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Schulverweigerung können psychische Ursachen haben wie Depressionen oder Burnout.
Diese zeigen sich unter anderem in Unlust, Null-Bock, negative Stimmungsmache, Passivität
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Wer heute keinen Schulabschluss vorweisen kann, für den stehen die Chancen auf dem Arbeitsmarkt gleich Null, der soziale Abstieg ist fast schon vorprogrammiert. Nun ist es aber nicht in jedem Fall so, dass ein nicht erreichter Schulabschluss auf mangelnde Fähigkeiten des Schülers zurückzuführen ist. Immer wieder verweigern Kinder und Jugendliche die Schule vorsätzlich, was unterschiedliche Gründe haben kann.
Da in Deutschland die Häufigkeiten der An- und Abwesenheit von Schülern nicht systematisch erfasst und entsprechend ausgewertet werden, existieren auch keine verlässlichen Zahlen zu diesem Thema. Lediglich in einigen Schulen existieren entsprechende Statistiken, die jedoch nicht repräsentativ für die Bundesebene sind.
Eine Ausnahme macht das Bundesland Hessen: Hier wurde eine konkrete Zahl für die Verletzungen der Schulpflicht innerhalb eines Jahres veröffentlich – es waren exakt 4.417 Fälle. Allerdings bezieht sich dieser Wert auf das Jahr 1999, die Studie liegt also schon einige Zeit zurück. Trotzdem ein erster Anhaltspunkt.
Allerdings könnte sich diese Zahl in den letzten Jahren deutlich nach oben entwickelt haben. So geht beispielsweise das Deutsche Jugendinstitut davon aus, dass inzwischen 10 – 15 % der Schüler in einer Klasse zumindest Tendenzen zur Schulverweigerung zeigen bzw. als „schulmüde“ eingestuft werden können. Auffällig ist auch, dass ältere Kinder und Jugendliche sehr viel häufiger die Schule verweigern als Schüler bis zur 6. Klasse, und dass in Haupt- und Sonderschulen sehr viel öfter geschwänzt wird als beispielsweise in Gymnasien.
3 Beispiele sollen erläutern, welch unterschiedliche Wege zur Schulverweigerung führten.
Im Fall 1 ist die Mutter vor 2-3 Jahren gestorben und hat den Jungen völlig umgehauen. Der Vater ist am Verzweifeln, weil alles zureden und tun nichts hilft.
Im Fall 2 gab es familiäre Probleme und die Wohnsituation ist sehr unvorteilhaft für das Kind. Das Kind hat sich immer mehr zurückgezogen, wurde computersüchtig und verweigert jeglichen Kontakt. Das Jugendamt sieht nur noch eine Chance das Kind in einem Heim unterzubringen, wenn es nicht gelingt einen „Zugang zu dem Kind“ zu finden.
Im 3.Fall ist der Jugendliche von Gymnasium, über die Realschule nun auf der Hauptschule gelandet. Eine totale Entmutigung ist eingetreten. Er hält nichts mehr von sich wohl auch, weil die Eltern die Hauptschule als sozialen Abstieg sehen.
Schulverweigerer sind oft entmutigte und mutlose Kinder und Jugendliche,
die den Kopf in den Sand stecken. Selbst gutes Zureden hilft nichts.
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In allen 3 Fällen sind die Kinder und Jugendlichen absolut nicht dumm, sondern könnten sehr gut den jeweiligen Schulabschluss locker schaffen. Man kann auch nicht sagen „selbst schuld“, sondern die Umstände (Schicksalsschläge, Wohn- und Elternsituation) trugen dazu bei, dass ein Teufelskreis, eine Spirale abwärts bei diesen Jugendlichen einsetzte. Hinzu kommt, dass die Jugendlichen sich mehr und mehr zurückzogen, also auch der Freundeskreis weniger wurde.
Wichtig ist, dass man viel früher schon das Problem einer sich anbahnenden Schulverweigerung erkennt um dem Jugendlichen noch rechtzeitig helfen zu können. Hier sind vor allem die Schulpsychologen gefragt, die es ja heute zum Glück mehr gibt, als noch vor 10-20 Jahren.
Wie man sieht, ist das Thema Schulverweigerung ein weites Feld, in dem es viel zu diskutieren und aufzuklären gibt.
