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Tötungsdelikten unter Kindern und Jugendlichen | ©: Clker-Free-Vector-Images, Pixabay
Gerade in jüngster Zeit gab es wieder Tötungsdelikte unter Kindern und Jugendliche in Hamburg und bzw. auch in Offenburg. Ein Kind ist in Offenburg vom gleichaltrigen Täter erschossen worden. Da fragt man sich schon, wie es zu solchen Taten kommen kann. Vermutlich für den normalen Menschen nicht zu verstehen, auch nicht im Vorfeld zu erkennen. Und vermutlich gehen solchen Taten verschiedene Entwicklungsstufen voraus. Aber nicht immer sind die Ursachen einfach zu erkennen. Denn dann könnte man entsprechende Präventionsmaßnahmen einleiten. Aber wer sieht schon in ein Kind hinein? Wer kann erkennen wann eine „Sicherung durchbrennt“, wann das Fass zum Überlaufen kommt, welches dann so eine grausame Tat zur Folge hat.
Es ist ein Szenarium, das nicht in das Schema passt, zumindest nicht in Deutschland oder unseren direkten Nachbarländern. Kinder begehen eine Straftat gegen das Leben, so wird das im Juristendeutsch genannt, wenn Kinder und Jugendliche in ein Tötungsdelikt verwickelt sind. Dieser Artikel will das schwierige Thema beleuchten, soweit es möglich ist und auch aufzeigen, was in der Jugendhilfe getan werden kann, um Gewalttaten durch Kinder und Jugendliche zu verhindern.
Einerseits ist es sehr schwierig, im Bereich von Kinder- und Jugendgewalt konkrete Zahlen und Fakten zu recherchieren, andrerseits ist dies gut so. Im Grunde ist bei der Bezeichnung „Tatverdächtig“ Schluss, wenn es sich um ein Kind oder eine Person unter 18 Jahren handelt. Bei Kindern unter 14 Jahren kommt es zu keiner Verurteilung, nicht einmal zu einer Anklage, denn sie sind strafunmündig. Das maximal mögliche an Sanktionen für Kinder unter 14 Jahren ist die Unterbringung in ein Jugendheim durch das zuständige Jugendamt. Liegen psychische Störungen vor, kann dies auch eine geschlossene Psychiatrie sein. Kinder und Jugendliche über 14 Jahre sind zwar strafmündig, doch eine eventuelle Verurteilung wird nicht öffentlich gemacht, es sei denn, das Kind oder ein eingeweihter bzw. eine Angehörige plaudern es aus. Gerichtsverfahren gegen Personen bis zum 18. Lebensjahr sind nicht öffentlich. Bei Heranwachsenden, bis zum 21. Lebensjahr, kann die Öffentlichkeit zugelassen werden, der oder die Beschuldigte kann aber den Ausschluss der Öffentlichkeit beantragen.
Seit dem Jahr 2008 kann ein Gericht auch für Jugendliche und Heranwachsende eine nachträgliche Sicherungsverwahrung anordnen, wenn das Strafmaß mindestens 7 Jahre Haft war oder eine Straftat gegen das Leben, körperliche Unversehrtheit oder die sexuelle Selbstbestimmung vorliegt.
Quelle: https://www.bundesrat.de/SharedDocs/texte/08/20080701-sicherungsverwahrung.html
Im Führungszeugnis von Jugendlichen werden nur Verurteilungen mit einem Strafmaß von über 2 Jahren eingetragen und auch die werden nach maximal 10 Jahren gelöscht.
Dies alles dient dem Wohl des oder der Jugendlichen in Hinsicht auf das spätere Leben. Sicher sehen das die Angehörigen von Tötungs-Opfern eher skeptisch, doch tatsächlich sind die jugendlichen Täter wie auch die Kinder unter 14 Jahren zugleich selber Opfer oder unterliegen einer psychischen Störung.
