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Methoden & Formen der Theaterpädagogik für die Persönlichkeitsentwicklung von Kindern und Jugendlichen.
Inhalt:
Theaterpädagogik für Kinder und Jugendliche: viele Talente werden gefördert
©: Victoria_Regen from Pixabay
Eigentlich sind Kinder wortwörtlich geborene Schauspieler. Das Nachahmen dessen, was Kinder in ihrer Umgebung sehen und hören, ist ein wichtiger Bestandteil ihres Entwicklungsprozesses. Dabei flechten sie in ihre Dramaturgie alles ein, was ihnen gerade passend erscheint. Erst später in der Entwicklung setzen soziale Filter ein, die das körperlich-geistige Schauspiel auf die rein geistige Ebene verlagert, in der Welt der Erwachsenen als Kopfkino bezeichnet. Doch im körperlich-geistigen Schauspiel steckt für die Entwicklung des Kindes hin zum Erwachsenen viel mehr Potenzial, um es ab einem gewissen Alter als „kindisch“ abzutun.
Aus dieser Erkenntnis hat sich in Deutschland in den 1970er-Jahren die Theaterpädagogik entwickelt. Doch zuerst entstanden zu dieser Zeit eigenständige Kinder- und Jugendtheater, aus denen heraus zunächst so oder so vom Schauspiel begeisterte Kinder und Jugendliche angezogen wurden. Die Theaterpädagogik geht jedoch einen Schritt weiter und will Kindern und Jugendlichen mit unterschiedlichsten Interessen und Charakteren das Schauspiel nahebringen. Das hat nun nichts mit Nachwuchsförderung zu tun, sondern mit der Feststellung, dass „Schauspielern“ dabei hilft, aus Kindern Erwachsene mit besonderen Fähigkeiten zu machen. Die Kulturwissenschaftlerin Ingrid Hentschel sieht Schauspiel und Theater als „Schule der Wahrnehmung“ und meint dazu, Zitat:
„(…) beobachten, Zeichen entziffern, Zusammenhänge herstellen, staunen, in die andere Welt blicken, Vertrautes fremd wahrnehmen, Inneres mit Äußerem verbinden, Gefühle mit Wahrnehmung verknüpfen, sich in Bezug zur Gemeinschaft empfinden, eine Erfahrung mit anderen teilen, Phantasielust entwickeln, Intensität erleben – auch in Schmerz und Traurigkeit, Freude empfinden (…)“
Die ersten archäologisch nachgewiesenen Schauspiele stammen aus dem alten Ägypten vor etwa 4500 Jahren. Seitdem finden sich in fast allen Hochkulturen Nachweise für das Schauspiel, auch mit und für Kinder. Die Sitte unseres heutigen traditionellen Weihnachtsbaums fußt beispielsweise auf kirchlichen Mysterienspielen um Adam und Eva sowie den Baum im Paradies. Diese Mysterienspiele, aus dem Elsass des 15. Jahrhundert stammend, wurden überwiegend von Kindern und Jugendlichen durchgeführt. Vermutlich gab es damals dazu keinen pädagogischen Ansatz, aber die Vermittlung von Werten und Kompetenzen bei den kindlichen Schauspielern und Zuseher:innen waren sicher bemerkbar.
Mimik, Gestik, Emotionen - viele Kompetenzen werden im Schauspiel entwickelt
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Moderne Theaterpädagogik setzt ebenso darauf, im Schauspiel Kompetenzen vermitteln zu können. Nachfolgend eine (unvollständige) Liste von Fähigkeiten, die Kinder und Jugendliche mit dem Theaterspiel erwerben können:
Die Wahrnehmung neuer Perspektiven aus verändertem Blickwinkel
Reflexionskompetenz, durch Fragen Bezüge herstellen und sich mit Inhalten oder Themen auseinandersetzen
Teamfähigkeit erlernen
Ausdrucksfähigkeit mit Körper, Mimik, Emotionen und Stimme
Präsenz und soziales Miteinander
Konzentration
Wertschätzung der Leistung anderer
Verständnis für Komposition und Gestaltung (Ästhetik)
Neugier wecken
Unbefangenheit erlernen
Schreiben, Vorlesen und Aussprache verbessern
Kreativität, Improvisationstalent, Flexibilität, Spontanität
Stärkung des Selbstbewusstseins
In der Jugendarbeit ist dies ein durchaus großer Rahmen an Kompetenzen, die durch die Herausforderung an einem Schauspiel mitzuwirken vermittelt werden können, vor allem im Angesicht vieler Kinder und Jugendlicher, die sich den größten Teil des Tages mit ihrem Smartphone beschäftigen. Ein echtes Theater zeigt aber noch viel mehr, was so alles zum Schauspielbetrieb gehört. Für Jugendleiter, die eine Theatergruppe leiten, gehört die Organisation eines Besuchs an einem Schauspielhaus unbedingt dazu. Viele Theater haben dafür eigene Abteilungen.
