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Cybermobbing - Die unscheinbare Gefahr aus dem Netz | ©: serkat - Fotolia
Wie fast alles, hat auch das Mobbing längst schon den Einzug in das Internet gefunden. Wer nicht bereits auf dem Schulhof gemobbt wurde, der wurde es höchstwahrscheinlich schon im Netz. Laut einer aktuellen Studie der Universität Münster sind bereits ein drittel der Schüler solch persönlichen Angriffen im World Wide Web ausgesetzt gewesen. Auch führte eine Online-Befragung zu dem Ergebnis, dass bereits über 50 Prozent der Schüler sich als Opfer von Mobbing-Attacken im Allgemeinen sehen. Das bedeutet, dass die meisten Jugendlichen, ob jetzt im Internet oder auch in der realen Welt, bereits mehr oder weniger schon einmal Opfer dieses Phänomens waren. Wir haben bereits erkannt, dass wir mehr gegen Mobbing tun müssen.
Jedoch wird das Cybermobbing dabei oft außen vor gelassen. Es wird nicht so ernst genommen, wie es eigentlich sollte. Dabei stehen Mobbing und Cyber-Mobbing sehr nahe beieinander und treten oft in Kombination miteinander auf. Dazu stellt sich dann noch die Frage, was genau ist Mobbing und wo, beziehungsweise wie fängt es eigentlich an? Was muss genau geschehen, damit jemand als Mobbing Opfer gilt?
Es gibt dazu folgende Definition: Wenn gegenüber einer Person über einen längeren Zeitraum eine feindselige Haltung eingenommen wird, dann wird dies als Mobbing zusammengefasst. Diese Aussage ist sehr schwammig, denn was genau ist eine feindselige Haltung und wie lange muss sie andauern um als längerfristig zu gelten? Eine Woche, einen Monat oder vielleicht noch länger? Diese Fragen lassen sich nur sehr schwer beantworteten und so definiert jeder Mobbing für sich selbst ganz individuell. Zusammengefasst sind sich aber alle einige, Mobbing ist eine Mischung verschiedener, meist auch böse gemeinter Verhaltensweisen. Es ist eine Konstellation, welche häufig aus zwei oder noch mehr Straftatbeständen besteht, welche über einen längeren Zeitraum immer wieder ausgeübt werden und einen erheblichen vor allem psychischen, aber auch physischen Schaden bei dem Opfer hervorrufen können.
Auch wenn Mobbing eine sehr grausame Angelegenheit ist und wir unbedingt für mehr Prävention sorgen müssen, so hat es dieses Modewort bisher noch in kein Gesetz geschafft. Dies ist auch recht logisch, denn es ist schwierig, mehrere immer unterschiedliche Straftatbestände in einem Gesetz zusammen zu fassen. Da ist es wesentlich einfach und auch besser alles zu belassen wie es ist und immer im Einzelfall individuell abzuwägen. Es handelt sich in den meisten Fällen um eine Mischung folgender Straftaten: Beleidigung, Nötigung, üble Nachrede und teils auch Bedrohung und Körperverletzung. In ganz schlimmen Fällen können auch noch weitere Straftaten eine Rolle spielen. Eine sehr schlimme Sache ist es allerdings, dass das Mobbing uns nun durch das Internet bis in die eigenen vier Wände folgen kann. Denn mit dem Cybermobbing wurde eine ganz neue Dimension erreicht.
Cybermobbing beschränkt sich in vielen Fällen nicht nur auf das Netz, sondern findet seinen Weg auch auf den Schulhof, in den Sportverein und an andere Orte. Es fängt oft mit beleidigenden Nachrichten einer einzelnen Person an und entwickelt sich dann schnell weiter. Plötzlich ist es nicht mehr nur die eine Person, sondern andere ziehen halb anonym über das Netz mit. Umso größer die Gruppe dann wird, desto sicherer fühlen sich die Täter. Viele würden sich so etwas eigentlich gar nicht von sich aus trauen, aber nur in einer großen Gruppe mitzumachen und auch noch über das Internet, macht die Sache erheblich einfacher. Das einzige was einen oder die Täter vielleicht noch in der realen Welt ausbremsen würde wären Emotionen, jedoch gibt es im Netz keine Gefühle.
