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Wie sag ich es meinem Kinde – über die Ukraine Krise mit Kindern und Jugendlichen altersgerecht sprechen.
Eltern mussten in den letzten zwei Jahren viel aushalten. Homeschooling neben dem Homeoffice. Wenn sie Glück hatten. Denn wer nicht zuhause bleiben konnte, hatte noch mehr zu bewältigen. Als ob das noch nicht reicht, sehen sich Familien nun dem nächsten Konflikt gegenüber, und der wiegt noch schwerer.
Die jetzige europäische Elterngeneration kennt Kriege nicht aus eigener Erfahrung. Wohl aber aus der Schule und aus Erzählungen der Großeltern und anderer älterer Verwandter. Solche Schilderungen und die damit verbundenen Emotionen können sich tief einbrennen, bis hin zu den kaum vorstellbaren Schmerzen bei einer Hungersnot, der Angst vor dem Pfeifen fallender Bomben und der unendlichen Verzweiflung beim Verlust eines lieben Menschen. Diese Furcht lässt sich nicht einfach ausschalten. Aber wie erleben Kinder die Ereignisse und wie können Eltern ihnen helfen? Und wie können Eltern helfen, wenn diese psychisch selbst sehr stark unter dieser Kriegsangst und allem was damit zusammenhängt leiden?
Es gibt sicherlich kein Patentrezept wie man mit Kindern und Jugendlichen das Thema Krieg in der Ukraine besprechen kann. Das hängt sicherlich mit einem selbst zusammen, aber ist auch vom Alter und dem Entwicklungsstand des Kindes abhängig. Von daher kann dieser Artikel nur eine kleine Hilfe darstellen. Am Ende des Artikels sind ein paar hilfreiche Links aufgeführt.
Alexas_Fotos auf Pixabay
Die schwer nachvollziehbaren Ereignisse in der Ukraine treffen Kinder und Jugendliche völlig unvorbereitet. Je jünger sie sind, umso schwerer können sie die Eindrücke verarbeiten. Deshalb müssen Eltern und größere Geschwister gegensteuern und den Jüngeren ein sicheres und zuverlässiges Umfeld bieten. Es gilt, genau zuzuhören, Ängste ernst zu nehmen und angemessen zu reagieren. Das ist zu schaffen.
Es ist heute nicht mehr möglich, Kinder und Jugendliche vom Informationsfluss fernzuhalten. Eltern können ihre Kinder aber so stärken, dass sie sich selbst auch schützen.
Kinder haben das Recht auf körperliche und psychische Unversehrtheit. Klären Sie Ihre Kinder auf, dass Sie sich gegen die Informationsflut wehren können. Wenn Schulkameraden oder Freunde Videos herumreichen oder Geschichten über den Krieg erzählen, dürfen Ihre Kinder „Nein!“ sagen und sich entfernen. Sie müssen sich dabei weder erklären noch entschuldigen. Sprechen Sie mit Ihren Kindern darüber und üben Sie das Verhalten. Nehmen Sie den Vergleich, dass jemand Ihr Kind in ein Auto locken will. „Nein“ zu sagen ist wichtig und erlaubt.
Lassen Sie jüngere Kinder bis zum Teenageralter und besonders sensible ältere Kinder keinesfalls allein Nachrichtensendungen sehen. Betritt Ihr Kind den Raum, wenn Sie Nachrichten hören oder sehen, schalten Sie um. Sprechen Sie Ihre Kinder nach der Schule oder dem Kindergarten, nach der Teilnahme am Training oder der Rückkehr von Freunden behutsam an. Dabei ist auch die Frage sinnvoll: „Wie geht es dir, wie geht es deinen Freunden?“ Bei Teenagern, vor allem bei den Jungen, besteht die Gefahr, dass sie sich für schwach halten, wenn sie mit dem Gehörten überfordert sind. Machen Sie von sich aus deutlich, dass ein Krieg nichts mit Heldentum zu tun hat. Fragen Sie nach und hören Sie genau zu.
Wenn ein Kind von sich aus auf Sie zukommt und Fragen stellt dann ist das gut. Lassen Sie keine Frage unbeantwortet. Versuchen Sie kindgerecht zu sprechen, aber halten Sie sich dabei eher knapp – also verzichten Sie auf Details, schmücken nichts aus, um die Angst der Kinder nicht zu vergrößern. Sagen Sie die Wahrheit, aber nicht unbedingt die ganze Wahrheit. Wenn Sie die Antwort nicht kennen, sprechen Sie das aus. Versuchen Sie eigene Gefühle zurückzuhalten und vermeiden Sie Ihre eigenen Ängste. Denn wenn Die Kinder die Ängste der Eltern verspüren, dann ist das schlecht für die Kinder und beunruhigt nur noch mehr. Versuchen Sie daher sehr ruhig und gelassen zu sein. Bieten Sie das Gespräch an und haben Sie immer ein offenes Ohr für Ihr Kind.
