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Deutschland, im Jahr 1844: Der Wissenschaftler Konstantin von Tischendorf hat sich eine große Aufgabe gesetzt: Er will uralte Bibelhandschriften aufstöbern, neu entdecken. Was es in Europa an alten Handschriften gibt, das hat er gesehen, studiert und durchgearbeitet. Aber es muss noch ältere Manuskripte geben, handgeschriebene Bibeln, aus den ersten Jahrhunderten des Christentums.
Warum? Er will zeigen, dass die Bibel während der Jahrhunderte richtig und ohne Fehler abgeschrieben worden ist. Dann richtet er seinen Blick in den Orient. Schließlich sind alle alten Bibelhandschriften irgendwann einmal aus Ägypten oder dem Nahen Osten nach Europa gekommen. Dort muss man suchen. Aber wo genau? Die alten Bibliotheken sind längst zerstört, die Kopierstuben verfallen - nur einige alte Klöster verwahren noch Überbleibsel jener Zeit: unerkannt, von Tieren angenagt, von Moder durchzogen, mit Staub von Jahrhunderten bedeckt. Ja, hinter jenen uralten Mauern müssten sich noch ältere Handschriften befinden.
Konstantin bricht auf. Das Ziel: Ein koptisches Kloster aus dem 4./5. Jahrhundert im Sinaigebirge. Denn er weiß: Dieses Kloster ist seit seiner Gründung nicht zerstört worden. Er fährt nach Italien, nimmt in Livorno ein Schiff nach Ägypten und erreicht im Frühjahr 1844 Kairo.
Am 12. Mai 1844 bricht Konstantin von Tischendorf von Kairo aus ins Sinaigebirge auf. Verkehrsmittel ist das Kamel. In glühender Hitze führt sein Weg durch die ägyptische Wüste, über einen Seitenarm des Roten Meeres, und am Roten Meer entlang nach Süden. Nach zehn gefahrvollen Tagen erreicht er die zerklüftete Felsenwelt des Sinaigebirges. Schließlich steht er am Fuß des Sinai erschöpft vor dem Ziel seiner Reise: dem St.-Katharinen-Kloster.
Wo ist nur der Eingang? Vergebens reitet Tischendorf um die mächtigen Klostermauern. Da entdeckt er in zehn Meter Höhe eine unscheinbare Luke. Ein Seil wird herabgelassen. Daran hängt als Schwebesitz ein Querbalken. Darauf muss er Platz nehmen. Von einem verborgenen Mönch wird er in Schwindel erregende Höhe hochgezogen. Endlich ist Tischendorf im Kloster angekommen.
Er durchforstet die Bibliothek, durchsucht das ganze Kloster - aber findet nichts. Doch der Wissenschaftler gibt nicht auf. Er stöbert, wühlt und schichtet um. Und endlich stellt er in einer Ecke einen riesigen Bastpapierkorb auf den Kopf. Da traut er seinen Augen nicht: 129 altgriechisch beschriebene Pergamentblätter, die Teile der griechischen Übersetzung des Alten Testaments enthalten, liegen plötzlich vor seinen Augen auf dem staubigen Boden. Das sind nun - 1844 - die ältesten bekannten Bibelseiten - weggeworfen zum Verbrennen!
Seine Verblüffung über diesen einmaligen Fund kann Tischendorf nicht verbergen. Da werden die Mönche misstrauisch, so dass sie ihm auf der Suche nach den fehlenden Bibelseiten nicht mehr weiterhelfen wollen. Im Gegenteil noch: Sie verbieten ihm sogar, die gefundenen Pergamentblätter mitzunehmen. Erst nach langem Feilschen gelingt es Konstantin, 43 der altgriechischen Pergamentblätter zu bekommen. Den Rest muss er zurücklassen, darf ihn aber abschreiben. Dann reist er zurück nach Leipzig.
