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Drei rothäutige Jungen sprangen gewandt von Stein zu Stein,um den kleinen Fluß zu überqueren, der sich nicht all zu weit von der Niederlassung der Mohikaner durch das Land schlängelte. Der Indianerstamm hatte hier für den Sommer seine Wigwams aufgeschlagen und die Jungen waren eifrig dabei, die Wälder und Berge rings um ihren Lagerplatz aus zu kundschaften. Im klaren Wasser des Flusses spiegelte sich der tiefblaue Himmel. Große Fische flitzten über den steinigen Grund des Stromes, silbernen Pfeilen gleich, wenn sie vom Licht der Sonne getroffen wurden. Es war ein prächtiger Tag für eine Erkundung. „Sicher finden wir dort drüben auf den Bergen eine Menge Beeren!" sagte Weißer Vogel, als sie über den Fluß waren. Und die beiden anderen waren dabei, als er auf die bewaldeten Berge zu lief. Eine ganze Weile verhielten sie sich schweigend. Aber ihre schwarzen Augen spähten aufmerksam umher.
Überall entdeckten sie die Spuren von jagdbaren Tieren. Alles deutete daraufhin, daß der Stamm der Mohikaner in diesem Sommer keine Not zu leiden brauchte. Nach ein paar Stunden entschlossen sich die Jungen wieder zurück zu kehren. Sie hatten sich an den vielen Beeren sattgegessen, und ihre Hände waren rauh von der Kletterei über die Felsen. „Seht, wie der Regen die Bergwand ausgewaschen hat!" machte Adlerauge aufmerksam.„Da ist eine Höhle!" sagte Donnernde Wolke und deutete auf ein dunkles Loch im Berg. „Kommt! Die müssen wir uns noch anschauen, ehe wir heimlaufenl" Schon klommen die drei Jungen behende über den steinigen Hang und waren voller Spannung, was sie in der Höhle finden würden. Der Eingang war so groß, daß man bequem hineinkriechen konnte, „Es ist stockdunkel hier!" rief Donnernde Wolke, der als erster in das Loch gekrochen war. „Und es ist eine sehr große Höhle," setzte er gleich darauf hinzu, denn er hörte seine Stimme wie in einem großen Raum widerhallen. „Wir brauchen Fackeln" bestätigte Adlerauge, als er mit Weißer Vogel hinter den Kameraden in die Höhle gekrochen war.
Daheim machten sie die Neuigkeit schnell bekannt und erzählten, von vielen anderen Jungen beneidet, von ihrer Entdeckung. Sogleich wurde beschlossen, früh am anderen morgen aufzubrechen und die geheimnisvolle Höhle genauer zu erforschen. Über ein Dutzend Jungen brachen auch gleich nach Sonnenaufgang auf, geführt von Fliegender Pfeil, den der Häuptling zum Leiter der Expedition bestimmt hatte, nicht nur, weil er älter war als die anderen, sondern weil man wußte, daß er in allen Dingen bedachtsam handelte. Mit hochgehaltenen Fackeln krochen die Jungen einer hinter dem anderen durch den Höhleneingang und fanden sich schon nach wenigen Metern in einem weiten und hohen Raum, dessen entfernte Wände im Schein des roten Fackellichtes nicht deutlich zu erkennen waren.„Das scheint eine Riesenhöhle zu sein," sagte Fliegender Pfeil. „Wer weiß, wie tief sie in den Berg hinein führt. Wahrscheinlich können wir heute nur einen Teil auskundschaften. Dabei ist es aber unbedingt notwendig, daß wir alle zusammen bleiben", ermahnte er die auf Abenteuer erpichten Jungen. „Wenn sich einer entfernt, kann er sich leicht verlaufen und es kann ihm schlecht ergehen!" Wundervolle Farben schienen an den Höhlenwänden zu tanzen, wenn die Fackeln in der zugigen Höhle flackerten. Um den Weg zu markieren, legte Fliegender Pfeil ein paar Steine zu einer Pyramide zusammen. Einer hinter dem ändern folgten ihm dann die Jungen mit den qualmenden Feuerbränden. Große schwarze Fledermäuse kreisten plötzlich über ihren Köpfen und verschwanden wieder lautlos in der Finsternis. Es war ein wenig unheimlich, wenn die dunklen Flattertiere in das Licht der Fackeln gerieten und ihre riesigen Schatten auf den Boden oder an die nahen Wände warfen. „Hallo!" schrie einer von den Jungen, dem auch die Stille unheimlich wurde.