Ihr Kindergartenkind sollte mit dem Kriegsgeschehen keine Berührung haben. Sollte das doch passieren, sorgen Sie dafür, dass das aufhört. In diesem Alter sind Kinder nicht in der Lage, die Ereignisse einzuordnen.
Nehmen Sie sich eine Europakarte und zeigen Sie Ihrem Kind, wo Deutschland liegt, wo Russland und wo die Ukraine zu finden ist. Bleiben Sie möglichst sachlich. Erklären Sie keine Politiker für verrückt, krank oder unfähig. Das erweckt bei Kindern das Gefühl ausgeliefert zu sein. Wenn Sie Emotionen aus der Erklärung heraushalten, helfen Sie Ihrem Kind, das Gehörte sachlich einzuordnen. Das Geschehen wird damit weniger furchteinflößend. Das gilt für die Bewertung der Ereignisse. Natürlich dürfen Sie Ihr Kind in den Arm nehmen und sagen, dass Sie die Ereignisse schlimm finden und Angst etwas ganz Natürliches ist. Geben Sie Ihren Schilderungen aber nicht den Eindruck von Aussichtslosigkeit.
Lassen Sie sich erzählen, was Ihr Teenager gehört und erlebt hat. Schaffen Sie aber keine Verhörsituation. Schneiden Sie das Thema notfalls beiläufig an, zum Beispiel bei einer Autofahrt. Wenn Ihre Kinder bereits im jungen Erwachsenenalter sind, bedeutet das nicht, dass sie die Ereignisse gut bewältigen. Sprechen Sie die Krise an und geben Sie Halt.
Viele Kinder und Teenager identifizieren sich mit der Not der Menschen und wollen aktiv werden. Das sollten Sie unbedingt unterstützen, denn Ihr Kind zeigt Empathie und will nicht tatenlos zusehen. Sollte Ihr Kind diese Bitte nicht äußern, bieten Sie eine Aktion an, aber fordern Sie das nicht ein. Sprechen Sie andere Eltern und fragen sie, wie die mit der Situation umgehen.
Es gibt Kindernachrichten, in denen die Ereignisse kindgerecht erklärt werden, wie WDR Maus oder die ZDF-Logo-Kindernachrichten, in denen die Ereignisse auch pädagogisch aufbereitet wurden. Die Beiträge sind in der Mediathek abrufbar. Schauen Sie die Sendungen vorher allein an, damit sie ggf. erklärend eingreifen können.
Singen Sie gemeinsam
Lesen Sie eine schöne Geschichte vor
Spielen Sie mit den Kindern schöne Spiele
Lassen Sie ein verängstigtes Kind nicht allein schlafen
Planen Sie einen schönen Ausflug (Schwimmbad, Spielplatz, Zoo, Waldspaziergang, Ponyhof etc.)
Wie wäre es mit einem neuen Hobby? (Musik/Sport)
Malen Sie zusammen Bilder
Basteln Sie eine Flagge
Sie können spenden
Mit größeren Kindern an einer Friedensdemo teilnehmen
Es ist in Ordnung, wenn Sie selbst Angst haben. Es ist sogar vollkommen natürlich. Wichtig ist, dass Sie nicht zulassen, dass die Angst von Ihnen Besitz ergreift. Das können Sie tun:
Hören Sie keine Nachrichten, wenn es Ihnen zu viel wird
Informieren Sie sich grundsätzlich nur bei seriösen Quellen und suchen Sie nicht nach Informationen
Meiden Sie Social-Media. Es genügt, das Radio einmal am Tag für die Nachrichten einzuschalten
Holen Sie sich im Zweifel ärztliche Hilfe
Es gibt mittlerweile einige Tipps & Empfehlungen im Internet, in den Medien, wie man seine eigene Angst in den Griff bekommen kann. Ob es Atemübungen, Yoga, Sport oder ein Puzzlespiel sein kann hängt sicherlich von jedem Einzelnen etwas ab.
Bei Kindern ist es wichtig für Ablenkung zu sorgen: Spielen & Erlebnisse schaffen, für eine gute Ernährung sorgen, aber auch die Kinder zur Ruhe kommen lassen, vielleicht beim Vorlesen einer schönen Geschichte. Das wird auch Sie selbst Ablenken und zur Ruhe kommen lassen.