Gewaltphantasien | ©: Niek Verlaan, Pixabay
Eigentlich sinkt die Zahl jugendlicher Gewalttaten seit 2007 von Jahr zu Jahr. Tötungsdelikte durch Kinder oder Jugendliche bewegen sich dabei im niedrigen zweistelligen Bereich, wobei es auch Jahre gibt, in denen niemand durch Kinder oder Jugendliche ums Leben kam. Allerdings gibt es Schwankungen. Die Zahl der Gewaltdelikte durch Kinder und Jugendlichen stieg ab dem Jahr 2016 wieder an, jedoch wurde das Level von vor 2007 nie erreicht. Auch das Jahr 2022 zeigte einen deutlichen Anstieg zum Vorjahr, doch dies begründet sich mit den wegfallenden Corona-Maßnahmen. Allerdings lag der Wert deutlich über dem des Jahres 2019, also vor dem ersten Corona-Jahr.
Wird nun dieses eine Jahr 2022 zur Grundlage genommen, dann stimmt die Aussage, dass die Gewalt durch Kinder und Jugendliche zugenommen hat, jedoch immer noch unterhalb der Werte von 2007 und den Jahren davor. Aus diesem langfristigen Blickwinkel betrachtet, ist die Gewaltkriminalität durch Kinder und Jugendliche nicht gestiegen, sondern gesunken. Gestiegen ist jedoch die öffentliche Wahrnehmung. Auch das hat zwei Seiten. Zum einen kommen immer mehr Gewalttaten durch Jugendliche zur Anzeige. Zum anderen unterliegt die Berichterstattung immer weniger sachlichen Gesichtspunkten, denn inzwischen fühlen sich viele, die eine Handykamera bedienen können, zum/zur SensationsreporterIn berufen, die sich natürlich ethischen Gesichtspunkten nicht verpflichtet fühlen, wohl aber den Klickraten ihrer Social-Media-Accounts.
Im Jahr 1993 töten zwei 10-Jährige im englischen Liverpool einen 2-jährigen Jungen.
Zwei 13-Jährige misshandeln im Jahr 2010 eine 83-Jährige in ihrer Münchner Wohnung.
Eine 12-Jährige wird im März 2023 durch zwei gleichaltrige Mädchen in Freudenberg erstochen.
Im Januar 2023 wird in Wunsdorf nahe Hannover ein 14-Jähriger durch seinen gleichaltrigen Freund ermordet.
Im Juni 2022 töteten ein 14- und ein 13-jähriger Junge in Salzgitter eine 15-Jährige.
In Sinsheim tötete im Jahr 2020 ein 14-Jähriger aus Eifersucht einen 13-Jährigen.
In Duisburg wurde 2020 ein 14-Jähriger festgenommen, der seine ebenfalls 14-jährige Freundin erschlagen hat.
In Aschersleben tötet ein Jugendlicher im Jahr 2021 seine 14-jährige Freundin.
Ein 15-Jähriger ersticht im Januar 2018 in Lünen einen 14-Jährigen.
Diese hier aufgezeigten 8 Tötungsdelikte durch Kinder oder Jugendliche besitzen hohe zeitliche Abstände zueinander. Dabei ist zu beachten, dass alle der hier erwähnten über 14-jährigen Täter mindestens zu 8 Jahren oder mehr Jugendhaft verurteilt wurden. Einer sogar mit Sicherungsverwahrung. In der nüchternen Polizeistatistik werden allein für das Jahr 2023 in der sogenannten Grundtabelle der Straftaten 3.454 vollendete Tötungsdelikte durch erwachsene Personen aufgeführt. Tötung auf Verlangen (1948 Fälle) und fahrlässige Tötung (745 Fälle) sind hier noch gar nicht mitgezählt. Alles in einem Jahr allein in Deutschland und auch hier zeigen sich jährlich sinkende Zahlen. Übrigens wurden die Taten nur zu etwa 9 % mit einer Schusswaffe durchgeführt.
