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Nachtruhe

Wer mit Kindern und Jugendlichen auf Ferienfahrt ist, der weiß ein Lied davon singen. Nachtruhe ist immer ein Thema und kann die Leiter ganz schön stressen.

Kann – muss aber nicht so sein!

Nachtruhe / Bild Nr. 35106574
Nachtruhe | ©: VRD - Fotolia

Grundsätzliche Überlegung

Schlaf ist wichtig!

Schlaf ist wichtig! Ohne ausreichenden Schlaf werden die Kinder bzw. Jugendlichen nach 2-3 Tagen wie Schlaftabletten, was zur Folge hat, dass sie keine Lust mehr haben am Programm teilzunehmen. Das hat dann wiederum Auswirkungen auf die etwas wacheren Teilnehmer, allgemeine Unlust könnte sich breit machen. Auch eine Auswirkung kann sein, dass die Kids anfälliger für Krankheiten werden, bzw. sich krank fühlen, womöglich noch Heimweh bekommen.

Schlaf ist wichtig! Auch für Mitarbeiter!

Aber auch für Mitarbeiter ist Schlaf wichtig. Denn ohne ausreichenden Schlaf kann ein Mitarbeiter seinen Pflichten tagsüber auch nicht mehr richtig nachkommen. Neben der Zeit und Lust seine Programmpunkte richtig vorzubereiten und durchzuführen kommen noch die Aufsichtspflichten und Fürsorgepflichten hinzu. Unausgeschlafene Jugendleiter verpennen dabei die Hälfte, was wiederum die gesamte Mitarbeiterschaft oder auch den Lagerleiter etwas nerven kann, weil dadurch das gesamte Lager (Programm und Teilnehmer) negativ beeinflusst werden.

Nach der Freizeit ist vor der Freizeit!

Auch an die Zeit nach der Freizeit denken. Wenn die Eltern total übermüdete Kinder in Empfang nehmen und womöglich am nächsten Tag wieder Schule sein sollte, dadurch die Aufmerksamkeit im Unterricht gefährdet ist, dann kann es passieren, dass die Eltern für die nächste Ferienfahrt ihr Kind nicht mehr mitschicken.

Was ist zu berücksichtigen?

  • Alter

    Jüngere Kinder bzw. Jugendliche brauchen mehr Schlaf, wie ältere Jugendliche bzw. Erwachsene. Von daher sind Regelungen in Abhängigkeit vom Alter zu sehen.

  • Gruppengröße

    Größere Freizeitgruppen machen mehr Lärm, als eine kleine Gruppe. Von daher sind Regelungen auch in Abhängigkeit der Gruppengröße zu sehen.

  • Freizeitort

    Die örtlichen Gegebenheiten beeinflussen auch noch den Regelungsbedarf. Findet die Freizeit in einem Haus (z.B. Jugendherberge, Freizeitheim), auf einem Zeltplatz (mit anderen Zeltplatzteilnehmern), oder irgendwo auf einem Zeltplatz in der Pampa statt, so können unterschiedliche Regelungen nötig sein.

  • Soziale Kompetenz

    Aber zum Regelungsbedarf gehört auch: Wo liegen meine persönlichen Grenzen? Verantwortung für mich selbst übernehmen, Verantwortung für andere übernehmen, Eigenverantwortung lernen, Rücksichtnahme lernen. Schließlich wollen wir ja, dass die Kinder und Jugendlichen soziales Verhalten und Eigenverantwortung für sich und andere lernen. Das Thema „Nachtruhe“ ist auch hier ein ganz praktisches Lernfeld.

Möglichkeiten der Umsetzung bzw. mögliche Regelungen

  • Diejenigen, die schlafen wollen, müssen dazu die Möglichkeit erhalten. Das heißt, dass nach dem Ende des offiziellen Tagesprogramms eine Nachtruhe vereinbart wird. Das kann z.B. immer ab 22.30 Uhr sein.