Aggressives Verhalten bei Kindern und Jugendlichen ist immer einen Zeichen von Hilfsbedürftigkeit und Ausweglosigkeit, ein Zeichen Ihrer Unsicherheit, ihrer Angst die sie durch ihr aggressives und obercooles Gehabe verstecken wollen. Diese Jugendlichen wollen angenommen werden, wollen ernstgenommen werden und suchen verlässliche Freunde.
Die Hintergründe und Ursachen, die zum Streit führten liegen oft nicht auf der Hand. Da führen schon Kleinigkeiten zu einem Wutausbruch bzw. zu Streit. Vielleicht weil im Vorfeld, der eine sich immer als benachteiligt, übergangen, weniger wertgeschätzt gefühlt hat.
Der Film Herr der Fliegen eignet sich hervorragend mit einer Jugendgruppe anzusehen um anschließend über den Film zu sprechen. Gut dargestellt sind die psychologischen und metaphysischen Aspekte, die als strukturelle Ursache von Gewalt und Gewaltbereitschaft gesehen werden können.
Bei Kindern und Jugendlichen sind Angststörungen insbesondere im sozialen Bereich zu finden, weniger gegen spezifische Gegenstände, Situationen oder Lebewesen gerichtet. Bei sozialen Angststörungen bzw. Phobien richten sich die Ängste auf Situationen, in denen das Kind bzw. der Jugendliche mit anderen Menschen in Kontakt kommt.
Das klassische Beispiel selbstverletzenden Verhaltens: Das Kind ritzt sich mit einem Messer regelmäßig in den Arm, mit der Zeit bilden sich Narben, die ihrerseits oft wieder mit Schnitten geöffnet werden. Selbstverletzendes Verhalten ist insbesondere bei Kindern und Jugendlichen immer ein Ausdruck intensiver Belastungen und fungiert sozusagen als Ventil, um zu versuchen, diese Belastungen loszuwerden.
Gehen Sie davon aus, dass Sie in naher Zukunft Kontakt mit Geflüchteten bekommen und Ihr Kind auch. Gerade in den Schulen werden schon bald ukrainische Kinder sein, die dort versuchen müssen, Fuß zu fassen. Ihr Kind kann helfen, dass diese Kinder sich schneller einleben. Ist das schon in Vorbereitung? Regen Sie in der Schule oder im Kindergarten an, dass die Kinder ein paar Worte ukrainisch lernen, wie „Hallo“, „mein Name ist…“, „Willkommen“
Ukrainer schreiben kyrillisch. Für die Kinder bedeutet das, dass sie auch das Alphabet neu lernen müssen. Dabei brauchen sie fürsorgliche Hilfe. Nehmen Sie den Google-Translator zur Hilfe. Hier haben Sie und Ihr Kind die Möglichkeit, sich die Worte mit Klick auf den Lautsprecher vorsagen zu lassen. Das kann sich lustig anhören.
Google-Übersetzer Deutsch – Ukrainisch auch mit Aussprache des entsprechenden Wortes
Filmtipp Die Brücke als BlueRay DVD bei Amazon beziehen, oder in youtube Die Brücke ansehen. Ein Anti Kriegsfilmklassiker ab 12 Jahre geeignet.
Webinar mit dem Kinder- und Jugendlichen-Psychotherapeuten und Trauma-Experten Dr. Christian Lüdke erfahren Eltern und Kinder, dass es normal ist, Angst zu haben, warum es wichtig ist, offen darüber zu sprechen und wie man lernen kann, damit umzugehen. Das sehr empfehlenswerte Webinar geht ca. 75 Minuten und beantwortet gegen Ende sehr viele Fragen von Zuhörern.
Das Thema Krieg den Kindern und Jugendlichen zu vermitteln könnte am ehesten im Zusammenhang mit dem Thema Frieden gelingen. Denn „in Frieden leben“ und Freunde haben wollen, das möchte ja wohl jeder. Und der Weg vom Frieden zum Krieg geht über einen Streit. Aus Freunden werden Feinde und es gelingt oftmals nicht mehr zueinander zu finden – weil keiner nachgeben will.
Streiten ist eigentlich für die Entwicklung eines Kindes wichtig. Und Streit erfahren, erleben und kennen daher viele Kinder schon sehr früh. Zwischen und mit den Geschwistern, mit oder zwischen den Eltern, im Kindergarten oder Schule. Man kann den Kindern und Jugendlichen sogar das Gute, das positive an einem Streit erklären & vermitteln. Aber gegeneinander streiten, das ist dann kein Streit mehr, sondern Krieg. Das ist der Unterschied.
