Quelle: www.Praxis-Jugendarbeit.de | 3000 Spiele, Andachten, Themen und Ideen für die Kinder- und Jugendarbeit
nur für den privaten Gebrauch | Eine Veröffentlichung - egal wo - ist ohne Zustimmung nicht erlaubt.
Hyperaktivität? | ©: www.praxis-jugendarbeit.de
Ist Ihr Kind genau das, was man früher immer als „Zappelphilipp“ bezeichnete? Also ein unruhiges Kind, das nie stillsitzen kann und stets Probleme dabei hat, sich auf etwas zu konzentrieren?
Dann könnte Ihr Kind womöglich hyperaktiv sein.
Was sich für viele Eltern zunächst wie ein Schock anhört, ist eine der meistverbreiteten psychischen Störungen bei Kindern und Jugendlichen in der heutigen Zeit. Sie sind also mit Ihrem Problem nicht allein. Hinzu kommt, dass sich die Hyperaktivität heute in der Regel relativ gut in den Griff bekommen lässt, auch wenn auf den Einsatz nebenwirkungsreicher Medikamente verzichtet werden soll.
Der Begriff Hyperaktivität setzt sich aus den Silben „Hyper“ = „Über“ und „Aktivität“ = „Handeln / Tätig sein“ zusammen. Er beschreibt also ein übermäßiges Handeln, wobei hiermit sowohl Bewegungen als auch Sprache, Gesten oder Emotionen gemeint sein können. Ein Mensch, der unter Hyperaktivität leidet, ist also „übermäßig tätig“, z. B. durch ständige motorische Bewegungen (Wackeln mit Armen, Beinen, Füßen etc.), durch ständiges Reden oder auch durch eine ständige emotionale Überreaktionen, u. a. Wutausbrüche, aber auch depressive Zustände – oft im schnellen Wechsel miteinander.
Früher hielt man hyperaktive Kinder für ein Resultat schlechter Erziehung. Heute ist wissenschaftlich belegt, dass es viele unterschiedliche Ursachen für eine Hyperaktivität gibt, die Erziehung gehört allerdings in den meisten Studien nicht dazu. So haben Forscher beispielsweise herausgefunden, dass jene Gehirnregionen, die die Aufmerksamkeit steuern, bei Kindern und Jugendlichen mit Hyperaktivität messbar kleiner sind. Ebenfalls wissenschaftlich belegt ist inzwischen der Einfluss des Erbgutes auf die Hyperaktivität. Leidet ein Elternteil an dieser Krankheit, besteht für Kinder ein stark erhöhtes Risiko, ebenfalls an Hyperaktivität zu erkranken.
Direkte Ursache für die Störung ist dann die fehlerhafte Signalübertragung zwischen den Nervenzellen und einer Regionen im rechten vorderen Stirnhirn. Diese resultiert wiederum aus der Tatsache, dass die Andockstellen an den Nervenzellen den Botenstoff Dopamin nicht aufnehmen und damit das Signal nicht weiterleiten können.
Jedes Kind hat Phasen, in denen es nervös, unruhig und kaum zu bändigen ist. Halten diese Phasen jedoch über einen längeren Zeitraum an und die Ausprägungen zeigen sich besonders stark, könnten diese Verhaltensweisen ein Hinweis sein auf das „Zappelphilipp-Syndrom“, wie die Hyperaktivität auch im Volksmund genannt wird. Nun gilt es, ganz genau auf die Details im Verhalten des Kindes zu achten.
Experten teilen die Symptome der Hyperaktivität in drei Kategorien ein. Diese sind:
Hyperaktive Kinder
©: S.Kobold - Fotolia
Die klassischen Ausprägungen der Überaktivität sind nervöse Bewegungen mit den Gliedmaßen (Wippen mit Händen und Füßen, Hin- und Her-Rutschen auf Stühlen etc.) sowie der ständige Impuls nach Aktion in allen Bereichen (Emotionen, Sprache usw.). Hinzu kommt die Unkoordiniertheit in den Bewegungen, aus der oftmals Verletzungen resultieren.
