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Heimweh auf Freizeiten | ©: 2012 Fasphotographic - Fotolia
Ich könnte jetzt sagen, dass auf unseren super tollen Freizeiten mit dem megageilen Freizeitprogramm und den affenstarken Events gar kein Heimweh aufkommen kann.
Oder: "Heimweh? Gibt’s bei uns nicht!"
So oder so ähnlich kann man es hören und lesen, aber trotzdem kommt das Thema Heimweh immer wieder vor, selbst bei gut vorbereiteten und organisierten Freizeiten. Ich selbst habe schon Freizeiten durchgeführt, da sind 10% der Teilnehmer epedemiemässig vom Heimweh „befallen“ worden, in anderen Jahren war das überhaupt kein Thema.
Manche Kinder sind das erste Mal von zu Hause weg – der Lagerbetrieb, etwas kürzere Nächte, ein völlig ungewohnter Tagesablauf in neuer Umgebung und mit ggf. völlig fremden Kindern/Jugendlichen ist für den ein oder anderen Teilnehmer zu viel. Die Sehnsucht nach der gewohnten Umgebung steigt.
Manchmal haben die Eltern Heimweh zu den Kindern. Ein Anruf, ein Besuch der Eltern im Lager, dann noch die Frage der Eltern „Wie gefällt es dir, willst du wieder nach Hause?" - und manche Kinder kippen dann regelrecht um. Oder die Eltern sagen schon vor der Freizeit: „Wenn du Heimweh bekommst, dann holen wird dich jederzeit“
Streitereien, Hänseleien, die nicht unbedingt offen ausgetragen werden, aber vorhanden sind führen dazu, dass ein Kind Heimweh bekommen kann.
Heimweh ist ansteckend. Wenn ein Kind Heimweh bekommt, dann führt das sehr oft dazu, dass weitere Kinder plötzlich auch Heimweh bekommen. Die Idee wird sozusagen geboren, nach Hause zu fahren. Wenn das Wetter katastrophal, das Essen schlecht, das Programm langweilig und zu viele Lücken hat und die Betreuer diese Lücken nicht füllen können; diese „Faktoren“ verstärken die Gefahr des Heimwehviruses.
Heimweh auf Freizeiten | ©: Lane Erickson - Fotolia
Zunächst einmal ist das Heimweh ernst zu nehmen und zu klären worin die Ursachen liegen können: zum ersten Mal von zu Hause weg? Versteckte Streitereien? Keine Freunde? Kontakt mit den Eltern? Ängste z.b. vor der kommenden Nacht?
Vorbeugen kannst du, indem du Augen und Ohren offen hältst, Kinder die Abseits stehen oder sich absondern beobachtest und versuchst diese unauffällig ins Lagerleben und im Programm zu integrieren.
Falsch wäre, die Kinder zu stark zu bemuttern, auf den Schoss zu setzen, zu trösten, Tränen zu trocknen, Extrawürste zu braten usw. Jüngere, unerfahrene Betreuer(innen), denen selbst der Lagerbetrieb zu viel wird, die suchen sich mitunter Kinder mit Heimweh – sozusagen als Flucht vor sich selber. Dass dadurch das Heimweh der Kinder jedoch nicht abgebaut wird, sondern der Wunsch nach Hause fahren zu können, noch verstärkt wird, ist vielen da gar nicht klar. Falsch wäre auch, den Kindern gleich nachzugeben.
Richtig wäre, die Kinder abzulenken, zu beschäftigen und mit ihnen was zu unternehmen und sich Zeit zu nehmen. Nun aber nicht so, dass keine Zeit mehr für die anderen Kinder übrig bleibt, oder das/die Heimwehkinder irgendwie bevorzugt behandelt werden – das würde ggf. Probleme an anderer Stelle wieder auftreten lassen. Es kommt dabei schon auf die Erfahrung und das Fingerspitzengefühl an richtig abzuwägen. Lass den Tränen des Kindes freien Lauf und versuche gemeinsam mit dem Kind zu überlegen wie man versuchen kann mit dem Heimweh fertig zu werden. Heimweh ist was normales, jedes Kind macht diese Erfahrungen und „muss früher oder später da mal durch“. Wenn das Kind einsieht, dass das nach Hause fahren keine Lösung ist, denn die nächste Freizeit oder Schullandheim kommt gewiss, ist schon viel gewonnen. Auch hier kommt es auf das Fingerspitzengefühl an. Wenn das Kind merkt, dass es dich bald weich gekocht hat, wird es innerlich sich auf gar keine Vorschläge von dir einlassen. Von daher gar nicht in Aussicht stellen, dass „... unter Umständen,... vielleicht,... wenn alles nix hilft,... mal sehen...“, du bereit bist, das Kind nach Hause zu entlassen. Probiere erst einmal Alternativen aus.
Einem Jungen, welcher Heimweh bekommen hatte, nachdem seine Eltern auf dem Lager waren, dem haben wir anschließend gezeigt wie man ein Floss baut. Anschließend zeigte er den anderen Teilnehmern wie das geht – das Thema Heimweh war ab jetzt kein Thema mehr. Jahre später sagt er einmal, dass es die richtige Entscheidung war nicht nach Hause zu fahren. Überlege: was sind die Begabungen des Teilnehmers und wie können diese zum Erfolgserlebnis werden.
Auf einer anderen Freizeit trat Heimweh bei einem 7 jährigen Jungen bereits am ersten Abend kurz vor dem Schlafengehen auf. Das Problem konnte etwas unorthodox gelöst werden. Verlagerung des Jungen in das Zelt der großen Jungs, Ernennung zum stellvertretenden Lagerleiter bzw. dessen „Schatten“, Chef der Nachtwache usw. Der Junge ist nicht vorzeitig nach Hause gefahren, konnte mit ein paar Tricks sogar zum frühzeitigeren Schlafengehen überredet werden und übernahm auch so wichtige Aufgaben wie den Abwasch oder die Lagerglocke läuten. Die übrigen (gleichaltrigen) Teilnehmer haben von seinem Heimweh so gut wie nichts mitbekommen
Wenn nichts mehr geht und das Kind absolut nach Hause möchte, wenn alles zureden, alle Vorschläge, Einfälle und Lösungsmöglichkeiten nicht mehr „ankommen“, dann bleibt nur noch ein Anruf bei den Eltern übrig. Auch das kam schon vor und bleibt hoffentlich eine seltene Ausnahme.
Wenn es jedoch irgendwie möglich war, dann telefonierten wir mit den Eltern, ohne dass der Lagerteilnehmer dies mitbekam um abzuklären, wie die Eltern zum Heimweh stehen. Entweder holten diese das Kind sofort ab, oder "überredeten" es doch noch zum Bleiben. Im Nachhinein betrachtet, war die 2te Variante immer die beste Lösung.
Wer noch einen Tipp zum Thema Heimweh hat, der darf dies uns zuschicken.
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