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Bindungsentwicklung werden die drei Phasen genannt, in denen ein Neugeborenes eine Bindung eingeht, in der Regel mit der Mutter. Interessant ist hierbei, dass die Verbindung zwischen Mutter und Kind nicht sofort nach der Geburt aufgebaut wird. Durchschnittlich dauert es 2 Monate, bis aus der sogenannten Vorbindungsphase die zweite Phase der Bindung entsteht. Diese zweite Phase dient eher der Orientierung hin zu einem vertrauten Personenkreis, Mutter, Vater, Geschwister etc. und dauert ungefähr bis zum 7. Lebensmonat des Kleinkindes. Vom 7. Monat bis zum 5. Lebensjahr tritt die dritte Phase in Kraft. Dies ist zugleich der Moment, wo erste Bindungsängste, Trennungsängste oder auch Verlustängste entstehen. Das Kleinkind klammert sich an die Mutter und beginnt zu weinen, wenn es an eine fremde Person weitergereicht wird. Doch in diesem Stadium ist dies völlig normal und gehört zur Entwicklung des Kleinkindes. Ältere Kinder können Angst davor haben, alleine in die Kita zu gehen oder allgemein kurzfristig alleine gelassen zu werden. Auch das ist eine völlig normale Reaktion.
Zeigen sich diese Ängste jedoch weit über das 5. Lebensjahr hinaus, wird in der Medizin von emotionalen Störungen des Kindesalters gesprochen.
Angst davor, dass sich die Eltern trennen könnten | ©: OpenClipart-Vectors from Pixabay
Ein sehr bekanntes und oft falsch interpretiertes Symptom bei Verlustängsten ist das Bettnässen. Appetitlosigkeit, Bauchschmerzen, eine schwache Immunabwehr oder Reizhusten sind weitere mögliche Symptome. Ähnlich auffällig wie das Bettnässen ist Stottern.
Diese Symptome können sich vom Kindesalter bis in die Jugendzeit und darüber hinaus bis in das Erwachsenenalter erstrecken. Praktisch immer entstehen Verlustängste als emotionale Störungen bereits im Kindesalter, nur sehr selten erst in der Pubertät und praktisch nie im Erwachsenenalter.
Ausnahmen davon können hoch traumatische Erlebnisse sein, etwa ein Unfall, bei dem eine enge Bezugsperson verstirbt. Für Kleinkinder und Kinder sind die Grenzen dessen, was ein Trauma ist, weit enger gesteckt als für Jugendliche und Erwachsene. So kann der Weggang eines Elternteils, etwa aufgrund einer Scheidung, eine emotionale Störung mit Verlustängsten auslösen. In diesen Momenten projiziert das Kind seine Verlustangst auf den anderen Elternteil.
Angst vor einem Verlust | ©: NoName_13 from Pixabay
Das führt zu dramatischen Szenen, wenn beispielsweise die Mutter nur kurz einkaufen gehen will und das Kind alleine zu Hause bleiben soll. Ändert sich an diesem Verhalten über mehr als einen Monat nichts, kann von einer verfestigten emotionalen Störung ausgegangen werden. Die Verlustangst hat sich manifestiert.
Nicht selten wird Bettnässen im Jugendalter oder auch Stottern als etwas abgetan, was sich „auswächst“. Tatsächlich gelingt es den meisten Jugendlichen mit dieser Problematik, ihre Ängste bis zu einem gewissen Grad zu unterdrücken. Manchmal werden Kinder auch gezwungen, ihre Verlustängste zu unterdrücken, indem sie zu Hause alleine eingesperrt werden oder in die Kita bzw. die Vorschule gebracht und dort zurückgelassen werden. Ist die emotionale Störung nicht sehr hochgradig ausgebildet und zeigt sich nicht in hysterischen Anfällen, wird sich das Kind trotz seiner Ängste fügen. Heilung bedeutet dies jedoch nicht und die Symptome werden bleiben. Kommt es dann auch noch zu Bestrafungen, weil zum Beispiel das Kind in der Nacht ins Bett gemacht hat, wird sich das Kind mehr und mehr emotional zurückziehen. Gleiches gilt auch für das Symptom stottern (Mobbing durch andere Kinder). Ebenso wird das Immunsystem beeinträchtigt und die Gefahr einer zusätzlichen körperlichen Erkrankung steigt.
Erwachsene, die in der Kindheit eine emotionale Störung erworben haben, ziehen sich in der Regel aus dem sozialen Leben zurück beziehungsweise gehen es gar nicht erst ein.