Kinder und Jugendliche zum Schauspielen begeistern
©: Susan Frazier from Pixabay
Je jünger ein Kind ist, desto eher lässt es sich für das Schauspiel begeistern. Die Phase des körperlichen Nachahmens setzt schon bei Kleinkindern ein, siehe das Winken mit der Hand, das Kinder schon im Alter von etwa 10 Monaten beherrschen. Es endet mitunter nie, denn eine einmal optisch erfasste Bewegung bei anderen Personen verführt in jedem Alter zur Nachahmung, wenn sie interessant genug ist.
Mit zunehmendem Alter der Kinder kommen neben dem Trieb, andere nachzuahmen, gruppenspezifische Verhaltensweisen hinzu. Im Grunde sind auch sie Nachahmungen, jedoch oft mit negierender Wirkung, hauptsächlich, um sich abzugrenzen. So etwa die beabsichtigte Ignoranz der Umgebung, um sich gegenüber anderen in der Gruppe keine Blöße zu geben. In dieser Phase ist es schwierig, Kinder oder Jugendliche vom Vorteil einer Theatergruppe zu überzeugen, denn es wird als Kinderspiel angesehen, zu dem „man“ zu alt ist.
Talente entdecken: es gibt viele Aufgaben und Rollen
©: Erich Steinwendner from Pixabay
Eines der schönen Dinge des Theaters ist, dass es die ganze Welt in ihrer Gesamtheit abbildet. Das bedeutet, dass ein Theater nicht nur aus Schauspiel allein besteht. Es gibt fast keine Fähigkeiten, Interessen und Vorlieben, die sich nicht am Theater einsetzen lassen. Auf der Bühne, aber auch hinter den Kulissen oder im Zuschauerbereich. Diese Vielseitigkeit des Theaters ist für Jugendleiter der Ansatz, Kinder und Jugendliche in eine Theatergruppe zu locken, bzw. für ein Anspiel zu begeistern. Damit sie dann aber auch dabei bleiben, ist es wichtig, auf die persönlichen Befindlichkeiten der Mitglieder einzugehen. Bei der Rollenverteilung innerhalb der Theatergruppe sollte es keinen Zwang geben. Das führt zunächst dazu, dass es in bestimmten Bereichen Überbesetzungen und in anderen Bereichen Unterbesetzungen gibt. Hier ist es hilfreich, einen vorläufigen Plan zu erstellen, in dem aufgezeichnet ist, wie viele Kinder und Jugendliche in welchem Theaterbereich benötigt werden. Zunächst als Liste, in der sich jeder /jede in seinem oder ihrem bevorzugten Bereich eintragen kann. Es sollte ausdrücklich darauf hingewiesen werden, dass die Eintragung in mehrere Bereiche gleichzeitig möglich ist. Allrounder:innen sind am Theater immer gefragt.
Theatergruppe Teilnehmer und Aufgaben
Die einzelnen Spalten zeigen schon das enorme Potenzial, das in einer Theatergruppe steckt. Sicher wird sie zunächst durch Improvisation geprägt sein und es wird viel Aufklärungsarbeit geben, was genau hinter den einzelnen Bereichen steckt.
Die Liste besitzt zugleich den Effekt, dass sofort sichtbar ist, wo Überbelegungen und Unterbesetzungen sind, was potenzielle Neu-Mitglieder der Theatergruppe eventuell zu einer Umentscheidung in einen weniger gefüllten Bereich führt.