Bundesweit also rund 9 bis 10 Tötungsdelikte pro Tag. Doch in den Medien sind die kaum oder nur regional erwähnt. Wenn Kinder jedoch Kinder töten und dies auch noch in Deutschland, stürzen sich die Medien darauf, weil es eben so selten ist und natürlich die Menschen besonders berührt.
Die UNO schätzt die Anzahl an Kindersoldaten im Jahr 2023 auf etwa 250.000 weltweit. Kinder und Jugendliche, denen eine Waffe in die Hand gedrückt und befohlen wird, zu töten. Unvorstellbar für unsere heile Welt. Dabei rekrutierte Nazideutschland zwischen 1943 und 1945 rund 200.000 Jugendliche im Alter von 15- bis 17 Jahren als Luftwaffen- und Marinehelfer. Das alles ist jedoch entweder geografisch oder zeitlich weit weg. Im Kongo, in Syrien, in Somalia und Mali kommen heute die meisten Kindersoldaten in den Einsatz. Es ist dort trauriger Alltag und nichts außergewöhnliches, wenn Kinder und Jugendliche mit automatischen Waffen ihre vermeintlichen Gegner erschießen. Wird darüber hier berichtet? Bestenfalls als allgemein gehaltene Reportage.
Jede Statistik kann nur dann verlässliche Daten liefern, wenn die ihr zugrunde liegenden Daten immer unter gleichbleibenden Parametern erfasst werden. Genau hier hatten die Polizeistatistiken in Deutschland lange Zeit ein Problem. Um das genauer zu erklären, muss zuerst über zwei Besonderheiten bei der Erfassung von Straftaten geredet werden.
Es geht um die Begriffe „Dunkelfeld“ und „Hellfeld“. Im Dunkelfeld liegende Taten werden von der Polizeistatistik nicht erfasst, weil sie entweder nicht zur Anzeige gebracht oder nie aufgedeckt wurden. Im Hellfeld befinden sich alle polizeilich erfassten Straftaten. Polizeistatistiken gibt es in Deutschland seit den 1970er-Jahren. Bis in das neue Jahrtausend hinein erzählten diese Statistiken von einem beständigen Anstieg der Jugendkriminalität. Doch tatsächlich stieg nicht die Zahl der Delikte an, sondern vielmehr die Bereitwilligkeit, Delikte zur Anzeige zu bringen. Viele Straftaten wechselten einfach vom Dunkelfeld in das Hellfeld, ohne dass sich tatsächlich die Zahl der Taten erhöhte. Zudem wurde im Laufe der Jahrzehnte die Polizei immer präsenter, was dafür sorgte, dass Straftaten, die vorher unentdeckt blieben, nun in das Hellfeld der Polizeistatistik einflossen.
Erst im 21. Jahrhundert wurde in der statistischen Erfassung auch das Anzeigeverhalten der BürgerInnen berücksichtigt und durch wissenschaftliche Studien und Umfragen das Dunkelfeld etwas aufgehellt. In der Folge zeigte sich bis 2007 nur noch ein leichter jährlicher Anstieg jugendlicher Gewalttaten und von 2007 bis 2021 ein fast ununterbrochener Rückgang der Gewaltdelikte.
Wenn für das Jahr 2022 ein erheblicher Anstieg der Gewaltkriminalität von Jugendlichen im Alter von unter 14 bis 18 Jahre, im Verhältnis zum Jahr 2019, aufgezeigt wird, ist das durchaus ein Grund zur Sorge. Es allein auf das Ende der Corona-Restriktionen zurückzuführen, ist wohl zu kurz gedacht:
Tabelle zur Gewaltkriminalität junger Menschen von unter 14 bis 25 Jahre von 2019 bis 2022:
Alter | 2019 | 2020 | 2021 | 2022 |
Unter 14 Jahre | 8.267 | 7.103 | 7.477 | 10.577 |
14 bis 18 Jahre | 23.619 | 22.030 | 20.526 | 26.441 |
18 bis 21 Jahre | 22.434 | 19.897 | 16.939 | 19.255 |
21 bis 25 Jahre | 22.838 | 21.672 | 18.920 | 21.584 |
Quelle: Bundeskriminalamt 2022b, PKS 2021- Zeitreihen, Tabelle 20; Bundeskriminalamt 2023a, PKS 2022, Tabelle 20 https://www.dji.de/fileadmin/user_upload/jugendkriminalitaet/Zahlen-Daten-Fakten-Jugendgewalt_Juni_2023.pdf
Insgesamt ist die Zahl der Gewaltdelikte bei den unter 14-Jährigen bis zu den unter 18-Jährigen im Verhältnis zu 2019 im Jahr 2022 im Mittel um gut 35 % angestiegen.