Kinder und Jugendliche, die unter Hyperaktivität leiden, werden von spontanen Launen beherrscht und gehen diesen ohne Nachzudenken nach. Sie können sich schlecht in Gruppen integrieren und gelten häufig als egoistisch. Besonders schlecht können diese Kinder mit Frust umgehen. Werden sie kritisiert, reagieren sie aufbrausend und ungestüm.
Immer wieder fallen hyperaktive Kinder durch unaufmerksame Handlungen auf. Sie können sich auf gestellte Aufgaben schlecht oder gar nicht konzentrieren, vergessen oft Details und hören insbesondere bei längeren Gesprächen nicht zu. Bei Klassenaufgaben beginnen hyperaktive Kinder mehrere Aufgaben zugleich, schaffen aber meist keine bis zum Ende bzw. bis zur Lösung. Schon kleinste Ablenkungen genügen, um das Kind von der ursprünglichen Aufgabenstellung abzubringen.
Eine besonders wichtige Rolle für hyperaktive Kinder übernehmen die Eltern. Durch ihr besonnenes Handeln können sie dem Kind helfen, besser mit sich selbst und seiner Umwelt zurechtzukommen. Es sollten beispielsweise klare Regeln aufgestellt und eingehalten werden. Nichts setzt einem hyperaktiven Kind so zu wie Inkonsequenz.
Erstellen Sie detaillierte Tages- und Wochenpläne, in denen alle wichtigen Aufgaben, z. B. Hausaufgaben, Sport, kleine Arbeiten im Haushalt oder auch die Essenszeiten, festgehalten sind. Für das Einhalten der Pläne sollte das Kind immer wieder kleine Belohnungen erhalten. Das motiviert und mildert den Eindruck der überall vorhandenen Regeln. Werden Regeln nicht eingehalten, sollten die Eltern Zusatzaufgaben verteilen (vermeiden Sie das Wort „Strafarbeiten“). Diese sollten jeweils mindestens zehn Minuten dauern. Achten Sie darauf, dass die Zusatzaufgaben von Ihrem Kind ohne zu große Anstrengungen erfüllt werden können.
Hyperaktive Kinder
©: S.Kobold - Fotolia
Nicht immer kann eine vorliegende Hyperaktivität bei Kindern und Jugendlichen mit einfachen Mitteln und Regeländerungen erfolgreich behandelt werden. Wenn Eltern nicht mehr weiterkommen, sollten sie professionelle Hilfe in Anspruch nehmen. Hier die wichtigsten Adressen:
Großes Infoportal rund um das Thema Hyperaktivität/ADHS, betrieben vom ADHS-Netzwerk, gefördert durch das Bundesministerium für Gesundheit.
Webauftritt der größten Elterninitiative zum Thema Hyperaktivität und ADS. Die Seite bietet als erste Anlaufstelle auch ein großes Forum.
Webseite der Arbeitsgemeinschaft ADHS der deutschen Kinder- und Jugendärzte. Sehr gute Anlaufstelle, um einen Experten vor Ort zu finden.
Informationsportal speziell zum Thema Aufmerksamkeitstraining. Enthält außerdem eine Datenbank zur Therapeutensuche.
Rugby: ein Spiel um Energie abzuladen | ©: www.praxis-jugendarbeit.de
Obwohl hyperaktive Kinder im Allgemeinen sehr kontaktfreudig und kreativ sind, haben sie oft Probleme, sich in eine Gruppe zu integrieren. Sie entwickeln sich aufgrund ihrer „Hyperaktivität“ zum Außenseiter und werden daher selten ohne Probleme als Gruppenmitglieder akzeptiert, oder immer weniger.