  • Alle anderen, die noch nicht schlafen können/wollen, dürfen noch wach bleiben, müssen sich aber so ruhig verhalten, dass die anderen nicht gestört werden (leichter gesagt als getan…). Für diese Gruppe sollte es aber auch einen Termin geben, ab wann diese dann schlafen sollten. Zum Beispiel spätestens um 1 Uhr ist absolute Ruhe.

  • Je nach Örtlichkeit kann es sein, dass für diejenigen, die wach bleiben sich noch ums Lagerfeuer oder in einem Versammlungsraum/Zelt aufhalten dürfen – so weit entfernt halt, dass sich diejenigen, die schlafen wollen, nicht durch Lärm oder Gespräche gestört fühlen. Dasselbe gilt auch für Mitarbeiter. Ich handhabe es immer so, dass ich irgendwann dann allen eine gute Nacht wünsche und dann ist für alle (bis auf eine eventuell vorhandene Nachtwache), absolutes Ende.

  • Empfehlenswert kann auch sein, dass der Zelt- oder Zimmer-Betreuer gemeinsam mit den Kids im Zimmer/im Zelt noch den Tag ausklingen lässt. Das kann eine Reflektion des Tages sein, eine (spannende) Gute-Nacht-Geschichte, oder ein ruhiges Kartenspiel. Das hat zudem noch den positiven Effekt, dass der Zelt- oder Zimmerbetreuer seine Kids noch besser kennen lernt und die Beziehung Betreuer – Teilnehmer fördert.

Der Ton macht die Musik

Manchmal könnte man meinen, dass Verbote und Regelungen dazu da sind übertreten werden zu müssen. Auch kann es ein Spaß für die Kids sein, die Mitarbeiter bzw. Nachtwache zu ärgern, oder eine Herausforderung kann es auch sein, sich an der Nachtwache vorbei zu schleichen um in den Mädchentrakt /Jungentrakt bzw. Zelte zu gelangen. Auf solche sportlichen Einstellungen kann man sich natürlich einlassen, man darf sich dann aber nicht wundern, dass der Mitarbeiter selbst nicht zum schlafen kommt, genauso wenig wie die Kids. Von ein paar anderen Problemen mal ganz davon abgesehen.

Von daher befürworte ich persönlich eine (für die Kids anscheinend) lockere Lösung, indem diejenigen die schlafen wollen, schlafen dürfen, alle anderen sich ums Lagerfeuer oder im Versammlungszelt/Versammlungsraum aufhalten dürfen. Dadurch hat man die Gruppe sehr gut im Überblick, die Kids haben den nötigen Freiraum selbst zu entscheiden, wann sie ins Bett wollen und auch bessere Argumente, wenn es darum geht, dass irgendwann auch mal absolutes Tagesende ist.

Wichtig finde ich: den Kids klar machen, dass es auch andere gibt die schlafen wollen und es unsozial ist, diese am Schlaf zu hindern. Ferner den Kids aufzeigen, dass wenn man 2-3 Nächte durchmacht und selber nicht zum Schlaf kommt, die Freizeit keinen Spaß machen wird. Man ist zu müde um am Programm teilzunehmen, man hängt nur noch als "Schlaftablette" rum. Letztendlich fährt man nach Hause und sagt "ganz schön langweilig". Wenn man es schafft, dass die Kids das erkennen, dann gehen diese auch nach 1-2 Aufforderungen ins Bett, gerade auch dann, wenn ihnen zuvor noch Zeit fürs Wachbleiben zugestanden wurde.

Aber ich schaue dabei auch nach denjenigen, die vor lauter Müdigkeit kurz vorm Umfallen sind. "Willst Du nicht so langsam mal ins Bett?". Wobei ich dem Teilnehmer die Entscheidung überlasse, dieser aber schon an meiner Frage gemerkt hat, dass ich es besser finden würde er ginge ins Bett. Er meinte nur: "Nö bin noch fitt!" "Na gut, dann bleibe halt noch wach!". Meistens gehen diese dann nach 10-20 Minuten stillschweigend ins Bett.

