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In dieser Geschichte geht es um Missbrauch des Vaters an der eigenen Tochter. Die Tochter springt in den Tod.
Das Gras raschelte leise, als ich mich hinkniete um einen Schluck aus dem Bach zu trinken. Vielleicht würde ich nachher noch meine schmerzenden Füße ins Wasser halten, mal sehen wie viel Zeit mir noch bleibt. Meine Kehle brannte, als mir die Kühle Flüssigkeit eiskalt in den Magen lief.
Es ist nun genau 4 Tage her, seit der letzte Tropfen reines, klares Wasser meinen Rachen entlang floss. Ich trank soviel ich konnte, wer weiß wann ich das nächste mal so eine Gelegenheit habe. Ich schaute zur Sonne. Dem Stand dieser zur Folge, würde es circa vier Uhr sein, bis ich weiter gehen könnte. 1 Stunde blieb mir also um mich auszuruhen.
Ich zog meine Schuhe aus, dann meine Socken und krempelte meine verschlissene Hose hoch. Ich hielt meine Füße in das kalte nass. Früher hätte ich sie wahrscheinlich sofort bibbernd wieder herausgezogen, doch seit diesem Jahr war ich Kälte bestens gewöhnt. Das Wasser von der Strömung getrieben, umspülte meine Zehen, meine Ferse und spülte den Schmutz mit sich hinfort. Mit dem Schmutz, den Schmerz, die Sorgen. Alles war wie weggeblasen. Ich lehnte mich nach hinten, kuschelte mich ins Gras, schloss die Augen und spürte die Sonne meine Nase kitzeln. Als ich aufwachte, umhüllte mich eine Dunkelheit, die ich sonst nur vom Land kenne, der Himmel war pechschwarz. Ich stand schweren Herzens auf, schüttelte meine müden Knochen und machte mich auf den Weg.
Meine Füße fingen wider an zu schmerzen. Es war so dunkel, ich sah höchstens 1 Meter weit, zum dritten Mal rannte ich gegen eine Straßenlaterne. So langsam, merke ich die Flasche Wodka vorhin. Mir wird warm, ich werde müde bin aber dennoch hellwach. „Ich muss weitergehen“, hämmern die Gedanken in meinem Kopf. Der Satz wird mir an den Kopf geschmettert, so dass ich taumele und schließlich rücklings auf dem Boden liege. Die Worte hämmern von innen an meinen Kopf. Es ist laut. Niemand ist hier, und doch ist es so laut, als würde man in einer gut besuchten Gaststätte sitzen. Zum Beispiel der Waldgaststätte, wo ich sooft mit meinem kleinen Bruder und meinem Vater war.
Jedes Mal wenn Ryan ( der Name kommt von dem Flugunternehmen in deren Flugzeug er gezeugt wurde, Ryanairlines) mich und meinen Vater besucht. Mama bringt ihn dann immer nur zur Tür, guckt mich mitleidsvoll an und schließt mich dann fest in ihre Arme, dabei flüstert sie leise: „Gib nicht auf, steh auf, und gehe diesen schweren Weg, ich kann dir nicht helfen! Aber es muss dir auch keiner helfen, du schaffst das auch so, ganz allein! Nun mit neuem Mut gefasst, mach weiter Maus, gehe diesen schweren Weg auch wenn du ihn noch so hasst.“ Dann ging sie. Und ich blieb mit meinem Bruder und Tränen in den Augen in der Höhle des Löwen zurück.
Mein Vater kam, und zog mich an sich. Ich hielt Ryans Hand fest, ich drückte stark zu, doch er verzog keine Miene. Ich lies meinen Vater gewähren. Es würde ja doch keinen Ausweg geben.
Ryan weiß das genau so gut wie ich. Er weiß was gleich passieren wird, er weiß warum unser Vater mich braucht. Er weiß dass das Schlafzimmer unseres Vaters die reinste Hölle für mich ist. Seine Lippen, seine Augen, ER sagt: „Zoey, du schaffst das, halte durch!“ tonlos aber ich weiß das er es denkt.