Ein Gespräch mit der Gruppe bringt meiner Meinung nicht so viel. Was soll man da auch besprechen? Dass der Betroffene hyperaktiv ist? ADHS hat? Krank ist und er dafür nichts kann? Wer soll das verstehen? Egal ob hyperaktiv, zappelig – oder schüchtern, ruhig und zurückhaltend, ängstlich und verschlossen: jeder Mensch hat so seine Macken. Der eine hat die eine, der andere hat eine andere Macke, das gibt sich aber nicht so viel.
Ein Appell an die Toleranz jedes Einzelnen in der Gruppe kann oftmals wahre Wunder bewirken. Es sollten außerdem regelmäßig geeignete Gruppenspiele zum Einsatz kommen, idealerweise solche, in denen ein ruhiger und ein aktiver Part gefordert ist.
Zur Ruhe kommen: ruhige Spiele und Übungen
©: Jérôme SALORT - Fotolia
Klar ist auch: hyperaktive Kinder in der Jugendgruppe bzw. auf Freizeiten kosten Nerven und Geduld. Da kann schon der ein oder andere Programmpunkt aus den Fugen geraten. Trotzdem würde ich versuchen gerade die zappeligen Kinder zu integrieren oder auch so zu begeistern und herauszufordern, dass deren Aktivitätsdrang voll herausgefordert wird. Die ein oder andere kleine Aufgabe mit Verantwortung kann auch Wunder wirken.
Egoismus, Rücksichtslosigkeit, Wutausbrüche, nicht verlieren können, Impulsivität, Frust, Intoleranz, Aufmerksamkeit um jeden Preis bekommen wollen – dies alles und noch viel mehr muss jedes Kind, jeder Jugendliche, jeder Mensch lernen damit so umzugehen, dass er sich in seinem sozialen Umfeld in die Gemeinschaft einfügen kann. Wirklich nicht einfach.
Hyperaktive Kinder haben es da sicherlich nicht einfacher wie andere, aber sie haben genauso viele Chancen wie andere verdient.
Coverbild Zappelphilipp
Als DVD bei Amazon bestellen
Nüchtern, jedoch umso eindrucksvoller erzählt Regisseurin Connie Walther die Geschichte des neunjährigen Fabian. Er galt in den ersten beiden Schuljahren als Problemkind und musste deshalb die Schule wechseln, um bei Hannah Winter in der dritten Klasse einen Neuanfang zu machen.
Zunächst amüsieren sich die Mitschüler teilweise noch über Fabian und seinen ungebrochenen Bewegungsdrang. Doch nachdem er den Unterricht ununterbrochen zu stören scheint und eine Lehrerin ihm deshalb eine Ohrfeige gibt, fordern die Eltern und zunehmend auch Hannah Winters Kollegen, den Jungen wegen ADHS in ärztliche Behandlung zu schicken.
Hannah Winter jedoch weigert sich, diese laienhafte Diagnose zu akzeptieren und widmet dem Jungen auch einen Teil ihrer Freizeit. Doch schließlich muss sie sich selbst krankschreiben lassen und erfährt, dass Fabian nun in der Schule Fortschritte macht. Ob der "Zappelphilipp" tatsächlich an ADHS leidet und deshalb behandelt wird, bleibt offen.
"Zappelphilipp" schildert sachlich und neutral Probleme, wie sie viele Eltern kennen: Ihre Kinder haben vielleicht oft nur einen übermäßigen Bewegungsdrang und werden allzu gerne als ADHS-Patienten gesehen und auf Medikamente wie Ritalin eingestellt. Unterschwellig schwingt in "Zappelphilipp eine Kritik am bestehenden Schulsystem mit, in dem kein Platz mehr für die individuelle Entwicklung zu sein scheint.
Weitere Meldungen und Artikel für Jugendleiter in der Jugendarbeit zu...
[ © www.praxis-jugendarbeit.de | 3000 Spiele, Bastelideen, Quizfragen für Partyspiele, Kindergeburtstag, Freizeiten, Gruppenstunde, Spielstrassen, Kinderfest etc. ]