Quelle: www.Praxis-Jugendarbeit.de | 3000 Spiele, Andachten, Themen und Ideen für die Kinder- und Jugendarbeit
nur für den privaten Gebrauch | Eine Veröffentlichung - egal wo - ist ohne Zustimmung nicht erlaubt.
Coverbild Die Welle
Als DVD bestellen bei Amazon
Hinweis: Diese Website nimmt am Partnerprogramm von Amazon teil,
dadurch verdiene ich an qualifizierten Verkäufen.
Eine Beschreibung und Interpretation des Kinofilms „die Welle“ von Regisseur Denis Gansel aus dem Jahr 2008. Der Film basiert auf dem Sozialexperiment „the third wave“ des Lehrers Ron Jones, der im Jahr 1967 an einer kalifornischen Schule den Versuch unternahm, seinen Schülern die Mechanismen und Strukturen des Nationalsozialismus durch entsprechendes Handeln zu verdeutlichen.
Im Film von Denis Gansel spielt Jürgen Vogel den Lehrer Rainer Wenger, der an einem fiktiven deutschen Gymnasium unterrichtet. Im Rahmen einer Projektwoche, in der dem Lehrer das Thema Autokratie als Unterrichtsstoff zugeteilt wird, obwohl er „Anarchie“ als Thema bevorzugen würde, führt Wenger einen Selbstversuch mit seiner Klasse durch. Dies vor allem in Hinsicht darauf, dass die Schüler das Thema Nationalsozialismus in der Theorie als langweilig und im modernen Deutschland für nicht mehr realisierbar halten.
Der Lehrer beginnt zunächst damit, die Klasse zu disziplinieren. Anfangs über gemeinsame Abstimmungen sowie über Befehle, die den Schülern nur wenig abverlangen, etwa das Aufstehen vor dem Reden oder auch die Antworten auf seine Fragen kurz und knappzuhalten. Im weiteren Verlauf erzeugt Wenger bei den Schülern ein Gemeinschaftsgefühl, indem zum Beispiel eine gemeinsame Kleidung eingeführt wird, ein weißes Hemd, das jede und jeder tragen soll, der sich der Gemeinschaft zugehörig fühlt. Einem Großteil der Klasse gefällt die nun bestehende Disziplin, wobei sich unterschiedlich starke Identifikationen ergeben. So ist etwa der Außenseiter Tim (gespielt von Frederick Lau) mit geradezu fanatischem Eifer dabei. Es gibt aber auch Schüler, denen das neue „Gruppengefühl“ nicht geheuer ist und deshalb den Kurs wechseln.
Aus der Klasse heraus ergibt es sich, dass immer mehr Schüler des Gymnasiums bei der Welle, die inzwischen auch so genannt wird, mitmachen. Gleichzeitig werden Schüler, die nicht dabei sein wollen, von den Welle-Mitgliedern angefeindet und ausgegrenzt. Die Zugehörigkeit zur Welle erzeugt ein Gemeinschaftsgefühl, das durchaus mit entsprechender Macht der einzelnen Mitglieder verbunden ist. Sie treten nicht mehr als Individuen auf, sondern als Gruppe mit gemeinsamen Werten und Ansichten. Karo (Jennifer Ulrich), eine Schülerin, die die Welle und deren Gedankengut ablehnt, wird im Besonderen angefeindet, zumal sie nicht passiv bleibt, sondern mit Flugblättern gegen die Welle agitiert. Gleichzeitig fanatisiert sich Tim immer mehr und erklärt sich zum Leibwächter des Lehrers Wenger, was dieser zunächst hinnimmt.
Als der Lehrer merkt, dass ihm das Experiment entgleitet, beschließt er die Auflösung der Gruppe. Bei einer von ihm einberufenen Versammlung aller Mitglieder beweist er zunächst, wie willfährig einzelne Schüler ihm gegenüber geworden sind und auch vor Gewalt zur Durchsetzung der „Ziele“ nicht zurückschrecken, wenn er dies befehle. Im weiteren Verlauf klärt er nun die Gruppe darüber auf, dass es sich lediglich um ein Experiment gehandelt hat und die Welle aufgelöst wird. An dieser Stelle eskaliert die Versammlung, denn Tim will die Auflösung nicht wahrhaben und zieht eine Pistole. Er schießt einen Schüler an und richtet sich am Ende selber. Der Film endet damit, dass der Lehrer Wenger von der Polizei abgeführt wird.