Wer die Schule verweigert, kann dies aktiv oder passiv tun. Die Unterschiede zwischen diesen beiden Formen gestalten sich wie folgt:
Verweigert ein Kind oder ein Jugendlicher aktiv die Schule, so zeigt sich dies oft durch aggressives Auftreten im Unterricht, z. B. in Form von Störungen, Missachtung der Autorität des Lehrers usw. Auch vorübergehende Schulschwänzer sowie Kinder und Jugendliche, die sich kontinuierlich weigern, die Schule zu besuchen, bezeichnet man als aktive Schulverweigerer.
Kinder und Jugendliche, die die Schule passiv verweigern, fallen nicht durch Störungen im Unterricht auf, sondern beteiligen sich erst gar nicht an diesem. Sie sind also (zumindest zeitweise) im Unterricht anwesend, sitzen dort quasi ihre Zeit ab, verfolgen das Unterrichtsgeschehen aber nicht oder nur rudimentär. Die passive Schulverweigerung ist in den meisten Fällen deutlich schwieriger zu erkennen, da sich diese beispielsweise auch durch häufiges entschuldigtes Fehlen ausdrücken kann.
Allerdings sind die Grenzen zwischen den beiden Formen der Schulverweigerung mitunter fließend. So kann es vorkommen, dass Schüler phasenweise den Unterricht aktiv ablehnen und durch entsprechende Störungen auffallen, diese Phasen sich aber mit Zuständen abwechseln, in denen der Schüler den Unterricht passiv verweigert.
Die Verweigerung, am Schulunterricht teilzunehmen, kommt nicht aus heiterem Himmel. Sie besitzt ganz klare Ursachen, die es zunächst aufzudecken gilt, bevor entsprechende Hilfs- und Gegenmaßnahmen ergriffen werden können. Hier eine Aufstellung der wichtigsten Ursachen für die Schulverweigerung:
Wer dauerhaft unter fehlenden Erfolgserlebnissen, Gefühlen des Versagens und Problemen in Beziehungen zu anderen Menschen zu leiden hat, der ist irgendwann entmutigt. Und da es zu den Grundbedürfnissen jedes Menschen gehört, seinen Selbstwert zu sichern, wird er versuchen, entmutigende Situationen zu meiden. Dazu gehört in diesem Fall auch der Besuch des Schulunterrichtes.
Seit Jahrzehnten besteht ein großes Problem darin, dass Schüler Dinge lernen müssen, die sie im späteren Leben kaum noch oder überhaupt nicht mehr brauchen werden. Dieser Umstand hat sich herumgesprochen, und daraus erwächst die immer stärkere Frage nach der Sinnhaftigkeit des Schulunterrichts. Und wenn in ihm kein Sinn gesehen wird, steigt auch die Zahl der Schulverweigerer immer weiter an.
Angst vor bzw. in der Schule kann viele Ausprägungen haben. Angst vor Prüfungen, Angst vor bestimmten Fächern, vor Lehrern oder auch vor den Mitschülern. Aus Versagensängsten und Ängsten vor Überforderung ergibt sich schließlich wiederum ein Vermeidungsverhalten, das Kind bzw. der Jugendliche verweigert die Teilnahme am Schulunterricht. Ein Problem ist dabei, dass sich das einmal eingespielte Verhaltensmuster von selbst verstärkt und somit nur schwer wieder rückgängig gemacht werden kann.
Mitschüler und Freunde gehören zu den wichtigsten Gründen, warum viele Kinder und Jugendliche trotz aller Probleme aktiv am Schulunterricht teilnehmen. Fehlen diese Gründe, etwa weil der Schüler unter Kontaktschwierigkeiten leidet und somit keine oder kaum Freunde hat, kann es schnell zu einer Schulverweigerung kommen.
Probleme zwischen den Elternteilen, Krankheiten, Trennungen, Gewalt in der Familie oder Vernachlässigung des Kindes – all das können Auslöser für eine Schulverweigerung sein. Somit können die Strukturen innerhalb der Familie einen großen Anteil an einem Schulverweigerungsverhalten haben. Kinder sorgen sich darum, was in ihrer Abwesenheit zuhause passiert und befürchten, die Kontrolle zu verlieren. Eine aktive Teilnahme am Unterricht ist somit für sie nicht mehr möglich.