Gewalt innerhalb der Familie | ©: Gerd Altmann, Pixabay
In der Forschung gilt als der wichtigste Risikofaktor für Gewaltdelikte, die von den Jugendlichen ausgeübt werden, die selbst in der Familie erfahrene Gewalt. Dazu passt, dass die statistisch erfassten Zahlen häuslicher Gewalt von 2021 zu 2022 um 8,5 % gestiegen sind. Doch im Verhältnis zum letzten Vor-Corona-Jahr 2019 ist der Anstieg häuslicher Gewalt noch viel dramatischer. Der Anstieg beträgt fast 70 %. Die im Dunkelfeld liegenden Taten dürften nach Expertenmeinung noch weit höher liegen. Häusliche Gewalt, zu etwa 80 % von den Männern ausgehend, betrifft natürlich auch die in diesen Familien lebenden Kinder und Jugendlichen.
Lange Ausgangssperren, erhöhte Arbeitslosigkeit, erzwungenes Home-Office. Solange so eng aufeinander zu hocken, das zerrt an den Nerven, vor allem bei den Männern, die ihrer Vorbildfunktion nicht mehr gerecht werden können und ihren bisherigen Freiraum eingebüßt haben. Es ist kein Geheimnis, dass Kinder, die im Elternhaus Gewalt erleben, selbst zur Gewalttätigkeit neigen. Dabei wird Gewalt als Lösung für Konflikte betrachtet. Vor allem in bildungsfernen Haushalten kommt es zu gewalttätigen Auseinandersetzungen. Natürlich darf dies nicht verallgemeinert werden, aber die Zahlen sprechen für sich.
Welche Vorsorge kann die Jugendhilfe betreiben. Wie lässt sich extreme Gewaltbereitschaft erkennen und wo bedarf es der vorsorglichen Meldung an Behörden?
Die Problematik ist klar. Kinder oder Jugendliche, die sich in der Gruppe aggressiv verhalten, andere Gruppenmitglieder einschüchtern, drohen und eben Gewalt anwenden. Für JugendarbeiterInnen ist es eine schwierige Thematik, denn die betreffenden Jugendlichen unterliegen einer entsprechend aggressiven Beeinflussung, in der Regel aus dem Elternhaus. Der oder die Jugendarbeiterin muss nun versuchen, dieses meist schon seit Jahren bestehende Vorbild der Problemlösung mittels Gewalt etwas entgegenzustellen, das Verhalten zuerst einmal auf eine rein verbale Ebene zu bringen.
Leider sind die Hilfestellungen im Internet zu diesem Thema oft sehr theoretischer Natur und vielen VerfasserInnen ist anzumerken, dass sie die Praxis oder die Realität nicht kennen.
Der erste und wichtigste Punkt für eine aggressionsfreie Gruppenarbeit sind allgemeingültige Regeln, die jedem Gruppenmitglied bekannt sein müssen. Neue hinzukommende GruppenteilnehmerInnen bekommen zuerst diese „AGB“ zu lesen. Im besten Fall werden die Punkte zusammen mit einem oder einer Gruppen- bzw. Sozialarbeiterin Satz für Satz erläutert. Das hat einen triftigen Grund. Nicht wenige Jugendliche mit auffälligem Verhalten besitzen eine Leseschwäche und nicken einfach, wenn sie gefragt werden, ob sie es gelesen und verstanden hätten. In diesen Regeln ist vermerkt, dass aggressives Verhalten nicht akzeptabel ist, jedoch sollte nicht sofort der große Hammer kommen und mit Ausschluss gedroht werden. Das würde die Jugendarbeit ad absurdum führen, oder?
