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Bevor die Möhnetalsperre, vor ca. 100 Jahren errichtet wurde, lebten in dem kleinen Möhnetal 800 Menschen. In dem kleinen Dorf gab es eine Kirche, eine Ziegelei, eine Molkerei, eine Zementfabrik und eine Kornmühle, die Körbecker Mühle, hier beginnt unsere Geschichte. Im Jahre 1913 lebte hier ein junger Mann, sein Name war Heinrich, die Dorfbewohner nannten ihn jedoch stets Heinrich den Müller. Er führte ein ganz normales Leben wie jeder andere der Dorfbewohner auch. Die meiste Zeit verbrachte er in der Mühle um das Korn zu mahlen, dass ihm von seinem Nachbarn, dem Bauern Friederich geliefert wurde. Jede freie Minute nutzte er aus, um sich zusammen mit seiner geliebten Cecilie von der anstrengenden Arbeit zu erholen. Die beiden waren ein glückliches Pärchen erzählte man sich im Ort und in der Tat, so war es auch. Ihre Liebe zueinander war so groß, das Cecilie Heinrich ihren wertvollsten Besitz schenkte, einen Ring. Sie hatte ihm ihn bei einem nächtlichen Treffen im Mondschatten der Friedhofsbäume, als Zeichen ihrer ewigen Liebe gegeben. Er wurde seit zwei Jahrhunderten immer von Mutter zu Tochter vererbt. Heinrich musste ihr versprechen diesen Ring wie seinen eigenen Augapfel zu hüten und das tat er auch. Er bewarte ihn in einem kleinen Geheimfach hinter der Holzvertäfelung in seinem Schlafzimmer, im Dachgeschoss der Mühle auf und holte ihn nur hervor wenn er sich sicher war unbeobachtet zu sein.
Es kam der Tag an dem alle Dorfbewohner ihre so liebevoll eingerichteten Behausungen verlassen mussten. Die Staumauer war fertig gestellt und das Tal in dem sich das Dorf befand sollte geflutet werden. Jeder der Dorfbewohner hatte bereits sein Hab und Gut in die neuen Behausungen im Nachbardorf transportiert und Abschied von seinem alten Dorf genommen. So auch Müller Heinrich. Keiner der ehemaligen Bewohner wollte den Anblick im Augenblick der Flutung ertragen müssen, so ergab es sich das sich alle in der Kirche des neuen Dorfes versammelten um eine Gedenkmesse zu halten.
Beim Betreten der Kirche viel Heinrich auf, dass er den Ring in seinem Geheimversteck vergessen hatte, er konnte ihn nicht in den Fluten versinken lassen, wie sollte er das Cecilie erklären? Also rannte er los, hinunter ins Tal, mit jedem Schritt den er tat wurde sein Unwohlsein größer und größer. Gespenstige Stille umgab das einst so belebte Dorf. Kein Mensch war mehr hier, es schien als hätten sich selbst die Vögel aus dem Staub gemacht, es war nichts außer seinem rasenden Atem zu hören. Er rannte so schnell er nur konnte, ständig den Gedanken der tosenden Wassermassen die gleich auf ihn herabschießen würden im Nacken, er konnte doch nicht Schwimmen, wurde ihm bewusst, trotzdem lies er nicht von seinem Vorhaben ab, den Ring zu retten. Endlich, als er schon kaum noch laufen konnte erreichte er seine Mühle, rannte so schnell wie möglich nach oben und griff hinter die Holzvertäfelung nach dem Ring. In diesem Augenblick ertönte ein gewaltiges Rauschen und Brausen, der Fußboden begann sich zu bewegen, das Donnern der Wassermassen wurde immer lauter, es war ein ohrenbetäubender Lärm. „Das Wasser“, dachte er. „Das Wasser kommt!“, und so war es. Hastig griff er nach dem Ring und rannte aus der Mühle, doch draußen wurde er von einer gewaltigen Flutwelle erfasst, die mindestens doppelt so groß wie seine Mühle war. Er wollte schreien, doch da war sein Körper bereits unter den Wassermassen begraben. Kraftlos öffneten sich seine Finger und er verlor den Ring, er konnte ihm nur dabei zusehen wie er in Richtung Grund sank. Heinrich Müller wurde nie wieder gesehen, auch seine Leiche wurde nie gefunden.
1920 berichten einige der Bewohner des neuen Dorfes, in der Nähe des Stauseeufers einen einsamen Spaziergänger beobachtet zu haben in dessen Fußspuren Mehl zu finden war. Nur 20 Jahre später, 1940 berichtet der Fischer Eduard von einem seltsamen Mann, der über den See gerudert werden wollte. Als dieser das Bot verließ war der Boden mit Mehlstaub bedeckt. Weitere 20 Jahre später, 1960, ertönt in einer Frühlingsnacht, mitten auf dem See ein schriller Schrei, die verängstigten Anwohner laufen zum Ufer und finden Blut und Mehlspuren.
1980 berichten Schulkinder bei einer Fahrt über den Möhnesee knapp unter der Wasseroberfläche ein Gesicht gesehen zu haben. Ihr Lehrer findet Mehl in ihren Haaren.
2000, ein Ferienlager einer katholischen Kirchengemeinde bezieht ihr zweiwöchiges Ferienquartier in der Schützenhalle des Dorfes. Bei einem Strandbadbesuch am Möhnesee findet eines der Kinder einen wertvoll aussehenden Ring am Ufer. Nichts ahnend steckt es diesen ein um ihn zu behalten. Als die Kinder am nächsten Morgen aufwachen finden sie mit Mehl gefüllte Fußspuren in ihren Schlafsälen.
Autor: Matthias P. und Betreuerteam
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