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Essstörungen: Magersucht bei Kindern und Jugendlichen
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Nicht erst in den modernen Gesellschaften des 20. und 21. Jahrhundert hat sich Essen und Trinken von der reinen Funktion der Nahrungsaufnahme gelöst. Gerade in Gesellschaften, in denen praktisch jederzeit jede beliebige Menge an Nahrungsmitteln verfügbar sind und gleichzeitig bestimmte Schönheitsideale intensiv beworben werden, kommt es für Kinder und Jugendliche, aber auch für Erwachsene, zum Zwiespalt, der Essstörungen hervorrufen kann.
Wie viele Kinder und Jugendliche unter einer Essstörung leiden, lässt sich nicht so einfach verifizieren. Essstörungen gehören zu den schambehafteten Verhaltensstörungen und sind in ihren verschiedenen Ausprägungen oft nicht einmal in weit fortgeschrittenem Zustand sofort erkennbar. Kinder oder Jugendliche werden es kaum zugeben, an einer Essstörung zu leiden und in der ersten Zeit werden sie es auch nicht als anormal wahrnehmen.
In einem Artikel aus dem Jahr 2023 berichtet das Bundeszentrum für Ernährung, eine Abteilung der Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung, über die Auswertung einer Übersichtsstudie mit rund 63.000 Teilnehmenden im Alter von 6 bis 18 Jahren. Diese ergab, dass 22 Prozent dieser Kinder und Jugendlichen ein gestörtes Essverhalten aufweisen, Mädchen sind hierbei mit 30 % weit stärker betroffen als Jungen mit 17 %. Über die Dunkelziffer konnte natürlich keine Aussage getroffen werden, aber sie wird als sehr hoch vermutet.
Es liegt nahe anzunehmen, dass die Teenager-Zeit für die Entwicklung einer Essstörung im Besonderen „geeignet“ scheint. Ungesundes Essverhalten von Heranwachsenden muss jedoch nicht zwangsläufig in einer Essstörung munden. Allerdings zeigen die hohen Zahlen einen bedenklichen Trend, dem nur mit verschiedenen Strategien zur Vorbeugung gegen Essstörungen entgegengewirkt werden kann.
Als eine Verhaltensstörung wird eine Essstörung in der Regel durch psychosoziale und psychosomatische Probleme ausgelöst. Die betroffene Person nimmt einerseits an, dass ihre Umgebung sie aufgrund ihres Aussehens nicht akzeptiert. Andrerseits sieht sie ihren Körper als unzureichend an. Der Kernpunkt aller Essstörungen ist das Verhältnis der betroffenen Person zur Nahrungsaufnahme und der Zielsetzung, damit die in ihrer Vorstellung idealen Körperwerte zu erreichen. Folgende Essstörungen sind als Hauptformen bekannt:
Nicht selten überlagern sich die Symptome der einen Essstörung mit der einer anderen. Von diesen 8 hier aufgezählten Störungen treten vor allem die Bulimia nervosa und die Anorexia nervosa sehr häufig auf, weshalb sie näher betrachtet werden sollten.
Essstörungen: Bulimie bei Kindern und Jugendlichen
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Es gibt viele Sportarten wo das Gewicht eine Rolle spielt, egal ob im Judo, Ringen, im Skisport, oder sonstigen Leistungssportarten.
Erst kürzlich beendete der Schweizer Skispringer Dominik Peter seine Karriere und sprach über den Magerwahn im Skisprungsport.
In dem Bericht „Hungern für Gold“ sprechen die Leistungsathletinnen Kim Bui und Miriam Neureuther über das Tabuthema „Essstörungen im Spitzensport“.
Auf doccheck.com gibt es einen Artikel mit der Headline: „Tödliche Diät: Schöner sterben mit Instagram“. Viele Influencer geben Gesundheits- und Lifestyletipps rund ums Essen. So mancher Tipp hat fatale Folgen, für Follower, wie auch für Influencer.
Dass immer mehr Menschen mit Essstörungen ihr Leiden und ihren Genesungsweg auf Instagram, TikTok oder youtube teilen ist ein Phänomen. Was für Motive stecken dahinter? Eine kleine Studie hierzu wurde mit 10 Recovery Bloggerinnen geführt und ist hier unter dem Titel „Instagram for #recovery - eine qualitative Befragung von Bloggerinnen mit Essstörungen“ kurz beschrieben. Den Vortrag gibt es dort auch als PDF zum Download.