„Hallol" kam das Echo deutlich zurück, und befreit lachten die Jungen über das lustige Spiel. „Das ist eine wundervolle Höhle!" wisperte Weißer Vogel seinem Kameraden Adlerauge ins Ohr, „Aber wenn wir mit den anderen gehen, kommen wir nur langsam vorwärts. Wenn wir drei allein wären, würden wir bestimmt mehr sehen."„Wahrscheinlich konnten wir geheime Gänge finden! Ich habe da drüben eine Kluft gesehen, die aus dieser großen Halle in die Felswand hinein führte", stimmte ihm Adlerauge zu. Heimlich zogen sie auch Donnernde Wolke auf die Seite und weihten ihn in ihren Plan ein. Als ein haushoher Felsblock im Wege lag, taten sie so, als ob sie dessen rauhen Wände besonders aufmerksam betrachteten und ließen die Gruppe an sich vorübergehen. Und als sie sicher waren, daß Fliegender Pfeil sie nicht mehr bemerken konnte, liefen sie schnell zurück und auf den Felsspalt zu, den Adlerauge entdeckt hatte. Dort tat sich ein breiter Weg auf mit sandigem Grund. Es sah so aus, als ob sie das Bett eines Baches gefunden hätten der im Augenblick kein Wasser führte. Nur hier und da lagen ein paar Gesteinstrümmer auf ihrem Wege und die drei Jungen kamen schnell voran. Dann entdeckten sie mächtige Gesteinssäulen, die wie Baumstümpfe vom Boden zur Decke wuchsen oder gleichmächtigen Eiszapfen von der Decke herunterhingen. Die Entdeckungen machten den drei Jungen viel Spaß. Was würden ihre Kameraden sagen, wenn sie ihnen davon berichteten.„Wir müssen schnell zurück!" sagte Donnernde Wolke plötzlich. „Unsere Fackeln werden uns nur noch ein paar Minuten leuchten. Seht, wie tief sie schon heruntergebrannt sind" Im Eifer hatte bisher keiner darauf geachtet. Nun aber machten sie sich unverzüglich auf den Rück weg. Als sie kaum 50 Schritte zurückgelegt hatten, standen sie plötzlich vor einer Wand, in der sich vor ihnen zwei Spalten in die Felsen hinein auftaten. Das hatte vorher keiner von ihnen entdeckt und beachtet, und nun waren sie sich nicht einig, auf welchem Wege. Schließlich rafften sie sich doch noch einmal auf, tasteten sich an den kalten Felswänden entlang und versuchten, den Weg zum Ausgang zu finden. Aber überall war nichts als Finsternis. Mutlos gaben sie schließlich den Versuch auf.
Wie Gefahr witternde Tiere drängten sie sich zusammen, setzten sich erschöpft auf den kalten Boden und hofften darauf, daß man nach ihnen suchen und sie finden würde. Wie lange sie so in der Dunkelheit gesessen hatten, hätten sie selber nicht sagen können. Es dünkte sie länger als die Zeit, die die Sonne braucht, um einmal über den Horizont zu laufen. Schließlich hatten sie die Hoffnung schon aufgegeben, daß man sie finden würde. Aber dann hörten sie Stimmen und sahen endlich auch die flackernden roten Lichter von ein paar Fackeln, in deren Schein ein paar Männer in der Höhle nach ihnen Ausschau hielten. Fliegender Pfeil hatte den Häuptling von dem Geschehenen benachrichtigt und der hatte alle Männer des Mohikanerstammes aufgeboten, um nach den Vermißten zu suchen. Der Vater von Donnernde Wolke war der erste, der die Jungen sah.
„Laß dir das eine Lehre sein!" sagte er
abwehrend, als sich Donnernde Wolke entschuldigen wollte. „Es
ist niemals eine Schande, wenn man auf den hört, der
größere Erfahrungen hat.
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