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Trend bei Jugendlichen – es wird wieder mehr geraucht
©: E.H.
Das Bundesministerium für Gesundheit lässt über die Heinrich-Heine-Universität in Düsseldorf alle 2 Monate eine „Deutsche Befragung zum Rauchverhalten“ (DEBRA) durchführen. Dabei zeigt sich, dass seit dem Jahr 2020 in allen Altersgruppen ein deutlicher Anstieg beim Rauchen zu erkennen ist. Einen überproportionalen Anstieg weisen dabei die 14-17 Jahre alten Raucher aus. War deren Anteil im Jahr 2021 noch auf 8,7 % aller RaucherInnen gesunken, stieg er zum Ende des Jahres 2022 auf 15,9 % an, was fast eine Verdoppelung bedeutet. Ein ähnliches Bild zeigt sich bei den E-Zigaretten, hier hat sich der Anteil der jugendlichen Raucher sogar mehr als verfünffacht.
Rauchen in der Jugend: wohin geht der Trend?
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Jugendlicher Raucher
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Die neue Lust am Rauchen bei Jugendlichen ist beispielsweise beim Nachbarn Frankreich nicht zu erkennen. Laut einer Studie der WHO rauchen dort die Jugendlichen seit Beginn der Pandemie weniger. In Frankreich wird der sinkende Trend zum Rauchen darauf zurückgeführt, dass durch die Schulschließungen zu Beginn der Pandemie die Gruppendynamik der Jugendlichen untereinander wegfiel. Das erscheint logisch, denn Jugendliche zeigen aufgrund eines meist kurzen „Raucherlebens“ kein oder nur ein geringes Suchtverhalten, das sie zwingt, auch außerhalb der Gruppe zu rauchen.
Der übliche Verdächtige, die Tabakindustrie, kann für die national unterschiedlichen Trends nur bedingt verantwortlich gemacht werden, denn die Werbekampagnen der Zigarettenmultis ähneln sich länderübergreifend sehr. Die tatsächliche Schuld an der Rauchermisere unter Jugendlichen scheint der deutsche Staat zu haben. Der sehr lockere Umgang mit den Gesetzen, die eigentlich verhindern sollen, dass Kinder und Jugendliche überhaupt anfangen zu rauchen, ist wohl der Auslöser.
Die Tabak-Kontroll-Skala ist ein Instrument des katalanischen Instituts für Onkologie, einem WHO-Kooperationszentrum für Tabakkontrolle, mit Unterstützung der EU-Kommission und der Association of European Cancer Leagues.
In dieser Skala wird jährlich festgehalten, wie 100 Staaten dieser Erde Gesetze und Verordnungen gegen das Rauchen verabschieden, umsetzen und kontrollieren. Im europäischen Ranking, das 37 Länder umfasst, findet sich Deutschland auf dem 34. Platz. Nur Serbien, die Schweiz und Bosnien & Herzegowina schneiden noch schlechter ab. Immerhin hat sich die Bundesrepublik um 2 Plätze zum Vorjahr verbessern können. Frankreich hingegen findet sich auf dem dritten Platz, hinter England und Irland.
Beim Spitzenreiter Irland kostet das Päckchen Zigaretten zwischen 12 – 15 Euro. In Frankreich sind 10,50 Euro fällig. Zwar gehört Deutschland mit 7 Euro pro Päckchen gerade noch so in das Mittelfeld, dafür schneidet das Land in Punkten wie rauchfreie Plätze, Werbeverbote und Gesundheitswarnungen sehr schlecht ab.
Dieser laxe Umgang mit dem Produkt Tabak und den Gefahren, die davon ausgehen, können der Auslöser für den Anstieg der Zahlen bei rauchenden Jugendlichen sein. Vielleicht hängt dies damit zusammen, dass durch die Beendigung der meisten Restriktionen aus der Pandemie ein falsch verstandenes Gefühl der Freiheit entstand. Zumal die Werbekampagnen der Zigarettenindustrie längst nicht mehr das Rauchen an sich propagieren, sondern außergewöhnliche Ereignisse, überwiegend sportiver Art, in den Vordergrund stellen. Die Zigarette wird als angenehme Nebenerscheinung deklariert. Hier hätte die Politik viel früher eingreifen müssen.