Auch wenn es sehr selten vorkommen wird, dass sich ein Kind oder ein Jugendlicher mit Verlustängsten einer Jugendgruppe anschließt, kann es trotzdem sein. Neben den Ängsten sind Kinder und Jugendliche auch von ihren Emotionen getrieben und suchen das Neue, meist jedoch nicht in dem Maße wie ein gesundes Kind. Eine Jugendgruppe stellt hier einen aus Sicht des Kindes relativ gefahrlosen Raum dar.
Im besten Fall kann das Kind oder der Jugendliche davon überzeugt werden, die nächstgelegene Einrichtung der Jugendhilfe aufzusuchen. Die Einwilligung der Eltern ist hierzu nicht notwendig. Allerdings ist es aktuell (Stand 2023) eher Glückssache, von der Jugendhilfe tatsächlich Hilfe zu bekommen. Die beste Hilfe wäre eine ambulante Therapie und dafür ist in Deutschland aktuell gut ein halbes Jahr Wartezeit einzurechnen.
Ein oder eine Jugendleiterin kann aber darüber hinaus versuchen, das Kind oder den Jugendlichen in die Gruppe einzubinden. Das hört sich jedoch leichter an als es ist. Die Kinder haben oft schon einen langen Leidensweg hinter sich und werden selbst auf scheinbar harmlose Bemerkungen sehr sensibel reagieren. Zugleich brauchen sie Betreuung, die letztlich in eine Ersatzbindung ausartet. Dafür müssen Jugendleiter:innen einerseits bereit sein und andrerseits auch in der Lage, die Zeit dafür aufzubringen.
Das Schlimmste wäre, dass eine Bindung hergestellt und diese dann, vielleicht aus Zeitmangel, wieder abgebrochen wird. Nur ein weiterer Vertrauensverlust für das Kind. Auf jeden Fall sollte die Gruppe auf die Symptomatik des Kindes oder des Jugendlichen sensibilisiert werden. Das ist dann gleichzeitig eine Übung in respektvollem Umgang miteinander.
Bei Kindern und Jugendlichen sind Angststörungen insbesondere im sozialen Bereich zu finden, weniger gegen spezifische Gegenstände, Situationen oder Lebewesen gerichtet. Bei sozialen Angststörungen bzw. Phobien richten sich die Ängste auf Situationen, in denen das Kind bzw. der Jugendliche mit anderen Menschen in Kontakt kommt.
Das Vertrauen in die Menschen hat für ein Kind durch eine Scheidung oft einen schweren Sturz erlitten und so entstehen vor allem bei jungen Erwachsenen Zweifel und Sorgen in Bezug auf eine eigene Beziehung. Scheidungskinder gehen vorsichtiger neue Beziehungen ein und haben auch größere Angst selbst eine eigene Familie zu gründen.
Immer wieder kommen Kinder und Jugendliche in die Jugendgruppen, die ängstlich sind und sich weniger wie andere zutrauen. Um solche Kinder verstehen zu lernen ist es wichtig zu wissen woher Ängste kommen können. Leichtsinnig und fahrlässig wäre es, wenn man diese Kinder als Angsthasen bezeichnet bzw. zwingt Dinge zu tun, vor denen sie Angst haben ohne genau die Dimension der Ängste zu ergründen.
Der Begriff Mentaltraining beschreibt verschiedene psychologische Methoden, durch welche sich soziale und emotionale Kompetenz, aber auch mentale Stärke, das Selbstbewusstsein und die Belastbarkeit stärken lassen.
Kennt ihr das sicherste Mittel, euer Kind unglücklich zu machen? Gewöhnt es daran, alles zu bekommen! Denn seine Wünsche wachsen unaufhaltsam mit der Leichtigkeit ihrer Erfüllung.
Durch das Einfühlungsvermögen (Empathie) sind wir in der Lage uns in das Kind/den Jugendlichen einzufühlen und die Bedürfnis-Motive und Gefühle verstehen zu lernen. Ebenso gelingt es in Konfliktsituationen (Konflikte des Kindes mit sich selbst, oder mit anderen) dem Kind zu helfen, sich über seinen eigenen Gefühle und die dahinter versteckten Bedürfnisse im Klaren zu werden und ihm Wege zur Lösung aufzuzeigen. Für den Jugendleiter bedeutet das: Zeit haben, Zuhören können, Emotionale Intelligenz besitzen.