Theater - Show - Musik - Tanz - Darstellung - Effekte
©: bigter choi from Pixabay
In vielen Schulen gibt es eine Theater-AG. Mit viel Spaß und Engagement gelingt ein Stück vor ausverkauftem Haus zur Aufführung, gar mehrere Abende lang und weit über die Stadtgrenzen hinaus. Die Bühne zu schaffen, das Bühnenbild, wie auch kleine und große Rollen einzustudieren, aber auch alles andere drum herum ist eine große Challenge für die ganze Theater-AG.
Es geht aber auch eine Nummer kleiner. Denn in der Jugendarbeit – außerhalb eines Jugendtheaterensembles bzw. einer Theater-AG – wird das Theaterstück, das Anspiel, das Auftreten vor Publikum ja eher sporadisch vorkommen. Vielleicht anlässlich eines Schulfestes, eines Elternabends, oder einer Jahresfeier. Trotzdem gelten oben genannte Eigenschaften natürlich auch hier.
Manche Kinder sind schüchtern, andere kreativ, spontan, können gut/schlecht Texte auswendig lernen, haben unterschiedliche Mentalitäten und Talente. Ein Theateranspiel bietet eine Menge an Chancen.
Wer nicht gerne spricht, oder sich auf der Bühne zeigt, für den ist eine Pantomime, oder ein Schattenspiel vielleicht ein geeigneterer Einstieg. Theater kann also "Eis brechen" und die Kinder spielerisch sich entfalten, bzw. gefordert werden. Unentdeckte Talente treten hervor.
Im nächsten Abschnitt werden einige Spielformen der Theaterpädagogik aufgelistet. In der Spielesammlung finden sich viele Ideen für ganz kurze, für kreative Darstellungen, aber auch ein paar längere Beispiele eines Anspiels. Da lässt sich schon was finden.
Landläufig geht die allgemeine Vorstellung von Theater und Schauspiel dahin, dass auf einer Bühne eine oder mehrere Personen Monologe oder Dialoge führen, eingebunden in eine Handlung. Doch Schauspiel nimmt einen weit größeren und vielfältigeren Raum ein. Wer zum Beispiel schon einmal auf einem Wochenmarkt Marktschreier erlebte, sah nicht nur gute Verkäufer:innen von vielleicht Blumen, Obst oder Fischen. Gute Marktschreier:innen sind immer auch gute Schauspieler:innen, zumal er oder sie mit dem Publikum interagiert. Insofern ist auch dies eine Spielform des Theaters. Wer sich dies bewusst vor Augen führt, bemerkt schnell, dass wir alle von Schauspiel umgeben sind und auch selbst nur zu gerne schauspielern, mal ein bisschen mehr, mal ein bisschen weniger.
Im Rahmen der Kinder- und Jugendarbeit könnte dies sogar eine Möglichkeit sein, die Marktschreierei als Spielform in die Theatergruppe einzubringen. Vor allem aufgrund der Interaktion. Doch es gibt noch weit mehr Spielformen im Schauspiel, die hier, wiederum unvollständig, gelistet sind:
In dieser Liste sind nur Spielformen enthalten, die sich in der Kinder- und Jugendarbeit auch ohne übermäßigen Aufwand umsetzen lassen. Die verlinkten Begriffe führen direkt zu entsprechenden Anleitungen und Ideen.
Zu den nicht verlinkten Spielformen
folgt weiter unten eine kurze Erläuterung.
Diese hier aufgeführten Spielszenen stammen aus über 30-40 Jahre alten (teilweise unvollständigen) Jungscharunterlagen von dem früher desöfteren durchgeführten Elternabend.
Sketch-Abende eignen sich hervorragend für einen abwechslungsreichen Showabend auf einem Ferienlager. So gut wie alle Teilnehmer der Freizeit sind involviert und können bei dem ein oder anderen Sketch mitmachen, oder ganz neue Sketche darbieten.
Pantomime bedeutet, den Spielteilnehmern etwas zu erklären, ohne dazu seine Sprache zu gebrauchen. Das Ganze muss also ausschließlich mittels Bewegungen, Gesten, Gesichtsausdrücken etc. geschehen.
Mit Schattenspielen können lustige Effekte erzielt werden. Gerade diejenigen Kinder, die sich nicht trauen "öffentlich" aufzutreten fällt es vielleicht leichter, hinter einer Leinwand zu spielen um den ein oder anderen Gag hinter einer weißen Leinwand darzubieten. Wird die Darbeitung auch noch ohne Sprache durchgeführt (vielleicht mit einem Sprecher/Erzähler vor der Leinwand), dann fällt es noch leichter.