Es kann allerdings auch anders herum geschehen und in der realen Welt beginnen. Dies ist insofern ein Vorteil, dass einige aufhören, wenn sie begreifen was sie getan haben. Dies kann aber eben nur dann geschehen, wenn sie ihre Opfer sehen und so Mitgefühle empfinden können. Es kommt dann jedoch das Problem der Gruppendynamik zum Tragen. Einerseits hat es für den Initiator ziemlich schwer die Gruppe wieder aufzulösen, wenn erst Mal Leute mit eingestiegen sind und anderseits denkt sich jeder Teilnehmer: Es kann doch gar nicht so schlimm sein, wenn die anderen auch mit machen. Es ist sehr schwer für die Opfer, keine Frage, kann aber auch für die Täter in einem für sie unsichtbaren Teufelskreis enden. Daher ist die beste Vorbeugung um die eigenen Kinder weder Täter, noch Opfer werden zu lassen eine selbstbewusstseins orientierte Erziehung, welche starke Werte innehat. Es wird wahrscheinlich niemals passieren, dass sich ein selbstbewusster und beliebter junger Mensch mobben lässt. Dieser schlägt zurück und gibt anderen Personen gar keine Gelegenheit sich überhaupt mit einzumischen. Geschieht dies aber nicht, dann geht es immer und immer weiter.
Nicht jeder kann das Opfer einer Mobbing-Attacke werden, es kommt ganz darauf an wie die entsprechenden, insbesondere Jugendlichen damit umgehen. Aus vereinzelten Beleidigungen einer Person kann meist nur dann eine längerfristige Mobbingsituation werden, wenn das Mobbing-Opfer sich nicht zur Wehr zu setzen weiß. Die Mitläufer steigen in der Regel nur dann ein, wenn es für sie keine Gefahr bedeutet, mitzumachen. Hier sprechen Psychologen von einer sogenannten Opferpersönlichkeit, jemand der sich selbst nicht zu verteidigen weiß. Jemand der immer kontert und sich aktiv wehrt, dann macht es auf Dauer keinen Spaß zu mobben. Wer aber nicht reagiert, sich gekränkt fühlt und dies auch von außen sichtbar ist, der zeigt, dass er schwach ist. Dies nutzen die Täter aus und machen immer weiter. Daher ist es wichtig Kinder genau darauf vorzubereiten. Dabei geht es allerdings weniger darum, sie auf Angriffe vorzubereiten, sondern mehr sie zu selbstsicheren Menschen zu erziehen, welche sich nichts gefallen lassen. Außerdem schützt sie eine hohe Wertevorstellung davor, selbst einmal Täter zu sein.
Um sicher zu gehen, dass ihr selbstsicher erzogenes Kind jetzt nicht zu selbstsicher ist und sich über andere stellt ist es wichtig die richtigen Werte zu vermitteln. Dabei geht es weniger darum ihnen zu sagen, wie sie sich zu verhalten haben. Vielmehr geht es darum, diese Werte selbst zu leben. Umso höher man selbst die eigenen Werte setzt und auch lebt, umso intensiver werden es auch die eigenen Kinder tun. Es gibt ein paar Dinge die eigentlich nicht so sein sollten, leider aber in unsere Gesellschaft mittlerweile einen Standartstatuts bekommen haben. Zum Beispiel ist es ganz normal hinter dem Rücken unsere Mitmenschen schlecht über sie zu reden, über ihre Fehler zu meckern und jedem zu erzählen wie, peinlich jemand anderes sich letztens wieder mal verhalten hat. Es ist zu einer kranken Angewohnheit geworden, über die Missgeschicke und Fehler unsere Mitmenschen herzuziehen und dies nicht nur hinter ihrem Rücken.