Aber daran will ich mich nicht erinnern, diese Zeit war Tränenreich, auch jetzt kullern mir die Tränen über die Wange, so oft hab ich diesen Schmerz gespürt, so oft hab ich mich mies gefühlt, so oft ich auch geduscht hab, dieses schäbige Gefühl ausgenutzt geworden zu sein, verschwand nicht.
Doch jetzt bin ich weg, ich bin verschwunden, eigentlich wollte ich zu meiner Mama. Aber als sie mich in der Tür sah, wurde sie blass und schlug die Tür vor meiner Nase wieder zu, ohne ein Wort zu sagen. Seitdem leb ich überall, und dennoch nirgendwo. Seit einem halben Jahr, ist nun für mich nicht mehr der Hund des Menschen bester Freund, sondern der Alkohol.
Der Boden unter mir war moderig, wahrscheinlich Ackerboden. Wie ich hierhergekommen bin, weiß ich nicht. Ich stand auf, klopfte mir grob den Schmutz von der Kleidung und drehte mich in alle Richtungen, ob ich einen Hinweis finden könnte, wo ich war.
Mir viel eine Kreuzung mit mehreren Straßenschildern auf. Langsam setzte ich mich in Bewegung, jeder Schritt schmerzte. Doch so etwas wie Schmerz, beirrte mich schon lange nicht mehr.
Es war viel Verkehr. Die Autofahrer starrten mich an, Jugendliche auf Fahrrädern lachten über mich. Doch es war mir egal. Ich suchte nach einen Ortsnamen um der mir bekannt vorkam. Manhattan, das kannte ich, das kennt jeder. In dieser Richtung war auch ein Campingplatz, dort könnte ich duschen und mir etwas zu essen stibitzen. Gesagt getan, ich ging mit dem Strom der Autos.
Der Campingplatz war gut besucht, umso besser für mich. Ich ging zu den Damen Waschraum und fand in einer Dusche auch noch Shampoo. Ein echter Glückstag heute, ich freute mich, und sang leise vor mich hin. Als ob Gott es gut mit mir meinen würde, legten grade 5 Mädchen ihre Sachen im Duschraum ab und gingen wieder hinaus. Ich schnappte mir deren frische Kleidung und stopfte sie mir in den Rucksack. Eine Haarbürste nehme ich auch mit. Zufrieden trat ich aus der Sanitäranlage heraus und will grade gehen, als mich eine Frau anspricht, wer ich bin. Ich drehe mich um, gucke sie an und laufe einfach drauf los. Einfach weg von hier. War ja klar das noch etwas schief gehen musste. Ich hörte einen Motor anspringen, sie würde mich doch nicht verfolgen, oder etwa doch? Doch, sie tat es. Ich lief weiter, immer weiter. Ich bekam Seitenstechen. Um mich von dem Schmerz abzulenken, versuchte ich mich auf die Schilder am Straßenrand zu konzentrieren. „Heidekartoffeln mit Quark nur 5,99€“ ich bekam Hunger.
Ich beschloss die nächste Abzweigung zu nutzen. Ich lief hinein, und hatte Glück. Ich kam in einen Wald. Ich rannte weiter. Ich hörte, wie das Motorgeräusch verstummte, ich vernahm Wagentüren die zugeschlagen wurden. Warum so viel Aufwand nur weil ich einmal dort geduscht hab? Ich hörte einen Knall. Er zerschnitt die Luft direkt über meinem Kopf und traf den Baum vor mir, so dass die Baumrinde zu allen Seite geschmettert wurde. Ein Gewehr. Was sollte das? Sie war doch keine Schwerverbrecherin! Sie hörte die Worte ihres Vaters: „Du bist ein böses Mädchen! Mach was ich dir sage, oder du wirst es bereuen du Schlampe!“ Wieder liefen mir die Tränen über die Wangen. Der Wald führte zu einer Autobahnbrücke. Das Brückengeländer war kalt, und noch feucht vom letzten Regen.
Ich sah hinab. Ich sah mich von weiter Entfernung, das Geländer hochklettern. Ich sah mich, wie ich Ryan das erste mal hielt. Wie stolz ich war. „Ryan!“, mein letzter Gedanke. Ich sprang.
Autor: Eine Zusendung von Lara Kristin S.
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