Drama in 3 Akten eignet sich für einen Sketchabend, Ritterabend oder auch für Elternabende. Einfach und schnell durchzuführen.
Diese 14 Anspiele eignen sich sowohl für einen Elternabend wo die ganze Familie eingeladen wird, oder für einem Sketchabend. Der ein oder andere Sketch hat sogar noch eine augenzwinkernde Botschaft.
Zeitgleich werden 4 verschiedene Sendungen übertragen. Durch eine Störung in der Übertragung kommt abwechslungsweise für den Zuhörer immer mal wieder ein anderer Sender rein. Folgendes Beispiel soll als Anregung dienen für eigene Kreationen.
Viele Namen für ein Spiel, welches immer wieder für Belustigung sorgt, wo es immer wieder neue Varianten und neue Einfälle gibt. Sicherlich eignet sich nicht jeder Begriff für alle Gruppen, aber dann kann auch der ein oder andere Begriff entfallen.
Ein Sing- und Improvisationstheaterspiel zum Thema Christoph Kolumbus. Die Kinder machen Meeresgeräusche und singen das Lied „Ein Mann der sich Kolumbus nannte“, als miterzählendes Mittel.
Zungenbrecher erfordern Aufmerksamkeit, Konzentration und Schnelligkeit im Sprechen. Zungenbrecher sind geeignet um eine deutliche Aussprache einzuüben. Einen Zungenbrecher fehlerfrei und ohne sich zu verhaspeln schnell aufzusagen ist ganz schön schwierig.
Marionetten-Theater
©: Narcis Ciocan from Pixabay
Von allen Schauspiel-Formen, in denen Puppen (Avatare) an Stelle von Menschen treten, ist das Marionetten-Theater sicher am schwierigsten zu realisieren. Zugleich besitzt es die wohl höchste Symbolkraft und dient in verschiedenen Anspielungen und Zitaten als Beispiel für das wirkliche Leben, etwa so: „Er ist nur eine Marionette oder sie zieht im Hintergrund die Fäden“. Was den Reiz des Marionetten-Theaters gerade in der Kinder- und Jugendarbeit ausmacht, ist die Prozesskette, die sich hier ergibt, die praktisch die Entstehung eines Theaters in Miniaturform abbildet.
Der materielle Aufwand ist recht bescheiden. Es beginnt mit der Herstellung der Marionetten, etwa den Köpfen, Händen und Füßen oder Schuhen aus Pappmache. Die Glieder sind nur mit Stoff verkleidete Schnüre und auch die Fäden (Angelschnur) sowie das Kreuz zur Führung der Puppen sind nicht aufwendig in der Fertigung. Dafür lernen Kinder und Jugendliche beim Basteln der Puppen bildliches und räumliches Verständnis.
Es braucht nicht unbedingt eine eigene Bühne. Ein Marionetten-Schauspiel kann auch so realisiert werden, dass die Puppenspieler:innen schwarz gekleidet sind, der Raum etwas abgedunkelt ist und nur die Marionetten beleuchtet werden. Eine extra Bühne besitzt natürlich den Vorteil, dass ein Bühnenbild hinzukommt und auch hier die Gruppenmitglieder bei der Anfertigung der Bühne ihre handwerklichen Kenntnisse erweitern können. Wie bei allen Puppenspielen erleichtert die Puppe als Stellvertreterin dem oder der Puppenspielerin das Sprechen vor anderen Menschen, zumal es eine hohe Konzentration erfordert, zugleich die Puppe zu führen und somit davon ablenkt, dass Publikum zuhört und zusieht.
Handpuppen-Theater
©: Fernando Latorre from Pixabay
Das traditionelle Kasperle-Theater lässt sich wesentlich einfacher auf die Beine stellen, da es auch heute noch entsprechende Handpuppen zu kaufen gibt, ebenso wie die Bühne. Besser ist es natürlich, sowohl die Puppen als auch die Bühne in der Gruppe selbst anzufertigen. Das Puppentheater lässt sich so auch besser an die eigenen Bedürfnisse anpassen und die Kinder identifizieren sich weit mehr damit. Eine Idee wäre hier, dass jedes Mitglied seine persönliche Handpuppe anfertigt, die vielleicht bestimmte Charaktere darstellt. Dazu wird aber vermutlich fachkundige Anleitung benötigt.