Personen mit Bulimia nervosa (Ess-Brech-Sucht) nehmen oft große Mengen an Speisen auf einmal zu sich (Essattacken), um diese anschließend wieder zu erbrechen. Die Bulimia nervosa kann auch als Gewichtsphobie bezeichnet werden. Die Person hat geradezu panische Angst davor, zuzunehmen. Darum werden neben dem Erbrechen der Speisen oft weitere Maßnahmen getroffen. Abführmittel kommen zum Einsatz, Einläufe und beständiges Fasten bis zur nächsten Essattacke. Dieser durch das Fasten, Erbrechen und andere Prozesse zur Gewichtsreduktion erzeugte Heißhunger wird durch das regelrechte „hineinstopfen“ von Lebensmitteln befriedigt. Mit dem anschließenden Erbrechen wird ein kurzzeitiger, entspannender Zustand erreicht. Für den Körper ist dieses Essverhalten jedoch sehr ungesund.
Bei Personen mit Bulimia nervosa werden unter anderem Entzündungen der Speiseröhre, Störungen des Elektrolyt-Haushaltes, Zahnschäden sowie Mangelerscheinungen festgestellt. Über den gestörten Elektrolyt-Haushalt kann es auch zu Herzversagen kommen, vor allem bei Personen mit Untergewicht.
Die Anorexia nervosa oder Magersucht ist eine sogenannte Körperschemastörung. Die betroffene Person nimmt ihren Körper beständig als zu übergewichtig an. Selbst Personen mit starkem Untergewicht sehen sich selbst als viel zu dick.
Unter dieser Zwangsvorstellung wird die Nahrungsaufnahme auf ein Minimum reduziert, wobei vermeintlich „fett“ machende Lebensmittel im Besonderen gemieden werden. Neben der passiven Form der Magersucht gibt es auch die aktive Anorexia nervosa. Hier beschleunigt die Person den Prozess der Gewichtsabnahme durch beispielsweise: Erbrechen, Abführmittel, Einläufe, Appetitzügler und Sport. Magersucht führt ohne Therapie bzw. Hilfe von Außen zum Tod, jedoch meist nicht durch Verhungern, sondern aufgrund des geschwächten Immunsystems durch eine Infektion.
Wenn ein Kind oder ein Teenager hin und wieder keinen Appetit zeigt, ist das noch kein Hinweis auf eine Essstörung. Erst wenn sich eine permanente Abwesenheit bei der gemeinschaftlichen Nahrungsaufnahme zeigt und diese mit unterschiedlichen Ausreden begründet wird, kann Grund zur Sorge bestehen. Teenager mit Essstörungen, sondern sich immer mehr ab, ob nun im Freundeskreis oder in der Familie. Je weiter die Störung fortschreitet, desto mehr kreisen die Gedanken des Teenagers um Nahrung. Sie wird zum Thema Nummer eins. Auch das ist ein Indikator für eine Essstörung. Wenn dazu noch bisher normal Gewichtige oder übergewichtige Teenager sehr schnell an Gewicht verlieren, kann dies ein weiteres Zeichen sein.
Die meisten Kinder und Jugendlichen nehmen ihre Essstörung selbst nicht wahr. Entsprechend werden sie auf eine direkte Ansprache bezüglich einer möglichen Essstörung zunächst ablehnend reagieren. Die Erkenntnis, dass sie unter einer Essstörung leiden, kommt oft erst mit gesundheitlichen Folgen und der immer stärker werdenden gesellschaftlichen Isolation, die sie selbst herbeiführen.
Auch wenn auf die Adipositas, also das Übergewicht, das Hauptaugenmerk gelegt wird, sollten Essstörungen mit Untergewicht nicht aus den Augen verloren werden. Beim Übergewicht sind die Auslöser relativ klar. Einerseits ein Überangebot ungesunder Industrie-Nahrungsmittel und andrerseits ein immer bequemeres Leben.
Bei Essstörungen, die extremes Untergewicht zur Folge haben, sind als Hauptfaktoren ein übertriebenes Schönheitsideal und gesellschaftlicher Druck zu nennen. In praktisch allen Medien wird Erfolg und Zufriedenheit mit einer guten, sportlichen Figur gleichgesetzt.