Allerdings werden in Deutschland jedes Jahr mehr als 55 Milliarden Zigaretten hergestellt. Im Jahr 2019 führte die Tabakindustrie 14 Milliarden Euro an Steuern an den deutschen Staat ab. Das Makabre an der Geschichte mit dem Rauchen ist: Der Staat profitiert davon. Zwei unabhängige Studien aus Holland (2008) und Deutschland (2015) belegen, dass durch die wesentlich kürzere Lebenszeit von Rauchern gegenüber Nichtrauchern deren frühes Ableben die Krankenkassen insgesamt entlastet. Das aber kann wohl kaum ein Argument sein, mit dem Rauchen anzufangen und das muss Kindern und Jugendlichen verdeutlicht werden.
Es gibt immer wieder Gruppen, in welcher niemand rauchte, in anderen Gruppen rauchten einige bis viele. Das kommt sicherlich auf das soziale Umfeld darauf an und inwiefern sich die Jugendlichen beeinflussen haben lassen, bzw. dem Gruppenzwang widerstanden haben.
Es nun komplett verbieten? Ich finde klare Regelungen helfen. Zum Beispiel wird im Haus, im Gruppenraum, oder im Zelt nicht geraucht. Jugendliche unter 18 dürfen schon gar nicht rauchen (früher war das mal unter 16, da haben sich die Kids aber auch nicht unbedingt daran gehalten).
Wichtiger ist es mit den Jugendlichen darüber reden. Warum ist es cool? Ist es cool? Können die Jugendlichen es überhaupt begründen zu rauchen? Dieser Frage mit der Gruppe nachgehen wäre interessant.
Und wenn es Jugendliche gibt, die mit dem Rauchen wieder aufhören wollen: was hindert diese es zu schaffen?
Es gibt also viele Anknüpfungspunkte und Möglichkeiten mit Deinen rauchenden Kids ins Gespräch zu kommen. Eltern fällt es besonders schwer richtig zu reagieren und ein vernünftiges Gespräch zu führen. Stattdessen fallen diese aus allen Wolken, wenn sie feststellen, dass ihr Kind raucht. Hausarrest und das Androhen von Strafen, wenn sie ihr Kind beim Rauchen erwischen bringt eigentlich nichts. Meine Erfahrung war: Jugendliche, denen es verboten war, die haben trotzdem und erst recht (heimlich) geraucht. Andere Jugendliche, denen das Rauchen nicht verboten wurde, die haben dann auch wieder eher aufgehört.
Rauchen die Eltern selbst, oder aber auch Du als JugendleiterIn, ist es natürlich etwas schwer den Jugendlichen zu vermitteln, dass Rauchen schädlich ist.
Ich weiß gar nicht mehr so genau, wann es war, als ich mir die erste Zigarette angezündet habe. Ich muss damals so um die 15 oder 16 Jahre alt gewesen sein. Heute gilt man in diesem Alter wohl schon eher als „Späteinsteiger“. Erst kürzlich sah ich auf der Straße zwei Jungs rauchen, die waren kaum älter als 12. Und wie angeberisch sie dabei getan haben. Und ich musste dabei über mich selber lachen, so war ich auch einmal.
Der Glimmstängel stört oft in der Jugendarbeit. Mal sind es die 13 oder gar 12jährigen Teilnehmer, die sich im trockenen Hochsommer in den Wald verziehen, um dort "cool" zu sein. Alles in allem ist das Rauchen oft ein leidiges Thema und bietet reichlich Anlass zu Diskussionen mit recht merkwürdigen Argumenten von sonst ganz vernünftigen Leuten...
Der Missbrauch von Drogen ist eine der größten Gefahren im Kinder- und Jugendalter. Gerade Heranwachsende sind besonders empfänglich für derartige Verlockungen. Sie sind noch nicht gefestigt im Leben, haben ihre Persönlichkeit oft noch nicht abschließend gefunden.
Auch wenn das Selbstwertgefühl sich bereits in der frühesten Kindheit durch die engsten Bezugspersonen, die Eltern, entscheidend beeinflusst und geprägt hat, so können aber auch Erfahrungen, die danach kommen, in der Schule, in Jugendgruppen mit Gleichaltrigen noch eine große Rolle spielen. Diese Erfahrungen können nochmals das Selbstwertgefühl positiv wie auch negativ beeinflussen.
Januar 2023
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