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Zufrieden stolpern erschöpfte Männer durch den Morast. Matsch und Blutspuren bedecken ihre Fellkleidung. Kor kann sie aus einer runden Giebelluke des Lehmhauses deutlich erkennen. Es sind Männer aus seiner Siedlung. Jäger! Auf ihren Schultern tragen sie besiegte Hirschkühe. Die größten Tiere, die Kor je gesehen hat. Kors älterer Bruder Tabo ist auch dabei. Er hat zum ersten Mal bei einer Jagd zusehen dürfen. Nur zusehen. Dennoch hat sich seine Familie Sorgen gemacht. Denn ein verwundetes Tier unterscheidet nicht zwischen Angreifern und Zuschauern. Ein paar Männer schleifen die Jagdbeute auf Holztravois hinter sich her. Kor freut sich: Sogar einige Bisons haben die Jäger erlegt. Damit hat das Dorf für lange Zeit wieder genug zu essen.
Am Fluss, an der Ausweide-Stelle, schlagen Frauen von einer Feuersteinknolle schmale scharfe Klingen ab. Damit werden die erjagten Tiere zerlegt.
"Kommt!", ruft Thar, einer der Jäger, die Siedlungsbewohner zusammen. "Wir wollen unserem Schöpfer-Gott für die gute Jagdbeute danken und dann wollen wir gemeinsam essen."
"Danke", singt das Volk der Jäger, "du großer Gott, du Einziger, du Ewiger im Himmel. Du sorgst für uns, weil du uns liebst. Du hast uns und alles gemacht." Feuersteine schlagen gegeneinander. Die Funken fliegen. Endlich entzündet sich das trockene Gras in der großen Feuerstelle. Holz wird nachgelegt. Dann brutzelt das Bisonfleisch.
Den Jagdtrick der Jäger kennt Kor gut. Nein, er ist noch nie auf einer Jagd gewesen. Dazu ist er noch zu jung. Aber er hat ihn als Wandmalerei in der Höhle oben in den schroffen Bergen farbig aufgemalt gesehen: Um die schnellen Hirschkühe zu erlegen, tarnen sich die Jäger mit dem Fell und Geweih der Hirschkuh. So können sie sich unbemerkt an die Herde heranpirschen. Sind die Jäger nah genug, werfen sie ihre Holzspeere mit der Steinspitze todsicher.
Kors Großvater selbst hat diese Höhle bemalt. Und Kor ist beeindruckt von der Perfektion dieser Bilder. Jedes Tier ist in Lebensgröße gemalt. Sogar die Fellfarben stimmen überein. Sein Großvater ist ein großer Künstler. Er hat die natürliche Felsformung der Höhlendecke benutzt, um jagende, ruhende oder grasende Tiere zu malen. Die schwarze Farbe wird mit einem Holzkohlestift aufgetragen. Die rote Farbe stellt sein Großvater aus eisenhaltigem Gestein her. Blut und Fette verwendet sein Großvater nicht. Die würden sich nach einigen Jahren zersetzen.
Kor hat von seinem Vater gelernt, seinem Schöpfer-Gott immer wieder dafür zu danken, dass er die Menschen mit solchen Fähigkeiten ausgestattet hat. An Geister und Götzen aus Stein und Holz glaubt er nicht, im Gegensatz zu einigen aus den Nachbarsiedlung.
Kor hockt auf einem kleinen Felsen. Es stimmt wohl, was er gestern gehört hat, denn die Gesichter der Männer sind von Sorge geprägt. Kor erinnert sich gut. Flüchtende aus dem Norden schleppten sich an ihrer Siedlung vorbei. Und Kor hat ein paar Gesprächsbrocken zwischen ihnen und seinem Großvater Jabet aufschnappen können: "Zerstörungen, gewaltige Verwüstungen, meterhohe Schlammfelder, glühende Lavafelder. Vulkanausbrüche und Erdbeben." Kor kann sich das gut vorstellen. Schließlich vibriert fast täglich die Erdoberfläche. Und manchmal ist der Himmel verhangen von grauschwarzen Aschewolken.
