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Heiße Zweikämpfe um den Ball - manch einer reagiert dann aggressiv
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Erst Anfang Dezember endete ein Fußballspiel der C-Jugend in Hannover wieder einmal in einer blutigen Tragödie: Etwa in Mannschaftsstärke hatten bei der Begegnung zwischen dem Mühlenberger SV und der Arminia Hannover III Spieler auf den 18jährigen Schiedsrichter eingeprügelt und diesen getreten. Der Unparteiische erlitt mehrere Gesichtsverletzungen, die im Krankenhaus behandelt werden musste und klagte über Schmerzen am ganzen Körper.
Ein Verfahren wegen Körperverletzung wurde eingeleitet, außerdem kündigte der SV Mühlenberg Folgen an. Als Option steht etwa im Raum, die C-Jugend aufzulösen. Das Problem mit der Gewalt im Fußball, insbesondere im Jugendfußball, ist aber beileibe nicht neu, sondern zieht sich quer durch die Republik.
Jugendfußball: im Tor stehen und jeden Ball halten...
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Am Institut für Kriminologie der Universität Tübingen wurde deshalb in Zusammenarbeit mit dem Württembergischen Fußballverband sogar eine Pilotstudie durchgeführt. Das Thema: „Gewaltphänomene im (Amateur-)Fußball“. Untersucht wurden im Rahmen der Studie neben den typischen Erscheinungsformen von Gewalt im Fußball auch die Reaktionen darauf, also ob es Lösungsstrategien oder Sanktionen seitens der Vereine als Reaktion auf die Gewalt gibt. Der Fokus der Studie lag in erster Linie auf Faktoren, die sowohl bei Tätern als auch bei Opfern kriminologisch relevant waren. Also neben Alter und Geschlecht beispielsweise auch die regionale und ethnische Herkunft. Für die Untersuchung herangezogen wurden die Urteile von Sportgerichten aus den Spielzeiten von 2009 bis 2011, in welchen schwere Vergehen geahndet wurden. Herangezogen wurden auch sämtliche Spielabbrüche sowie die tätlichen Angriffe auf Schiedsrichter. Ergänzend dazu wurden die Schiedsrichter im Verbandsgebiet des Württembergischen Fußballverbandes befragt.
Entgegen des Eindrucks in den Medien kam die Studie zu dem Schluss, dass sich die Situation für die Schiedsrichter verbessert habe. Dies wurde durch einige Regeländerungen erreicht, die in der Spielzeit 2010/11 eingeführt wurden. Zu den Neuerungen gehörte etwa der Einsatz von gekennzeichneten Platzordnern, was von den Unparteiischen positiv beurteilt wurde.
Dass Gewalt am Fußballplatz stärker wahrgenommen wird, liegt nicht zuletzt an der Berichterstattung in den Medien. Denn durch die schnelle Verbreitung, unter anderem über Social-Media-Kanäle, kann selbst aus einer kleinen Keilerei am Rande einer Begegnung eine Spirale der Gewalt entstehen. Thaya Vester, die maßgeblich an der Tübinger Studie mitgewirkt hat, warnt vor einer Überzeichnung der Vorkommnisse.
Denn Gewalt hat es im Umfeld eines hochemotionalen Sports wie Fußball schon immer gegeben. Neben der Tatsache, dass die Entscheidung des Schiedsrichters das Ergebnis einer Begegnung maßgeblich beeinflussen kann, spielt es auch eine Rolle, dass die Zuschauer enthemmter reagieren. Einerseits, weil auf den Zuschauerrängen häufig Alkohol im Spiel ist, andererseits aber auch, weil Ausschreitungen meist folgenlos bleiben.
Wenn die Kids um den Ball kämpfen, dann streiten oft die
Erwachsenen am Spielfeldrand. Keine guten Vorbilder...
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Ein spezielles Problem im Jugendfußball besteht darin, dass auf den Zuschauertribünen häufig die Eltern der Spieler sitzen. Diese projizieren nur allzu oft die Erwartungen an eine eigene sportliche Karriere - die allzu oft nicht gelungen ist - auf ihre Kinder. Die hochkochenden Emotionen seitens der Zuschauer werden wiederum von den Spielern auf dem Feld wahrgenommen und führen letztlich erst dazu, dass eigentlich harmlose Situationen eskalieren können.
Aber auch zu ehrgeizige Trainer heizen die aggressive Stimmung auf. Für den Trainer ist eine Fehlentscheidung eines Schiedsrichters oftmals schwer zu verkraften, denn ein verlorenes Spiel kratzt auch am Image des Trainers. Und wenn ein Trainer sich nicht im Griff hat, dann ist die Lunte schon gezündet.
Die Kids sind da nur Leidtragende, die eigentlich nur spielen wollen. Doch die Kinder sehen auch ihre Eltern, die wie von Sinnen manchmal tobend am Spielfeldrand stehen, den Gegner, den Schiedsrichter, die gegnerischen Eltern aufs wüsteste beschimpfen und sich asozial aufführen. Kein gutes Vorbild und dann wundert es nicht, wenn ein Spiel mal aus den Fugen gerät.
Eigentlich sollte der Sport als Ausgleich dienen für den täglichen Stress, egal ob nun in der Schule oder am Arbeitsplatz. Denn durch Sport lässt sich so mancher Frust abbauen. Doch leider führt falscher Ehrgeiz der Erwachsenen dazu, dass der Frust am Gegner und am Schiedsrichter ausgelassen wird. Das Fairplay sollte wieder in den Mittelpunkt rücken. Das geht aber nur, wenn die Erwachsenen damit anfangen.
Anmerkung: Gewalt gibt es nicht nur im Fußball. Auch in anderen Sportarten gibt es diese Gewalt - sogar außerhalb des Sports – ausgelöst durch überehrgeizige Eltern, die für ihre Kids „kämpfen“.
Fußball-Jugendmannschaft - ein Team ©: scarlett - Fotolia
Dezember 2014
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