Natürlich ist so eine Verhaltensregel keine Garantie, dass es nicht doch zu Ausrastern innerhalb der Gruppe kommt.
Kinder- und Jugendgewalt | ©: PublicDomainPictures, Pixabay
Im besten Fall erkennt der oder die Jugendarbeiterin die ersten Ansätze für Gewaltbereitschaft. In der Regel richtet sich die Aggression eines Jugendlichen gezielt gegen einen oder eine andere Jugendliche. Hier beginnt dann oft eine Spirale zu drehen, vor allem dann, wenn klar ersichtlich ist, dass das Ziel der aggressiven Person diesem rhetorisch überlegen ist und es auch nicht verbirgt. Hier hilft es, als Gruppenleiter den Aggressor direkt anzusprechen (der Großteil aggressiven Verhaltens geht von männlichen Jugendlichen aus, weshalb hier die rein männliche Form beibehalten wird) und das Thema zu ändern. Möglichst ein Thema nehmen, das den Aggressor auch interessiert. Hier kann ein Fragebogen helfen, den die Jugendlichen bei der Aufnahme in die Einrichtung ausfüllen und in dem die Vorlieben und Hobbys vermerkt werden.
Es darf nicht verheimlicht werden, dass in den Gruppen nicht selten Jugendliche auftauchen, die zwar nicht gewalttätig sind, aber gerne provozieren. Die immer das letzte Wort haben müssen und die anderen ihre „geistige“ Überlegenheit spüren lassen. Eine hilfreiche Übung, die Provokationen einzuschränken, besteht in Beschäftigungstherapie. Der Provokateur wird zum Beispiel beauftragt, seine Einwürfe in einen Vortrag zur nächsten Sitzung umzuwandeln.
Zuerst muss die Auseinandersetzung schnellstmöglich gestoppt werden. Dabei braucht es schon ein gewisses Maß an Autorität oder die Waffen einer Frau, um es unumwunden zu sagen. Bei zu großer körperlicher Überlegenheit des Aggressors und es abzusehen ist, dass normale Rhetorik nicht ausreicht, kann Pfefferspray ein sehr wirksames und zugleich harmloses Mittel sein, die Gewalt zu beenden. Dem Gewaltausbruch sollte ein Einzelgespräch folgen, indem die Konsequenzen aufgezeigt, aber auch immer ein Hilfsangebot gemacht werden.
Das ist eine sehr schwierig zu beantwortende Frage, weil sie für den betreffenden Jugendlichen große Konsequenzen nach sich ziehen kann, die nicht immer zu seinem besten sind. Ein Anzeichen für eine erhöhte Gefahr ist zum Beispiel, wenn der Jugendliche beständig über Waffen redet. Noch schlimmer ist es natürlich, wenn er Waffen mitführt, was natürlich auch unterbunden werden muss, wenn es denn bemerkt wird.
Nicht selten kommt es vor, dass es kaum institutionelle Ansprechpartner gibt, weil der Jugendliche keine Schule besucht und oft sind die Eltern oder Erziehungsberechtigten überfordert. Bleiben noch das Jugendamt oder die Polizei, die jedoch üblicherweise erst einschreiten, wenn etwas passiert ist.
Der Hauptfaktor für gewalttätige Kinder und Jugendliche sind die ihre bisherigen Lebenserfahrungen und was sie daraus gelernt haben. Es wird niemals ein Kind gewalttätig geboren.
Der Film Herr der Fliegen eignet sich hervorragend mit einer Jugendgruppe anzusehen um anschließend über den Film zu sprechen. Gut dargestellt sind die psychologischen und metaphysischen Aspekte, die als strukturelle Ursache von Gewalt und Gewaltbereitschaft gesehen werden können.