Kor weiß auch, woher das kommt. Sein Großvater ruft das der Sippe immer wieder ins Gedächtnis: Es sind die Folgen einer großen Flut, die zwei- oder dreihundert Jahre vorher einen Großteil des Lebens auf dieser Erde vernichtet hat. Der Schöpfer-Gott hat Gericht geübt, weil die Menschen ihn verachteten und Götzen anbeteten. Nur Noah hatte noch seine Gebote befolgt. Deshalb haben er und seine Familie in einem großen, kastenartigen Schiff überlebt. Das Wasser überstieg damals die höchsten Berge um sieben Meter, bis es nach einem halben Jahr langsam zu sinken begann. Und jetzt leben sie in der Zeit der nachsintflutlichen Folgekatastrophen. "Hoffentlich beruhigt sich die Erde eines Tages", denkt Kor. Dennoch wird die Sippe in Kors Dorf auf diese Weise immer wieder daran erinnert, wie wichtig es ist, Gott zu suchen. Sie sehen in anderen Dörfern, was geschieht, wenn Menschen den allmächtigen ewigen Gott wieder vergessen.
Durch das laute Treiben unten im Wohnhaus wird Kor aus seinen Gedanken gerissen. Seine Schwestern mahlen Körner zwischen zwei runden Steinplatten. Gleich werden sie in dem vorgeheizten Lehmofen Fladenbrot backen. Später kommt sein Freund Ungar: "Komm, Kor! Wir helfen den anderen, die frischen Felle von den Fleischresten und dem Fett zu befreien. Anschließend müssen wir sie über Holzpflöcke spannen und ein paar Tage trocknen lassen." So bekommt das Dorf wieder Material für Kleidung. Ein paar Meter neben der Lederherstellung steht das Lehmhaus des alten Werkzeugmachers. Er schlägt von einer großen Feuersteinknolle gezielt Steinsplitter ab. Diese scharfen Klingen werden als Messer benutzt. Fast alle Geräte sind aus Stein geschlagen: Schaber zum Bearbeiten der Felle, Speer- und Pfeilspitzen für die Jagd, Bohrer zum Löchern von Leder, Holz und Knochen.
Kor ist begeistert, wenn er sieht, mit was für Fähigkeiten Gott die Menschen ausgerüstet hat. Und jeder kann etwas anderes sehr gut, und fast täglich erfinden Siedlungsbewohner etwas Neues, das das Leben leichter oder interessanter macht. Thar graviert ein paar Tierzeichen und geometrische Zeichen in einen Knochen. Ein Zeichen bedeutet einen bestimmten Vorgang. So schreibt Thar Erlebtes für seine Kinder auf.
"Großvater, müssen wir unsere Häuser ebenfalls aufgeben und fliehen?", fragt Kor ängstlich nach dem Abendessen. "Ja, Kor, das ist sehr wahrscheinlich", erklärt ihm Jabet ernst. "Wir mussten vor dreißig Jahren schon einmal eine Siedlung im Norden aufgeben und sind hierher geflohen. Wir waren Gott dankbar, dass niemand von uns damals ums Leben gekommen ist. Zuerst bebte die Erde an einigen Stellen, gefolgt von vernichtenden Vulkanausbrüchen. Dann erreichten meterhohe Flut- wellen unser Land. Wir mussten fliehen, um unser Leben rennen. - Vor ein paar Tagen haben uns Boten schon wieder das Heranrücken gewaltiger Eismassen angekündigt." "Wie lange dauern diese Katastrophen noch?", bohrt Kor nach. "Das weiß kein Mensch, nur Gott", antwortet sein Großvater. "Aber du weißt, das sind alles die Folgen der Sünde. Mir macht Sorge, wie viele Menschen wie in der Zeit vor Noah wieder den Götzen nachfolgen. Jeder Berg ist für sie ein Gott, den sie anbeten. Sie fallen vor der Sonne nieder, vor dem Mond ... Sie vergessen den ewigen Gott! Das bringt Unglück über ihr Leben! Sie betrügen und hassen einander. Das bringt Krieg und Tod! Hüte dich, Kor!" "Ja!", nickt Kor.
Da durchdringt das Gebrüll des Säbelzahntigers die Nacht. Thar springt auf, greift nach seinem Speer. Jabet legt noch etwas Holz auf das Feuer am Eingang der Siedlung. Es soll das gefährliche Tier abhalten, das Lager zu betreten. Ungar legt seine Hand auf den gefährlich knurrenden Wolfshund. Und wieder vibriert der Erdboden....
(Quelle: "Der Kompass" Ausgabe 2000,
ein Tageskalender für Kinder und junge Leute. Die Geschichte
durfte mit freundlicher Erlaubnis in die Materialsammlung
aufgenommen werden.)
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