Für Kinder und Jugendliche, die sich nicht nur in der Entwicklungsphase zum Erwachsenen befinden, sondern auch noch mit den hormonellen Umstellungen durch die Pubertät zu kämpfen haben, werden solche falschen Vorbilder oft zur Leitfigur. Im Besonderen gilt dies für Mädchen und junge Frauen, für die körperliche Attraktivität eine höhere Bedeutung besitzt als für Jungen. Allerdings zeigt sich in den letzten 30 Jahren auch bei männlichen Kindern und Jugendlichen eine deutliche Zunahme an Essstörungen wie Bulimie oder Anorexie.
Essstörungen können wie bechrieben verschiedene Ursachen haben. Die Angst zu dick zu sein, dem Idealbild nicht mehr zu genügen. Diese Angststörungen führen dazu, dass das Selbstwertgefühl leidet. Depressionen und Selbstverurteilung können die Folge sein. Es können also mehrere Ursachen zu einer Essstörung führen.
Wenn das Kinder oder der/die Jugendliche ein starkes Selbstbewusstsein entwickelt hat, sich nicht an Modeerscheinungen und körperlichen Idealvorstellungen beteiligt, dann wird es auch kaum aus diesem Grund zu einer Essstörung kommen. Diese Kinder bzw. Jugendlichen haben keine Angst nicht zu genügen. Aber andere psychische Ursachen können eintreten, wie die Angst vor einem Verlust, eine Depression, oder anderes mehr.
Je nach Fortschritt der Essstörung kann eine stationäre Psychotherapie der letzte Ausweg sein. In der Früherkennung und Prophylaxe sind Gespräche hilfreich, in denen über falsche Vorbilder aufgeklärt wird, bzw. möglichen anderen Ursachen auf den Grund gegangen werden kann.
Unter der Webseite www.bzga-essstoerungen.de der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) gibt es weiterführende Links, Hilfen und Beratungsangebote, gerade auch die Möglichkeit einer anonymen Beratung.
Für Gespräche im Unterricht oder der Jugendgruppe gibt es verschiedene Unterrichtsmaterialien für das Thema Essstörungen. Auf dem Bildungsserver Berlin-Brandenburg habe ich ein gutes Projekt "Durch dick und dünn" gefunden, sowie ein dazugehöriges PDF mit Materialien zum Thema Essstörungen.
Gerade weil man über das Thema nicht gerne spricht, und Betroffene schon erst recht nicht, oder es gar nicht wahrnehmen wollen, oder können – ist eine Auseinandersetzung trotzdem umso wichtiger. Aufklären ist wichtig. Auch aufzeigen, was mögliche Ursachen sein könnten ist wichtig. Letztendlich auch sich Gedanken darüber zu machen: wer bestimmt über mein Leben, mein Lifestyle? Durch was lasse ich mich prägen und bestimmen?
Bei Kindern und Jugendlichen sind Angststörungen insbesondere im sozialen Bereich zu finden, weniger gegen spezifische Gegenstände, Situationen oder Lebewesen gerichtet. Bei sozialen Angststörungen bzw. Phobien richten sich die Ängste auf Situationen, in denen das Kind bzw. der Jugendliche mit anderen Menschen in Kontakt kommt.
Welche konkreten Probleme können bei Kindern und Jugendlichen in der Pubertät auftreten? Kinder in der Pubertät neigen dazu, regelrechte Machtkämpfe mit den Eltern auszufechten und deren Autorität ständig in Frage zu stellen. Verbunden mit der oftmals schlechten Laune des Nachwuchses, bedingt durch das schier unbeherrschbare Gefühlschaos, ergibt sich daraus eine explosive Mischung, die für viel Zündstoff sorgt.
In der Regel werden wir nicht wissen, ob die Eltern oder ein Elternteil psychische Probleme haben, welche sich auf die Kinder bereits ausgewirkt haben. Was heißt überhaupt psychische Probleme? Jeder Mensch hat so seine Macken, mal mehr mal weniger und alles hat psychische Ursachen.
Kinder und besonders Jugendliche sind sehr gut darin, ihnen unangenehme Dinge wie Mobbing vor den Eltern und anderen Erwachsenen zu verstecken. Mobbing bei Kindern und Jugendlichen beginnt dort, wo es Spuren hinterlässt, die im schlimmsten Fall für das ganze restliche Leben haften bleiben. Es ist daher essentiell wichtig, Mobbing so früh wie möglich zu erkennen, um dann entsprechende Gegenmaßnahmen ergreifen zu können.
2024
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