Der Tod gehört zum Leben dazu. Trotzdem wollen viele Eltern ihre Kinder so lange wie möglich vor der Auseinandersetzung mit dem Tod schützen. Doch Verluste sind Teil des Lebens und niemand kann davor geschützt werden, so die Pädagogin Trudi Kühn.
Wie oben beschrieben können Verlustängste sich aus der frühesten Kindheit aus entwickeln. Eine sehr starke Beziehung zu Vater, Mutter, Opa oder Oma kann dazu führen, dass wenn zum Beispiel ein Geschwisterchen kommt das Kind merkt, dass die Mutter oder Vater weniger Zeit haben. Oder ist Oma und Opa zu Besuch, steht das kleine Kind im Mittelpunkt. Es fühlt sich wohl. Doch geht der Besuch von Oma, Opa wieder nach Hause, fühlt sich das Kind „verlassen“ – zurückgelassen. Im Prinzip ist es auch mit dem Gang in den Kindergarten. Dort wird das Kind von den Eltern „zurückgelassen“, da die Eltern ja wieder nach Hause gehen oder zur Arbeit. Daher ist eine Eingewöhnungszeit im Kindergarten ja heutzutage so wichtig. Nach einem längeren Urlaub mit den Eltern kann es vorkommen, dass das Kind wieder „eingewöhnt“ werden muss. Diese Angst, von Vater, Mutter oder einer Bezugsperson wie Oma, Opa oder jemanden anderen verlassen, ja zurückgelassen zu werden kennt jeder von irgendwoher, oder sogar von sich selbst.
Auf Ferienfreizeiten, oder im Schullandheim kann sich Verlustangst vielleicht auch unter dem Stichwort „Heimweh“ zeigen. Das Kind ist vielleicht das erste Mal länger alleine von zu Hause weg. Da kommt es oft vor, dass das ein oder andere Kind die Eltern vermisst. Da muss nicht mal etwas vorgefallen sein, wie z.B. Mobbing, oder irgendwelche dummen Sprüche von anderen Teilnehmern, Lehrern oder Betreuern, aber das Kind fühlt sich „allein“. Zum Thema „Heimweh“ gibt es einen Artikel in der Jugendleiterschulung.
Verlustangst ist überwindbar. Denn es besteht zunächst einmal kein Grund Angst zu haben. Denn Vater und Mutter haben ja das Kind immer noch lieb, Opa und Oma gehen ja nur nach Hause, kommen aber bald wieder. Auch das Thema Heimweh kann – muss aber nicht immer – etwas mit Verlustangst zu tun haben. Trotzdem ist auch dies überwindbar.
Das Thema Verlustängste ist ein Thema, welches viele Menschen betrifft. Mal mehr, mal weniger. Damit umzugehen und überhaupt zu bemerken, dass das ein oder andere Symptom damit zusammenhängt ist was anderes. Es kann ja auch durchaus sein, dass man das ein oder andere Verhalten eines Kindes überhaupt nicht in den Zusammenhang mit Verlustangst, oder „verlassen zu werden“ in Zusammenhang bringt. Diese im Kindesalter entwickelte Angst kann sich dann unbemerkt bis ins Erwachsenenalter fortziehen. Als Jugendlicher, als Erwachsener kann man in ähnlichen Situationen einen Zusammenbuch erleiden, weil die Situation des „verlassen Werdens“ eingetreten ist. Z.B. ein Todesfall, eine Beziehung wurde von der anderen Person abrupt beendet, oder man wurde gekündigt (auch so eine Art von Verlust bzw. Trennung), oder erlebt eine Zurückweisung.
Dann kann es passieren, dass der Mensch unter dieser Trennung, diesem Verlust zusammenbricht. Ein Trauma aus der Kindheit tritt hervor. Aber das Leben geht weiter. Es gibt immer Lösungen und andere, neue Wege. Nur ist es ziemlich schwer dies dann zu vermitteln, ja das geknickte Kind, den depressiven Jugendlichen, den frustrierten Erwachsenen wieder „aufzubauen“.
Wer seine Auslöser kennt, sich nicht in seinen Ängsten verliert, sondern versucht diese „Gedanken“ zu durchbrechen reduziert die Angst. Und eine Zurückweisung heißt ja noch lange nicht, dass man nichts wert ist. Dein Selbstwertgefühl, dein Selbstbild braucht da überhaupt keinen Schaden zu nehmen – ja baue es eher durch eine positive Einstellung weiter aus. Werde unabhängiger, selbstständiger, verlasse Deinen kindlichen Einstellungen und Gefühle aus der Kindheit.
Juli 2023
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