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Trennung vom Elternhaus - es gibt viele Ursachen | ©: Ilka Burckhardt - Fotolia
Wenn von der vermeintlich guten alten Zeit gesprochen wird, kommt unweigerlich das Thema Großfamilie und mehrere Generationen unter einem Dach zur Sprache. Doch war das damalige Modell, in dem die Kinder viel länger als heute bei den Eltern wohnten, wirklich die bessere Lösung? Warum gibt es dann heute so viele Single-Haushalte? Nie zuvor lebten in Deutschland mehr Menschen alleine als heute.
Tatsächlich waren die noch bis in die 1960er-Jahre bestehenden Familienstrukturen, bei denen die Kinder erst auszogen, wenn sie selbst eine Familie gründeten, eher Zwangsgemeinschaften als glückliche Familien. Es war schlicht das fehlende Geld, das viele Kinder daran hinderte, den Zwängen der Eltern zu entkommen. Einen eigenen Haushalt zu gründen, kostete damals weit mehr als heute und auch der Gesetzgeber sah eine lange Bindung der Kinder an die Eltern vor.
Wie groß die Zahl der Familien ist, in denen sich Eltern und Kinder nichts mehr zu sagen haben, lässt sich nicht einmal ansatzweise schätzen. Wer würde in einer Umfrage schon zugeben, dass kein Kontakt mehr zu den Eltern besteht und erst recht nicht umgekehrt? Schließlich besitzt „Familie“ auch heute noch ihren Stellenwert in der Gesellschaft und es ist oftmals ein Tabu, über die tatsächlichen Verhältnisse zu reden. Doch die Statistik ist da eindeutig:
41,8 % Singlehaushalte
29,9 % Mehrpersonenhaushalte ohne Kinder
28,3 % Mehrpersonenhaushalte mit Kindern
Natürlich bedeutet die hohe Zahl an Singlehaushalten nicht, dass überall Eiszeit zwischen den Eltern und den ausgezogenen Kindern herrscht, ein Indiz für einen nicht unerheblichen Anteil ist es aber doch.
Es kommt nur sehr selten vor, dass Eltern ihre Kinder nicht mehr sehen wollen, wohl aber umgekehrt.
Vorwurf - Zurechtweisung - Kritik
©: katrin_timoff - Fotolia
Die Gründe, warum Kinder ihre Eltern nicht mehr sehen wollen, sind sehr unterschiedlich und manchmal auch nicht nachzuvollziehen. Da gibt es natürlich die üblichen Verdächtigen wie Gewalt, sowohl körperlich wie psychisch. Die Dominanz eines Elternteils kann ein weiterer Grund sein. Beständige Skepsis an den Fähigkeiten des Kindes oder übertriebene Fürsorge, selbst wenn das „Kind“ längst erwachsen ist. Es gibt aber auch Elternhäuser, in denen scheinbar nichts zu erkennen ist, was ein Kind veranlassen könnte, den Kontakt abzubrechen. Die aus Essen stammende Therapeutin Claudia Haarmann weiß jedoch durch ihre Praxis, dass in vielen scheinbar funktionierenden Familien oft die Kommunikation fehlt. Neben den physischen Sicherheiten gibt es auch die kommunikative Bindung, die für Halt und Sicherheit auf seelischer Ebene sorgt. Es wird, kurz gesagt, zu wenig miteinander geredet.
Moralpredigt | ©: Sandy Schulze - Fotolia
Viele Eltern übernehmen hierbei das Erbe ihrer Väter und Mütter, die dies wiederum selbst geerbt haben. Dass sich die Kinder loslösen wollen, dass sie die ein oder „Bedrängung“ oder „Bevormundung“ nicht mehr wollen sehen viele Eltern gar nicht. Viele Eltern sehen in sich nicht die Ursache. Warum auch, denn sie haben ja das Gefühl seit Geburt an, alles für das Kind zu seinem Besten getan zu haben. Kapselt sich das Kind nun von den Eltern ab, gar kommt es zu einer radikalen Trennung und Funkstille, sind die Eltern überfordert und verstehen die Welt nicht mehr. Eine sehr schwierige Zeit beginnt.
Wenn ein Kind nichts mehr mit seinen Eltern zu tun haben will, so ist dies meist eine Flucht. Eine Flucht, die von Schuldgefühlen und Schuldzuweisungen geprägt ist. Eine Patentlösung, wie Kinder und Eltern wieder zusammenfinden können, gibt es nicht. Es sind sehr individuelle Muster und oft braucht es eine unterschiedlich lange Stabilisierungsphase, bevor wieder eine Annäherung des Kindes an die Eltern erfolgt. Mit Ausnahme sehr schwerer Fälle von Gewalt und Missbrauch, sehnen sich „Kinder“ früher oder später wieder nach ihren Eltern. Aber auch die Eltern können „an sich arbeiten“ und das Kind „verstehen lernen“. Schwer ist es die eigene Bedrängung, gut gemeinte Ratschläge als „Bevormundung“ dem Kind gegenüber zu erkennen. Das Verstehen lernen ist für Eltern hier ganz besonders schwer. Man hat es ja gut gemeint.
Auf der anderen Seite ist es für Kinder schwer ihre Eltern zu verstehen. Vater und Mutter haben ihre eigene Geschichte. Ihre eigenen Gefühle und Einstellungen – vererbt durch die Erziehung ihrer Eltern – lassen sich diese Verhaltensweisen nicht so einfach abschütteln. Lernen beide Parteien sich selbst besser verstehen und lernen den anderen zu verstehen – desto eher klappt es wieder zueinanderzufinden.
Juni 2023
Wenn die Kids einen liebevollen gelassenen Umgang und keine Maßregelungen bzw. Kritik erleben, sondern einen Freiraum, dass sie sich selbst ausprobieren dürfen, hilft das diesen „in Watte gepackten“ Kindern ungemein.
Mit dem eigenen Kind „wirklich“ zu reden, ist für viele Eltern ein schwieriges Unterfangen. Es wird meist halbherzig begonnen und gleich wieder abgebrochen. Je nach Lage endet es in gegenseitigen Vorwürfen oder einfach in Schweigen. Doch warum ist das so schwer und wie können Eltern ihren Kindern im Gespräch begegnen, damit ein offener Dialog entsteht?
Die Jugend lässt sich nicht halten, einfach irgendwie einpferchen – Deckel drauf und Schluss, sondern braucht Zeit um sich zu entfalten. Wer kennt das nicht von sich selbst? Und doch sind wir mit der Jugend, mit unseren Kindern, mit unseren Schülern ungeduldig. Am liebsten würden wie sie einsperren, zurechtweisen, ihnen sagen was sie zu tun und zu lassen haben – ihnen einen Riegel vorschieben. Manche Eltern, Erzieher, Lehrer, Jugendleiter denken: nur brave Kids sind gute Kids.
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