setzen wollte. Sie erzählte, was sie gemacht hatte und dass sie morgen einen Film im Fernsehen sehen wollte. „Und schaust Du Dir den auch an?", fragte sie mich auf einmal.

Da werde ich wahrscheinlich schon ganz kalt daliegen, die Augen geschlossen. Da werde ich keinen noch so schönen Film sehen, dachte ich sarkastisch. Plötzlich fing ich an zu zittern. Meine Hände zitterten, als ob ich Schüttelfrost hätte. Mara sah mich an. Ich versuchte die hochsteigenden Tränen zu unterdrücken. Mara stand auf und ging auf mich zu: „Du bist ganz sicher, dass es Dir gut geht?", fragte sie mich zweifelnd.
„Nein, verdammt!", schrie es aus mir heraus.
Sie ließ sich von diesem Ausbruch nicht einschüchtern und fragte, hartnäckig wie immer, weiter: „Was ist denn los?" „Schau unter dem Kopfkissen nach…"

Mara sah mich verwirrt an. Dann drehte sich sich um und hob das Kopfkissen an. Sie sah das Messer und drehte sich um: „Was heißt das?"
„Was soll das wohl heißen?"
Sie kam auf mich zu und packte meinen Arm. Ich ließ alles willenlos mit mir geschehen. Sie schob den Ärmel des blauen Sweatshirts hoch und drehte meinen Arm um. Sie sah die Narben, die auf der Innenseite meines Unterarms prangten.

Ich sah sie bitter an: „Heute sollte das letzte Mal sein. Das letzte Mal, dass ich das mache! Aber auch wirklich das letzte Mal! Danach werde ich nämlich nicht mehr im Stande sein, es zu tun!" Sie sah mich erschreckt an: „Aber warum?" „Warum? Ich werde es Dir sagen…" Und dann erzählte ich ihr die ganze traurige Geschichte, die sich mein Leben nannte, während mir die Tränen heiß über die Wangen liefen.

Als ich geendet hatte, nahm Mara mich ganz fest in den Arm und streichelte mir über den Rücken. Plötzlich fühlte ich mich freier, ich merkte das Mara mir zugehört hatte und mir kein einziges Mal Vorwürfe gemacht hatte. Sie hatte mir das Gefühl gegeben, dass ich nicht an allem Schuld war. Sie hatte noch nicht einmal dumme Fragen gestellt, sondern mir einfach zugehört und mich in den Arm genommen. Es fühlte sich an, als ob sie mir einen Teil der Last abgenommen hätte.

„Hey", flüsterte sie, „ich würde Dir gerne helfen! Dann müsstest Du Dich nicht mehr so alleine fühlen. Ich verstehe, wie Du Dich fühlst. Aber das Leben ist viel zu schön um ihm ein Ende zu setzen, weißt Du das!? Denk doch mal an irgend etwas Schönes, was in deinem Leben passiert ist. Möchtest Du das vermissen?" Ich dachte an das erste Mal als ich verliebt war. Ich schüttelte langsam den Kopf.
„Nein", krächzte ich heiser.
„Siehst Du! Und wenn wir uns anstrengen, bekommen wir noch viele solcher schönen Momente! Und ich möchte Dir dabei helfen, wenn Du willst!"
Ich nickte. „Danke!", flüsterte ich leise. „Das mache ich doch gerne! Ich möchte nicht, dass es Dir schlecht geht! Ich würde alles tun, damit es dir wieder besser geht! Auch wenn Du mal wieder einen Tiefpunkt haben solltest, bin ich für Dich da!" Ich erwiderte ihre Umarmung und drückte sie.

„So und jetzt gehen wir ein wenig an die frische Luft. Das tut Dir bestimmt gut!", sagte sie und zog mich hoch. Es war schon dunkel und die Sterne standen am Himmel. Mara legte sich mitten auf den Bürgersteig und sah in den Himmel.
„Komm doch auch runter!", forderte sie mich auf. Ich legte mich neben sie. „Schön", sagte ich, als ich die vielen Sterne sah. „Mmh", machte Mara und nickte, „willst du das alles vermissen?" Ich schwieg und dachte nach. Ich sah alle schönen Momente in meinem Leben, ich sah die ganze wunderbare Welt, die Gott geschaffen hatte und sagte: „Weißt Du was?" „Was?", fragte Mara und sah weiter in den Himmel. „Du hast Recht! Ich möchte diese kleinen Momente, die mir wichtig sind und die ganzen kleinen Dinge, die mich fröhlich machen, nicht vermissen. Ich möchte noch mehr solche Momente und solche Dinge kennen lernen." Mara nickte und sah mich an: „Und das kannst Du nicht, wenn Du tot bist!" Ich schluckte und erwiderte ihren Blick.

Sie hatte es auf den Punkt gebracht. Alle meine Probleme wurden klein im Vergleich zu den schönen Seiten des Lebens, ja zur ganzen großen wunderbaren Schöpfung Gottes, die das Leben lebenswert machte. Mir fiel etwas ein: „Woher hast Du deinen Lebensmut eigentlich? Du strahlst so viel Lebensfreude aus!" Mara schwieg einen Moment.
Dann fing sie zögernd an: „Ich habe gemerkt, dass manche Dinge im Gegensatz zu anderen Dingen ziemlich unwichtig sind."
„Und wie hast Du das gemerkt?"
„Ähm, meine Schwester, sie war lange Zeit ziemlich krank und ich hatte große Angst um sie. Doch eines Tages wachte sie auf und fühlte sich besser. Und so war es von da an jeden Morgen. Sie wurde langsam, aber sicher, wieder gesund. Du kannst dir nicht vorstellen, wie es ist, jeden Abend ins Bett zu gehen und nicht zu wissen, ob deine Schwester am nächsten Morgen noch lebt. Da werden so kleine Alltagsprobleme ganz banal. Du kannst froh sein, dass es Dir und Deiner Familie gut geht." Ich sah sie an. Sie hatte die Augen geschlossen. „Oh", sagte ich, „das habe ich nicht gewusst." Ich legte meinen Arm um sie.

Und in dieser kühlen, klaren Winternacht auf dem Bürgersteig wurde mir klar, wie wunderbar das Leben war, wenn man eine gute Freundin oder ein guten Freund hatte, die einen verstanden und für einen da waren.

Autorin: Isabelle Werz

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