Ist eine solche Welle heute möglich?
Ja, denn letztlich bestehen in einer Gesellschaft immer unterschiedliche Gruppendynamiken, die ein Zugehörigkeitsgefühl erzeugen. Je nach Zielsetzung kann hierbei eine einzelne Person oder auch eine Gruppe von Personen die Mitglieder manipulieren, in dem Ängste geschürt werden, die bereits unterschwellig vorhanden sind, Stichwort Populismus. Wie stark sich eine Manipulation auswirkt, ist zunächst abhängig vom persönlichen Hintergrund des jeweiligen Mitgliedes. Später sorgen die sich aus der Gruppe ergebenden Vorteile oft dafür, dass selbst skeptische Personen die Gruppenziele als positiv oder für sich selbst als vorteilhaft betrachten. Eine technisch hoch entwickelte Gesellschaft schützt nicht automatisch davor, eine Bewegung wie den Nationalsozialismus auch heute entstehen zu lassen.
Dieser Film zeigt anschaulich, wie leicht und schnell man sich für etwas begeistern lässt, wie schwer es ist, sich raus zu halten, zu distanzieren, ja gar gegen die Welle zu schwimmen. Man könnte meinen, dass das was im Nationalsozialismus unsere Eltern und Großeltern „mitgerissen“ und „begeistert“ hat, das kann heute nicht mehr passieren. Doch was ist mit den ganzen rechten Strömungen? Wie leicht lassen sich Jugendliche da manipulieren. Und vor allem Jugendliche, die vielleicht sonst nicht sich so viel von sich halten, etwas am Rand der Gruppe stehen, lassen sich um so stärker für eine Sache begeistern und merken gar nicht, dass sie dabei einer großen Manipulation aufsitzen.
Mit welchen Personen im Film könntest Du Dich identifizieren?
Kannst Du Dir Situationen vorstellen, in denen es Dir ähnlich ergehen könnte, in denen Du ebenfalls der Faszination von „Gruppengefühl“ durch „Disziplin“, „einheitliche Kleidung“ (Logo, Aussehen, Kluft, Haarschnitt, Fahnen, …), „Auftreten und Parolen“ (Gedankengut) und Unterordnung eines „Führers“ unterliegen könntest?
Wo grenzt Du selbst aus?
Worin besteht die Schwierigkeit bei einer anderen Ansicht sich gegen die Gruppe zu stellen?
Warum wird das „Nachdenken“ und „Hinterfragen“ oftmals ausgeschalten? Was geht da in einem vor?
Ziel kann es sein, dass die Jugendlichen sich selbst hinterfragen lernen, wo diese eventuell selbst heute sich von gefährlichen Strömungen beeinflussen lassen – ohne nachzudenken, ohne zu hinterfragen, vielmehr nur plumpen Parolen nachlaufen, verbreiten, nachplappern.
Wie kann es gelingen, dass sich Jugendliche mit politischen Themen wirklich auseinandersetzen, hinterfragen und vor allem sich dann auch engagieren – ohne nur Mitläufer(in) zu sein?
Wo bin ich manipulierte Mitläufer(in), wo kann ich meine Meinung frei äußern, ohne Angst vor Ausgrenzung zu haben?
Welche Person im Film bin ich?
Wie leicht lasse ich mich manipulieren? Durch wen und was lasse ich mich manipulieren?
Juli 2024
Weitere Meldungen und Artikel für Jugendleiter in der Jugendarbeit zu...
[ © www.praxis-jugendarbeit.de | 3000 Spiele, Bastelideen, Quizfragen für Partyspiele, Kindergeburtstag, Freizeiten, Gruppenstunde, Spielstrassen, Kinderfest etc. ]