Aggressives Verhalten bei Kindern und Jugendlichen ist immer einen Zeichen von Hilfsbedürftigkeit und Ausweglosigkeit, ein Zeichen Ihrer Unsicherheit, ihrer Angst die sie durch ihr aggressives und obercooles Gehabe verstecken wollen. Diese Jugendlichen wollen angenommen werden, wollen ernstgenommen werden und suchen verlässliche Freunde.
Kinder und besonders Jugendliche sind sehr gut darin, ihnen unangenehme Dinge wie Mobbing vor den Eltern und anderen Erwachsenen zu verstecken. Mobbing bei Kindern und Jugendlichen beginnt dort, wo es Spuren hinterlässt, die im schlimmsten Fall für das ganze restliche Leben haften bleiben. Es ist daher essentiell wichtig, Mobbing so früh wie möglich zu erkennen, um dann entsprechende Gegenmaßnahmen ergreifen zu können.
Natürlich wollen wir in einer Jugendgruppe keinen Streit und Gewalttaten sehen noch dulden. Dass es hin und wieder mal zu Streitereien oder kleinen Handgreiflichkeiten der Kinder und Jugendlichen untereinander kommt lässt sich nicht immer verhindern. Und wenn dies nicht gerade in der Gruppe ausgetragen wird, dann vielleicht nach der Gruppenstunde auf dem Nachhauseweg.
Von daher es ist wichtig, dass über Streitereien gesprochen wird. Und wie vorhin auch schon angeklungen ist es wichtig mit dem Aggressor zu sprechen. Am besten nicht vor allen und auch in einer ruhigen Atmosphäre – soweit das im Anschluss überhaupt möglich ist. Ich denke, es gibt Jugendliche, die kennen nur Gewalt um sich Gehör oder Respekt zu verschaffen. Dass das Verhalten jedoch langfristig zu nichts führt ist diesen Kindern gar nicht bewusst. Dabei wollen viele vermutlich nur eins: angenommen sein, gemocht zu werden, sich gleichwertig fühlen. Wenn es im Gespräch gelingt die Kinder bzw. Jugendlichen hier zu erreichen, um mit ihnen in ein vernünftiges Gespräch zu kommen, har man schon viel erreicht. Das erfordert viel Fingerspitzengefühl, Empathie, aber auch eine klare Haltung und Worte – und trotzdem die Bereitschaft zuzuhören, zu verstehen und Lösungswege aufzuzeigen und Hilfestellung zu geben.
Leider wird vermutlich niemand im Vorfeld ernsthafte Gefahren für einen Amoklauf, eine Gewalttat bei einem Kind oder Jugendlichen entdecken können, denn dann ließe sich so eine Tat ja noch verhindern. Aber wir können in den Jugendgruppen versuchen über persönliche Probleme ins Gespräch zu kommen, über Streitereien miteinander reden und mit den Teilnehmern ein Bewusstsein schaffen, dass aller Streit auch ohne Gewalt gelöst werden kann.
Dass Mobbing, Provokationen, Pöbeleien, Ausgrenzung gerade bei Kindern und Jugendlichen mit einer niedrigen Frustrationstoleranz das Fass zum Überlaufen bringen kann sollte in einer Gruppe durch geeignete Gespräche besprochen werden. Kommen dann noch weitere Auslöser hinzu wie z.B. Eifersucht, schlechte Bewertung (Noten), Gewalt, dann brennt eine Sicherung durch.
In der Jugend- und Freizeitarbeit gibt es viele Möglichkeiten um die Frustrationstoleranz zu steigern für eine bessere Impulskontrolle, Affektregulierung, Stärkung des Selbstvertrauens, Geduld zu lernen, belastbarer zu werden - sich letztendlich sich selbst mehr zutrauen. Dies kann in Gesprächen, in gemeinsamen Spielen und Unternehmungen geschehen. – ja die Gruppe trägt sich und alle die dazu gehören.
Wichtig: jeden Teilnehmer im Blick haben und seine Nöte frühzeitig erkennen.
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