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Filmtipp: Der andere Junge

Der Film „Der andere Junge“ offenbart, welche Abgründe in der vermeintlich heilen Welt typischer Mittelstandsfamilien lauern können: Die Wagners und Möllers, typische Mutter-Vater-Ein-Kind-Familien, leben als Nachbarn in einem Vorort Hamburgs. Sie sind sowohl beruflich als auch privat eng miteinander verbandelt. Schließlich arbeiten die Väter gemeinsam in einer Firma, die schwedische Fertighäuser verkauft, privat treffen sie sich regelmäßig zum Doppelkopf-Spielen.

Doch was die Eltern nicht wissen: Die beiden Jungs sind alles andere als miteinander befreundet. Denn Paul Wagner drangsaliert den jüngeren und kleineren Robert Morell, wo er nur kann. Paul wird als selbstherrlicher Jugendlicher mit einem mehr als latenten Hang zur Gewalt, während der von Haus aus schüchterne Robert dem Älteren scheinbar bereitwillig sein Fahrrad oder seine Schultasche überlässt, die schließlich unter den Rädern eines Lasters landet.

Die Situation eskaliert

Beide Elternpaare können oder wollen das Verhältnis zwischen den Jugendlichen nicht erkennen, bis es eines Tages zu spät ist: Eines schönen Nachmittages peinigt der grausame Paul Robert erneut, er benutzt für seine Grausamkeiten sogar eine Waffe. Doch diese soll ihm selbst zum Verhängnis werden. Denn im weiteren Verlauf wird Paul mit ebendieser Waffe von Robert erschossen.

Roberts Eltern scheint diese Tat weniger zu berühren als die Sorge um den eigenen Ruf, weshalb sie die Leiche verschwinden lassen. Das Verbergen der Tat ist nun der Auslöser für eine Kettenreaktion weiterer verhängnisvoller Ereignisse und die Tragödie nimmt ihren Lauf.

Fazit:

Der Film ist sicherlich keine leichte Kost. Er zeigt meiner Meinung nach sehr gut, wie ausgeliefert man sich in manchen Situationen fühlen muss, wenn Andere (Stärkere), einen Schwächeren drangsalieren. Langsam aber sicher staut sich da etwas in mir an. Bietet sich dann eine Gelegenheit „zurückzuschlagen“, kommt es zur Eskalation.

Was in dem Film auch gut gezeigt wird ist die „Ausgeliefertsein“ des Jungen gegenüber seinen Eltern, die mehr auf die heile Welt, den guten Schein nach außen hin fokussiert sind. Der Junge wird mit seinen Nöten allein gelassen. Ihm wird gesagt „er sei krank und müsse in psychiatrische Behandlung“.

Dass der Junge so geworden ist wie er geworden ist, ist jedoch eher den Eltern geschuldet. Man kann nun trefflich darüber streiten wie man „erzogen werden möchte“. So frei wie die Eltern Paul es erlaubt hatten, oder so „umsorgend“, „gehätschelt“ und für einen Teenager fast schon peinlich wie Roberts Eltern. Letztendlich haben beide Elternpaare sich nicht wirklich um ihre Kinder gekümmert. Bei dem einen hätte man mehr Grenzen setzen müssen, beim anderen diesem mehr Selbstvertrauen vermitteln sollen.

Umsetzung in der Jugendgruppe

Diesen Film kann man gut mit einer Jugendgruppe ansehen um anschließend über den Film zu reden. Ich habe in Stichworten einmal die möglichen Punkte aufgeschrieben, über die man sprechen könnte bzw. die der Film gut zeigt:

  • Was hat euch in dem Film bewegt? Wie ist es euch gefühlsmäßig ergangen? Habt ihr euch mit einer Person identifizieren können?

  • Eltern ist oft der „gute Schein nach außen“ wichtiger, als alles andere. Intakte Familie halt!

  • Eltern wissen oftmals recht wenig über das Seelenleben des eigenen Kindes. Ist dem so?

  • Liebevolle Eltern – peinliche Eltern – coole Eltern – Eltern ohne Zeit: welches Elternpaar im Film wäre Dir lieber?

  • Wie kann es zu ähnlichen Eskalationen kommen? Wurde das eurer Meinung nach gut im Film gezeigt? Kennt ihr ähnliches? Wie würdest du reagieren?

  • Wie kann man mit einem erlebten Trauma, bzw. schwerer Schuld umgehen? Was denkt passiert da in einem?

  • Der Schluss ist ja eigentlich offen gelassen. Wie könnte sich die Fahrt im Auto des Kommissars entwickeln?

Wo gibt es den Film „Der andere Junge“ als DVD zu kaufen?

Leider gibt es derzeit nirgendwo eine DVD zu dem Film angeboten. Eigentlich schade. Da muss man den nächsten Sendetermin abwarten um den Film ggf. aufzunehmen.

April 2015

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