Dank ihrer Einfachheit eignen sich Kasperle-Theater hervorragend, eigene Werke, in der Gruppe erarbeitet, aufzuführen. Gemeinsam wird ein Drehbuch geschrieben, die Rollen verteilt, ein Bühnenbild entworfen und Proben durchgeführt. Je nach Altersdurchschnitt der Gruppe kann das Repertoire sowohl Märchen als auch zeitgenössische Themen umfassen.
Eigentlich ist das Masken-Theater eine überwiegend pantomimische Art des Schauspiels. Die Akteure treten mit unterschiedlich gestalteten Masken und oft auch aufwendigen Kostümen auf. Dialoge oder Monologe sind die Ausnahmen, da sich die Schauspieler unter der Maske nicht deutlich ausdrücken können. Vielmehr wird die Handlung zu Musik mit Gesten dargestellt.
In der Kinder- und Jugendarbeit steht also wieder zuerst die Anfertigung der Maske im Vordergrund. Ein Anreiz zum Mitmachen kann beispielsweise sein, dass sich jedes Mitglied der Gruppe mittels Gipsbinden sein eigenes Abbild schaffen kann. Mit etwas Übung ist das nicht schwer. Es braucht eben viele der Gipsbinden, die es im Medizinfachhandel gibt. Die Gipsmaske kann dann entsprechend farblich gestaltet werden. Statt Vollmasken, die das ganze Gesicht bedecken, können auch Halbmasken angefertigt werden, die die Mundpartie frei lassen. Das erlaubt Aufführungen mit Sprechen oder auch Singen. Der Fantasie sind bei der Gestaltung des Spiels kaum Grenzen gesetzt. Eine gute Gelegenheit, hinter der Maske das Sprechen zu üben, sind Einzel-Vorträge, wobei die Redner:innen von einer Tafel oder einem Karton ablesen. Dabei können sie sich dank der Maske voll auf die Schrift konzentrieren und fühlen sich nicht gezwungen, in das Publikum zu blicken.
Obwohl Schwarzlicht schon in den 1990er-Jahren in Diskotheken für Effekte sorgte, ist das gestalterische Spiel mit ultraviolettem Licht nach wie vor faszinierend. Im Schwarzlicht-Theater wird ausgenutzt, dass unter Schwarzlicht nur Weiß und Neonfarben sichtbar werden.
Die Realisierung eines Schwarzlicht-Theaters ist denkbar einfach. Ein völlig abgedunkelter Raum, ein Schwarzlichtstrahler für rund 30 Euro, verschiedene Neonfarben, um damit die Kostüme und Bühnenelemente zu gestalten und ein paar Handlungsideen. Allerdings muss viel geübt werden, denn visuell bedeutet Schwarzlicht eine völlig andere Ebene, in der nichts so erscheint wie im Tageslicht. Dafür lassen sich wirklich zauberhafte Stücke inszenieren, die nicht nur Kinder und Jugendliche ins Staunen versetzen. Zugegeben, der pädagogische Wert eines Schwarzlicht-Theaters hält sich in Grenzen, doch darf es ruhig einfach nur mal Spaß an der Sache sein.
Als pädagogisch sehr wertvoll hingegen erscheint das Erzähl-Theater. In der modernen Literatur wird das Erzähl-Theater auf das aus Japan stammende Kamishibai zurückgeführt. Doch so weit weg muss gar nicht gereist werden. Wie in Japan das Kamishibai seit etwa dem 12. Jahrhundert existiert, gibt es in Europa seit dem Hochmittelalter den Bänkelgesang oder Bänkelsang, was rein von der Ausstattung und Gestaltung her keinen Unterschied macht. Vielleicht wird sich heute deshalb lieber auf das Kamishibai bezogen, weil der Bänkelsang mit seinen Moritaten erzählerisch recht blutrünstig war. Die Bänkelsänger, die von Stadt zu Stadt zogen und auf den Märkten auftraten, erzählten bevorzugt von wahren und erfundenen Mordtaten, wobei ihre Geschichten durch Bilder unterstützt wurden. Sie waren gewissermaßen die Vorläufer der Boulevardpresse.