Doch die 86 Pergamentseiten im Klosterabfall lassen ihm keine Ruhe. 1854 bricht er zu einer zweiten Reise zum Sinai auf. Nichts hat sich dort geändert. Die Zeit scheint stillgestanden zu haben. Nur die uralten Bibelseiten sind nirgends mehr zu finden. Unverrichteter Dinge muss der Forscher wieder abziehen.
1859 kommt er mit Unterstützung des russischen Zaren Alexander II. zum dritten Mal ins St.-Katharinen-Kloster. Wieder scheint es Konstantin, dass er in eine längst vergangene Zeit zurückgekehrt ist. Aber an alte Bibelhandschriften - nein, daran kann und will sich niemand mehr erinnern. Wieder durchforstet er das gesamte Kloster. und wieder scheinen seine Strapazen nicht von Erfolg gekrönt zu sein.
Die tagelangen sorgfältigen Untersuchungen scheinen wieder ergebnislos zu enden. Da zeigt ihm am Vorabend von Tischendorfs geplanter Abreise der Verwalter des Klosters scheinbar zufällig eine alte griechische Bibelhandschrift.
Konstantin von Tischendorf verschlägt es die Sprache. Das, was er vor sich sieht, sind nicht nur die fehlenden Blätter des Alten Testaments, sondern auch das ganze Neue Testament, vollständig mit allen 27 Büchern - abgeschrieben um 350 n. Chr.!
Jede Seite ist ein Vermögen wert, und jede Seite ist ein schwer fassbarer Beweis für die Sorgfalt des Abschreibens, dank derer die heiligen Bücher über Jahrtausende unverfälscht überliefert werden konnten! Tatsächlich: "Die Himmel und die Erde werden vergehen, meine Worte aber werden nicht vergehen", sagt Gottes Wort.
Doch diesmal hat Tischendorf seine Gefühle unter Kontrolle. Fast gleichgültig fragt er den Mönch, ob er diese Pergamenthandschrift mit auf sein Zimmer nehmen dürfe. Die ganze Nacht arbeitet er mit seinem unbezahlbaren biblischen Schatz. Niemand hat bisher eine andere Kopie gefunden, die älter ist. Dann steht es fest: Diese komplette Abschrift der Bibel muss er haben.
Nach vielen Bemühungen kann Konstantin von Tischendorf erreichen, dass ihm diese alte Bibelhandschrift nach Kairo in ein Kloster gebracht wird, wo er sie abschreiben kann. Im St.-Katharinen-Kloster gibt es nämlich nicht genug Papier und Tinte. Und die Arbeit ist enorm: Insgesamt müssen 110000 Zeilen kopiert werden. Zum Abschreiben hat sich der Forscher noch zwei Kenner der griechischen Sprache geholt, einen Arzt und einen Apotheker.
In der Zwischenzeit verhandelt er weiter mit den Mönchen um die uralte Handschrift. Schließlich schafft Tischendorf das fast Unmögliche: Die Pergamenthandschrift wird dem russischen Zaren zum Geschenk gemacht.
Doch Russland soll nicht die bleibende Heimat des Codex werden. Später, im Jahr 1933, hat die damalige russische Regierung mehr Interesse an Geld als an einer Bibel. Sie verkauft den Codex Sinaiticus (Codex bedeutet Buch. Mit dem Beinamen Sinaiticus wird der Fundort angegeben. Also: Buch vom Sinai.), wie Tischendorfs Entdeckung jetzt heißt, für 100000 englische Pfund (damals ca. 1 100 000 Euro) an England. Seitdem wird er im Britischen Museum in London aufbewahrt.
Wie alle alten Bibelhandschriften bestätigt der Codex Sinaiticus die unverfälschte Echtheit und Einzigartigkeit der Bibel. In ihr hat Gott sich den Menschen seit Jahrtausenden offenbart. in ihr zeigt Gott den Weg zum Frieden mit ihm durch den Glauben.
(Quelle: "Der Kompass" Ausgabe 2000,
ein Tageskalender für Kinder und junge Leute. Die Geschichte
durfte mit freundlicher Erlaubnis in die Materialsammlung
aufgenommen werden.)
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