Auch das Fehlen von verlässlichen Regeln in die damit verbundenen sozialen Unsicherheiten innerhalb der Familie können diese Folgen haben. Das Kind kennt keinen festen Tagesablauf, keine vorgegebenen Zeiten für Hausaufgaben, kein strukturiertes Aufstehen am Morgen usw. Somit ist es auch nicht dazu in der Lage, den Schulunterricht als feste Konstante in seinem Leben anzunehmen und zu akzeptieren.
Wenn der soziale Halt im Leben verloren geht, kann das viele drastische Folgen haben – insbesondere bei Kindern und Jugendlichen. Es tritt eine zunehmende Verwahrlosung ein, einstige Hobbys und Interessen werden vernachlässigt, manche streunen mit Freunden herum und werden kriminell.
Man spricht dabei auch von einer allgemeinen dissozialen Entwicklung, die aus verschiedenen Gründen eintreten kann, z. B. infolge von Problemen mit den Eltern oder durch Überforderung in der Schule. Teilweise ist es auch einfach die Abenteuerlust, welche zu einer dissozialen Entwicklung führt.
Auch das Schulsystem selbst kann als Ursache für eine Schulverweigerung infrage kommen, ebenso wie die Beziehungen zwischen Schülern und Lehrern. So leiden Schüler heute aufgrund der eklatant gestiegen Anforderungen in der Schule vermehrt unter Stress, selbst Fälle von Burnout sind bereits bei Schulkindern bekannt geworden. Kein Wunder: Bereits in der Grundschule müssen Kinder heute beispielsweise Fremdsprachen lernen, noch vor einigen Jahren begann man damit frühestens in der fünften Klasse.
Auch Mobbing wird zunehmend zu einem Thema in der Schule. Der Umgang zwischen Kindern und Jugendlichen hat in den letzten Jahren eine Verrohung erlebt, der Egoismus nimmt – wie überall in der Gesellschaft – immer weiter zu. Jeder denkt nur noch an sich und geht buchstäblich über Leichen, um seine Vorhaben durchzusetzen.
Hinzu kommen immer wieder Probleme und Konflikte zwischen Schülern und Lehrern. Auch Letztgenannte haben unter immer größerem Stress zu leiden, da bleiben Eigenschaften wie Fürsorge, Rücksichtnahme und Hilfsbereitschaft oft auf der Strecke.
Einfühlungsvermögen: Zuhören, Verstehen, Wege aufzeigen | ©: alephnull - Fotolia
Grundsätzlich kann Hilfe bei einer Schulverweigerung von vielen Seiten kommen. Da sind zunächst einmal natürlich die Eltern und Lehrer, die dem Kind in der Regel am nächsten stehen. Aber auch Schulpsychologen, Ärzte und Jugendbetreuer können ihren Teil dazu beitragen, Anzeichen einer Schulverweigerung möglichst frühzeitig zu erkennen und die entsprechenden Hilfen und Gegenmaßnahmen einzuleiten.
Zudem gibt es zahlreiche Beteiligte, die indirekt mit dem Thema zu tun haben, aber trotzdem helfend tätig werden können. Dazu gehören die Berufsberater vom Arbeitsamt, Bekannte und Verwandte der Eltern und des Kindes und die Elternräte an Schulen bzw. der Landeselternrat.
Wichtig ist jedoch, dass alle Beteiligten an einem Strang ziehen und sich in ihren Maßnahmen absprechen. Ansonsten kann der Erfolg ausbleiben und es bleiben lediglich Schuldzuweisungen der Beteiligten untereinander übrig.
Ein guter Tipp kann zudem sein, die jeweilige Klassengemeinschaft mit in die Bemühungen einzubeziehen und den Schülern klarzumachen, dass ihr Mitschüler auch auf ihre Hilfe angewiesen ist. Die Unterstützung von Gleichaltrigen ist oft viel effektiver als ausschließlich von Seiten der Erwachsenen. Das funktioniert natürlich nur, wenn die Ursachen der Schulverweigerung nicht in Hänseleien und Mobbingattacken seitens der Mitschüler liegen.
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