Versuche daher kindgerecht, altersgerecht zu Erklären was der Unterschied zwischen Streit & Krieg ist.
Sicherlich kennen die Kinder und Jugendlichen den Streit im eigenen Umfeld. Krieg ist ähnlich, nur halt auf einem anderen Level und Entwicklungsstufe. Aber die Auslöser, die Eskalationen, die Verhaltensmuster sind ähnlich.
Mancher Streit lässt sich schlichten, manch ein Streit eskaliert. Im Endeffekt gibt es nur Verlierer. Und in vielen Fällen geht der Ausbruch eines Streits auf wenige bis in Extremfällen auf nur eine Person zurück. Diese eine Person, ein Anführer, Chef einer Clique hat so viel Macht, oder kann sein Umfeld so gut manipulieren – motivieren oder einschüchtern - dass diese Person und seine engsten Helfer den Streit eskalieren lassen. Vermutlich dürften einige Kinder und Jugendlichen schon mal ein ähnliches Verhalten in der Klasse, im Verein, im Freundeskreis erlebt haben. Mobbing geht in Grundzügen ähnlich. Da wird zwar keine physische Gewalt ausgeübt, aber psychische – oft angebahnt von 1-2 „Ober-Mobbern“.
Oder anstatt Mobbing nimmt ein Mitschüler einem etwas weg und sagt, das gehört nun mir – oder hat schon immer mir gehört.
Die nachfolgenden Fragen dienen eher dazu um mit den Jugendlichen ins Gespräch zu kommen.
Was geht in einem Menschen vor, der Streit anfängt?
Wie kann man einen Streit beilegen?
Wie fühlt man sich, wenn der Streit-Gegner nicht mit sich reden lassen will?
Wie fühlt man sich, wenn der andere zu keiner Versöhnung bereit ist?
Wie fühlt man sich, wenn der Streit-Gegner Dinge behauptet die einfach unwahr sind?
Wie fühlt man sich, wenn der Streit-Gegner einem Dinge wegnimmt und behauptet, die haben ihm schon immer gehört (und er diesen nun für sich allein beansprucht)?
Wie fühlt man sich, wenn der Streit-Gegner mit unfairen Mitteln kämpft? Was ist eigentlich (un)fair?
Streitschlichter in Schulen: was lernt man hier? Was für Erfahrungen hast Du da schon mal machen müssen?
Wie entsteht Streit?
Warum Streiten manche so gerne? Wie geht es den anderen dabei?
Gibt es einen Unterschied zwischen Streit & Krieg? Könnte man Vergleiche ziehen?
Wenn Du Dich mit jemandem gestritten hast: was gab es für einen Grund? Nenne Gründe, die zum Streit führen?
Wie wichtig sind die jeweiligen Gründe zu sehen? Ist der Grund gerechtfertigt, oder gäbe es nicht eine Lösung?
Wie ist Krieg mit einem Streit, den ihr schon mal erlebt hat in etwa zu vergleichen? Kamen da ähnliche Gefühle in euch hoch? Welche waren das?
versuche möglichst sachlich und ruhig mit den Kindern und Jugendlichen zu sprechen.
Kein Kind bzw. Jugendlicher muss an so einem Gespräch teilnehmen.
Das Gespräch sollte wie eingangs erwähnt auch nicht unbedingt proaktiv gesucht werden, aber man merkt ja selbst, ob das Thema Gegenstand von Gesprächen unter den Jugendlichen ist. Dann kann man ein Gespräch darüber beginnen.
Möglichst altersgerecht vorgehen, die Teilnehmer genau beobachten. Ist es einem Jugendlichen zu viel? Überfordert? (viele Erwachsenen sind überfordert bei dem Thema, haben Angst – daher ist es ganz normal, wenn auch Kinder und Jugendliche ihre Ängste und Sorgen dazu haben).
In der Jugendarbeit üben wir das Miteinander, den sozialen Zusammenhalt und versuchen Konflikte friedlich zu lösen. Die vorstehenden Fragen können helfen Eskalationen zu entdecken – schon im eigenen kleinen Umfeld. Denn Frieden fängt bei einem selbst an.
Jugend- und Freizeitarbeit ist aber auch eine tolle Möglichkeit mit Kindern und Jugendlichen zu spielen, sich in einem geschützten Umfeld zu bewegen, sich selbst zu entdecken. Das ist auch Ablenkung von den alltäglichen Sorgen & Ängsten.
März 2022
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