Das Erzähl-Theater kommt mit einem großen Bilderrahmen, einem Gestell, es kann auch ein Whiteboard sein, und mehreren Bildern aus, die die Geschichte in Szenen darstellen. Der oder die Erzählerin steht daneben und trägt die Geschichte vor, während je nach Abschnitt des Erzählstrangs die Bilder gewechselt werden. Ein Zeigestock in der Hand des oder der Erzählerin verweist dabei auf bestimmte Details. Das hört sich nicht sehr spannend an, doch ganz so einfach ist es nicht. Zum perfekten Erzähl-Theater gehört, dass die Erzählung in Reimen erfolgt und diese sind auch noch auf dazu laufende Musik abzustimmen. Das bedeutet für die Theatergruppe einen hohen Aufwand und vor allem viel Teamarbeit, bis alles perfekt sitzt. Vorstellbar ist, dass die Szenen der Geschichte fotografisch nachgestellt und zur Vorführung vergrößert ausgedruckt werden. Den wichtigsten Part übernimmt der oder die Erzählerin, wobei die Story nicht unbedingt auswendig gelernt werden muss, sondern auch von Tafeln oder von einem Monitor abgelesen werden dürfen. Hier könnte sich eine Verbindung zum Karaoke bezüglich des Rhythmus des Sprechens ergeben, womit wir wieder in Japan sind. Aus pädagogischer Sicht ergibt sich durch das Erzähl-Theater für die Gruppe ein hohes Maß an Teamarbeit und für die einzelnen Mitglieder als Sprecher:innen, das Üben der freien Sprache sowie Präsenz in Gestik und Mimik.
Angeblich soll der Klassenlehrer von Wladimir Iljitsch Lenin diesem bei der Überreichung des Abschlusszeugnisses gesagt haben: „lernen, lernen und nochmals lernen“. Umgemünzt auf das Schauspiel wird daraus „üben, üben und nochmals üben“. Das gilt auch für Theatergruppen innerhalb eines Jugendhauses. Doch sollte es nicht so streng genommen werden, wie an den richtigen Schauspielhäusern. Druck und Zwang erreichen eher das Gegenteil. Trotzdem ist üben für das Schauspiel ungeheuer wichtig.
Ein gutes Mittel zur Vermittlung von Feedback sind Videoaufnahmen der Proben. Die haben den Vorteil, dass sich Betroffene ihre Schwächen im Spiel selbst ansehen können. Ebenso aber auch gut durchgeführte Handlungen. Ohne Videoaufnahmen eine Selbstbetrachtung durchzuführen, ist schwer und gelingt erst mit zunehmender Erfahrung. Es lohnt sich, eine Person aus der Gruppe, es kann auch abwechselnd erfolgen, für den Videomitschnitt einzuteilen.
Wir alle lernen während unserer Kinderzeit normalerweise nicht explizit das Schauspielern, aber es gehört zu den nachgeahmten Verhaltensmustern, sich in bestimmten Situationen zu verstellen oder auch die Wahrheit hin und wieder zu verdrehen. Das ist in keiner Weise verwerflich, sondern Teil der Überlebensstrategie in der Evolution.
Je nach Aufgabe (Themenstellung des Theaters/Anspiels) können Themen wie Mobbing, Angst, Niedergeschlagenheit, Angebertum etc. mit den Kindern herausgearbeitet werden. Da hat also das darstellende/aufführende Theaterstück schon gute Möglichkeiten Themen spielerisch zu vermitteln.
Für Kinder und Jugendliche können die Übungen und Kenntnisse, die sie in einer Aufführung eines Theaterstückes erfahren, für ihren weiteren Lebensweg sehr wichtig sein. Heute mehr denn je. In Anbetracht einer zweidimensionalen Scheinwelt, die viele Kinder und Jugendliche ständig in der Hand halten, damit ist natürlich das Smartphone gemeint, ist es wichtig, in der Theatergruppe zu lernen, was Schein und was Real ist. Selber das Schauspiel zu erlernen, hilft zumindest, andere Schauspieler zu erkennen. Vor allem die Schauspieler außerhalb der Theater.
PDF: Theaterpädagogische_Methode__in_Theorie_und_Praxis_als_ganzheitlicher_Lernansatz
von Dipl.Päd. Karin Madl
PDF: Räume schaffen für die Perspektive der Kinder und Jugendlichen - Bedeutung der Theaterpädagogik am Kinder- und Jugendtheater
von Pia Weisi 2014
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Juni 2023
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