Es geht immer mehr in die Richtung anderen Menschen erklären zu wollen, wie sie am besten zu leben haben und was richtig und falsch ist. Das wir dies könnten, ist allerdings ein fataler Irrtum. Jeder hat in seinem Leben seine ganz eigenen Erfahrungen gemacht und sich so seine eigene und persönliche Realität erschaffen. In einer psychologischen Disziplin, dem Neurolinguistischem Programmieren gibt es dazu eine sehr passende Vorannahme: Die Landkarte ist nicht das Gebiet. Das bedeutet jeder sieht die Dinge unterschiedlich, wir sollten unseren Kindern lehren, dass dies auch so gut ist und wir nicht ständig die Menschen um uns herum verändern wollen sollten. Dies nennt sich auch Akzeptanz und ist einer der wichtigsten Grundpfeiler einer Gesellschaft. Ein Beispiel noch dazu, zwei Zeugen sehen einen Autounfall und erzählen beide eine andere Geschichte. Wer hat Recht? Alle beide, denn jeder sieht den Unfall auf seine eigene individuelle Art und Weise. Der eine achtet beispielsweise mehr auf das was er sieht und der andere mehr auf das was er hört, schon haben wir zwei unterschiedliche Geschichten. Beide haben etwas anderes erzählt, aber beide sagen die Wahrheit. Sie haben die Situation lediglich aus verschiedenen Blickwickeln und durch die Brille ihrer bereits gemachten Erfahrungen gesehen. Es wird immer so bleiben, die Wahrheit liegt im Auge des Betrachters.
Wir müssen unseren Kindern lehren, dass sie jeden in all seinen Facetten akzeptieren müssen und niemals jemanden, nur weil er anders ist oder eine andere Meinung hat, diskriminieren dürfen. Des Weiteren schützt eine selbstbewusste und wertorientiert Erziehung unsere Kinder irgendwann einmal selbst Opfer oder auch Täter zu werden. Wer seinem Kind starke Werte mit auf den Weg gibt und ihnen Akzeptanz sowie Selbstbewusstsein lehrt, der braucht sich über Mobbing kaum Gedanken machen.
Cybermobbing - Die unscheinbare Gefahr aus dem Netz | ©: vector/ AngelaStolle - Fotolia
Ein Jugendgruppenleiter sieht und hört viel, gerade auch im Umgang der Jugendlichen untereinander. Vorbeugend oder ggf. auch aus „aktuellem Anlass“ kann das Thema Cybermobbing thematisiert werden. Niemand möchte Opfer sein, doch wie schnell beteiligen wir uns am anonymen Mobbing im Netz gegenüber jemand anderem? Und was passiert, wenn wir das Opfer sind? Möchtest Du das Opfer sein? Es ist wichtig den Jugendlichen diese Vorstellungskraft zu vermitteln, sich in die Lage des anderen hineinzuversetzen. Es ist wichtig den Jugendlichen zu vermitteln „da mache ich nicht mit“.
Wer mit einem Finger auf andere zeigt, zeigt mit 3 Fingern auf sich. Wer es nötig hat andere zu mobben, der scheint selbst nicht viel von sich zu halten, hat zu wenig Verantwortungsgefühl, zu wenig Selbstbewusstsein, zu wenig innere Stärke. Die eigenen Schwächen und Unsicherheiten möchte man verdecken, indem man den anderen schwach machen will, ihn brechen möchte. Er soll sich genauso am Boden fühlen, wie ich mich selbst im Innersten fühle.
Kannst Du das den Jugendlichen vermitteln? Dass Mobbingattacken gegenüber einem anderen oft das Eingeständnis sind, dass es mir schlecht geht? Die Jugendlichen können einmal darüber nachdenken, ob das was hat, ob das zutreffend sein kann – nicht in jedem Fall – aber bei vielen schon.
Es ist wichtig die Jugendlichen hier zu erreichen, so dass sie sich in die Lage des anderen versetzen könnten, als wäre es die eigene Situation. Und es ist wichtig, dass die Jugendlichen sich auch über die psychologischen Hintergründe Gedanken machen, warum jemand einen anderen mobben will. Letztendlich kann es vielleicht gelingen, dass der Jugendliche sich selbst etwas besser kennenlernt und es gelingt Nein zum (Cyber)Mobbing zu sagen.
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