Konsequenzen

Es wird nicht immer reibungslos abgehen und vielleicht wirst du ein Machtwort sprechen müssen, Konsequenzen androhen bzw. diese dann auch durchsetzen müssen.

Machtwort

Ein Machtwort auszusprechen ist sicherlich nötig. Dabei kommt es dann sehr auf die Autorität derjenigen Person drauf an. Langjährig erfahrenen und älteren Mitarbeitern fällt das sicherlich leichter. Den jungen Mitarbeiter(innen), bzw. ganz junge Mitarbeiter(innen), die tun sich da schwerer.

Aber wenn Du anerkannt bist und die Kids viel von Dir halten, weil Du freundlich, hilfsbereit bist, Dich für die Kids einsetzt, was mit denen unternimmst, mit ihnen redest, Zeit investierst etc., dann denke ich, dass die Kids auch wissen wann Schluss ist. Leiter(innen), die weniger anerkannt sind, eigentlich nur Leiter(innen) sind um die Kids "rumzubefehlen" und sich selbst nicht an Regelungen halten, oder wenn die Leiter(innen) sich mehr untereinander als sich mit den Kids abgeben, das spüren die Kids und nehmen dann auch so ein Machtwort nicht ganz so ernst (vielleicht aus Angst vor Konsequenzen, aber nicht aus Respekt und Achtung vor derjenigen Person).

Jedes durchgedrückte, autoritäre Machtwort ist auch ein Stück „Demontage“ an Lagergemeinschaft und belastet den Lagerfrieden.

Störenfriede herausnehmen („isolieren“)

Auf einem Zeltlager kann es passieren, dass ich (ältere) Störenfriede vor dem Zelt unter freiem Himmel schlafen lasse - egal auch wenn’s regnet. (na ja eine Plane gebe ich vielleicht noch dazu...) Aber auch die Verfrachtung in ein Einzelzelt (Einzelzimmer), oder Materialzelt kann hilfreich sein. Natürlich solltest Du dann gerade auf diese Kids besonders acht geben und 1-2mal des Nachts nachsehen, ob alles ok ist.

Die Kids ins Leiterzimmer zu verfrachten würde ich nicht machen. Womöglich gefällt es denen dort noch und hängen alles dran, endlich ins Leiterzimmer zu dürfen.

Strafdienst!

Auch eine Möglichkeit sind Androhung irgendwelcher Arbeiten: Schuhe putzen, Küchendienst, Toiletten putzen, etc.

Mitarbeitergespräche

Mit Mitarbeitern, die meinen sich an keine Nachtruhe halten zu müssen und durch ihren Lärm die anderen nur am schlafen hindern ist ein ernstes Wort zu reden. Auch wenn die Mitarbeiter jede Nacht mit (Karten-)Spielen oder ähnlichem durchmachen müssen und tagsüber nur noch rumhängen ist es besser, wenn diese heimfahren. Auch Mitarbeitern kann man damit helfen ihnen ihr Verhalten einmal als Spiegel vorzuhalten, die Konsequenzen aufzuzeigen und an deren Verantwortung zu appellieren. Sollte alles nichts helfen, so wäre es für alle Beteiligten besser, wenn diese Mitarbeiter nach Hause fahren.

Fazit

Auch nach fast 30 Jahren Freizeit- und Zeltlagererfahrung gibt es kein Patentrezept, sondern Lösungen sind jeweils individuell auf die jeweilige Situation abgestellt. Sicherlich gehe ich die Sache locker an und versuche lieber zu überzeugen, nötige Freiräume zu schaffen, aber ich habe auch das Gesamte im Blick und überlege, was das Beste für den Einzelnen, aber auch für die Gemeinschaft ist. Und in jeder Gemeinschaft gilt es Rücksicht zu nehmen und gerade auch das zu lernen.


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